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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hatte er russische und amerikanische Düsenjäger für die einander bekämpfenden Parteien in den Fernen Osten gebracht. Er hatte als Pilot einer Fluggesellschaft große Düsenmaschinen geflogen.
    Er hatte Waffen, Gold, Rauschgift und Menschen auf der Flucht befördert. Skeet Lowry flog als käuflicher Pilot, legal oder illegal, und er bildete sich kein persönliches Urteil über denjenigen, der ihn anheuerte, ebensowenig über den Zweck, zu dem dies geschah. Er fühlte sich an niemand gebunden als an denjenigen, der ihn für seinen Job bezahlte. Er flog einfach.
    Während der Jahre, in denen sie das ‹
Netz
› betrieb, hatte Modesty dreimal seine Dienste in Anspruch genommen, weil er äußerst verläßlich war. Niemals jedoch war er ein Mitglied ihrer Organisation gewesen.
    Er war ein freilebender Weltenbummler-Typ.
    «Woher kriegen Sie den Treibstoff für den Rückflug, Skeet?» fragte Willie.
    «Habe drei Wochen Tag für Tag Sprit und Wasser hinausgeflogen, ehe ich die Leute mitnahm.» Skeet Lowry zwängte sich durch die vollgepackte kleine Kabine in das Cockpit durch. «Hab ein ganz ordentliches Lager dort.»
    «Skeet», sagte Modesty, «haben Sie in Mus irgend etwas Ungewöhnliches bemerkt? An Leuten, die Sie hinüberflogen? Gab es Anzeichen eines weiteren Flugzeugs? Hat Tangye sich irgendwie sonderbar benommen?»
    Er hielt inne und schaute sie an. Für einen kurzen Augenblick huschte eine leise aufflackernde Belustigung über das gleichmütige Gesicht und war gleich darauf wieder verschwunden. «Ich, Madam?» fragte er höflich. «Wann sollte ich so etwas bemerken? Ich fliege einfach hinaus und wieder zurück.» Er ging vor in das Cockpit und ließ sich im Pilotensitz nieder.
    Willie schaute zu Modesty und sagte: «Noch derselbe wie immer.»
    Der Motor hustete und brüllte auf.
    Collier machte seinen Sicherheitsgurt fest und sagte:
    «Wohl ein alter Freund? Dann haben wir noch einen mehr auf unserer Seite.» Modesty schüttelte den Kopf. «Skeet fliegt nur. Er ist auf niemandes Seite. Aber Presteign hat ihn ausgewählt, und Presteign bezahlt ihn, darum wird er den Anweisungen des Briefes folgen. Das heißt jenen, die das Fliegen betreffen. Darüber hinaus will er nichts wissen.»
    Das Atlas-Gebirge lag weit hinten im Norden. Die Cessna hatte die endlosen Dünen des großen Westlichen Erg überquert und schwebte jetzt über dem braunen, von Horizont zu Horizont reichenden Teppich, aus dem sich hier und dort Inseln aus grauem Fels erhoben, die die Ebene aus Sand und Kies durchstoßen hatten.
    Es war im Flugzeug nicht übermäßig heiß, doch die sengenden Strahlen der Sonne von Backbord her hatten etwas Grausames. Dies und die unter ihnen sich ausbreitende, unfruchtbare Endlosigkeit erweckten in Collier ein beinahe beängstigendes Gefühl der Bedeutungslosigkeit.
    Während der vergangenen drei Stunden des Fluges hatte er nur ein einziges Mal ein Anzeichen von Leben entdeckt – einen Zug von zehn Kamelen, vermutlich mit Reitern, die sich vor dem gelblichen Hintergrund wie nebeneinandergesetzte Tupfen ausnahmen. Zweimal hatten Modesty und Willie Gazellen gesehen, aber obwohl Collier seine Augen noch so anstrengte, hatte er sie nicht entdecken können. «Du mußt deine Augen an die veränderte Landschaft erst gewöhnen», sagte Modesty. «Ob Dschungel, Wüste oder Stadt – überall gibt es eine andere Art des Sehens.
    Mit ein bißchen Übung kommt das schon.»
    Die Sonne stand tief, als Skeet Lowry die Schalter auf automatische Steuerung umstellte und das Cockpit verließ. Die Cessna war ein ruhiges Flugzeug, aber er mußte seine sanfte Stimme doch ein wenig heben, um sich verständlich zu machen.
    «Setze Sie in dreißig Minuten ab, Madam», sagte er zu Modesty. Seine Anrede ‹Madam› war weder unterwürfig noch ironisch gemeint, sondern ein gewohnheitsmäßiger Ausdruck gleichmütiger Höflichkeit.
    «Wie sieht denn der Platz aus, Skeet?» fragte sie.
    «Ebene Sandfläche und Kies. Zieht sich längs eines flachen, gewundenen Hügelkamms hin. Kein Wasser.»
    Er zuckte die Achseln. «Kein Wasser auf eine weiß Gott wie weite Entfernung. Aber ich habe ein zusätzliches Faß für Sie geladen, wie der Agent es mir auftrug. In Ordnung?»
    «Danke.»
    Er kehrte zu seinen Instrumenten zurück.
    «Es sieht besser aus, als es hätte sein können», sagte Modesty zu Collier. «Dieser gewundene Höhenzug wird dir Schutz vor der Hitze geben. Wenn wir ein bißchen Glück haben, finden wir eine Höhle.»
    Collier nickte.

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