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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Seine Rolle war schon festgelegt. Er würde den Stützpunkt übernehmen, der einige Meilen von Mus entfernt eingerichtet werden sollte. Sie hatten genug Lebensmittel und Wasser für zehn Tage. Bei sorgfältiger Einteilung konnte das sogar noch länger reichen. In der ersten Nacht wollten Modesty und Willie zu Fuß nach Mus gehen – heute nacht, wurde ihm mit leisem Erschrecken klar. Darüber hinaus hatten sie noch keine festen Pläne. Sie würden so vorgehen, wie es sich aus ihrer Erkundung ergab.
    «Wir werden die meisten der kleinen Handfeuerwaffen bei dir lassen, Steve», hatte Modesty gesagt. «Sobald wir einmal wissen, worum es im wesentlichen geht, werden wir zurückkommen und holen, was wir brauchen.» Sie lächelte. «Du weißt, wie man mit einer CAR-15 umgeht, und es könnte sein, daß wir einen zusätzlichen Schützen brauchen, wenn dir danach zumute ist.»
    Collier dachte an eine andere Gelegenheit und einen anderen Ort, als er in einer entsetzlichen Nacht im Gebrauch der Colt-Automatic unterwiesen worden war. Und er dachte an Dinah Pilgrim.
    «Ja», sagte er. «Mir ist danach zumute.»
    Die Sonne stand jetzt sehr tief und lag direkt achtern. Skeet Lowry hatte die Maschine zur Landung auf einen östlichen Kurs schwenken lassen. Sie verloren an Höhe und sanken in das Dämmerlicht ab, das schon über der Wüste lag. Ein Felsrücken ragte backbord auf. Das Motorengeräusch veränderte sich und wurde ein wenig leiser.
    Es gab keinen Ruck, nur das plötzliche Vibrieren der Räder auf der kiesbedeckten Fläche, als Skeet Lowry, der beim Fliegen mit seiner Maschine zu verschmelzen schien, die Cessna so zart auf dem Boden landen ließ, wie ein Schmetterling sich auf ein Blatt niederläßt.
    Collier schluckte heftig. Noch immer bewegten sie sich schnell voran, und vor ihnen beschrieb der Felsrücken eine scharfe Kurve. Sie rasten auf eine Felswand zu.
    «Mach dir keine Sorgen», sagte Modesty. «Nicht bei Skeet.»
    Das Flugzeug hielt genau zwanzig Meter von der Stelle entfernt, wo ein breiter Einschnitt die abfallende Felswand spaltete. Der Motor verstummte, die Vibration hörte auf, und Skeet Lowry kletterte lässig aus seinem Sitz.
    «Fünf Minuten, Skeet», sagte Modesty. «Schnall das Wasserfaß bitte ab, Willie.»
    Sie öffnete die Tür und stieg aus. Collier folgte ihr.
    Die Sonne war jetzt hinter dem Horizont verschwunden, und plötzlich war es beinahe dunkel. In erstickenden Wellen stieg die Hitze vom Boden auf. Er achtete nicht darauf.
    «Du wirst schwitzen, und nachts wirst du frieren», hatte Modesty gesagt. «Laß nichts auf dich einwirken.
    Das ist es nämlich, was dich fertigmacht. Erschöpfung ist zu fünfzig Prozent ein geistiger Vorgang.» Sie blickte jetzt zu dem Einschnitt hinüber. «Wenn wir unsere Sachen ausgeladen haben, werden wir da durchschauen», sagte sie. «Das sieht vielversprechend aus.»
    Der Lichtstrahl traf Collier wie ein physischer Schlag. Es war eine Art Scheinwerfer, der von dem abfallenden Rand des Felseinschnitts ausging und einen großen Lichtkreis auf den Boden warf. In der Mitte dieses Kreises stand Dinah Pilgrim. Sie trug ein Hemd und eine lange Hose und stand ganz allein, das Gesicht ihm zugewandt, zwanzig Schritt entfernt. Irgend etwas war über ihren Mund gebunden, und ihre Hände waren auf dem Rücken.
    Eine kurze Schußfolge aus einer Maschinenpistole ließ wenige Schritte zu ihrer Linken Sand und Kies aufspritzen. In dem darauffolgenden Schweigen sprach eine Stimme, die aus der Dunkelheit hinter Dinah kam: eine weiche, kultivierte, belustigte Stimme, die eine plötzliche verzweifelte Übelkeit in Colliers Kehle aufsteigen ließ.
    «Ein herzliches Willkommen unserer kleinen Schar von Brüdern», sagte Delicatas Stimme. «Und Schwestern, natürlich. Ich hasse es, auf etwas hinzuweisen, das an sich völlig klar sein sollte, Miss Blaise. Aber die kleine Pilgrim kriegt beim ersten Anzeichen von Feindseligkeit Ihrerseits oder von Seiten Ihrer beiden Sancho Pansas eins in ihr hübsches Gehirn verpaßt.» Langsam wie ein Mann mit steifem Genick wandte Collier den Kopf halb zur Seite. Er sah Willie Garvin umrahmt von der Türöffnung des Flugzeugs, die Klinge eines Messers zwischen Finger und Daumen haltend.
    Er sah den 32er Colt in Modestys Hand und begriff, daß sie ihn in dem Augenblick gezogen haben mußte, als der Scheinwerfer aufflammte. Er sah sie langsam den Sicherheitshebel herunterdrücken und ihren Griff dann so lockern, daß der Revolver am Abzugschutz von

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