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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Wachen konnten einer Bestechung durchaus zugänglich sein.
    Seine Gedanken konzentrierten sich auf Delicata, denn bei ihm konnte er, Collier, vielleicht etwas erreichen, das außerhalb Modestys und Willies Möglichkeiten lag.
    Einen Anfang hatte er schon gemacht und dadurch vielleicht sein Leben gerettet. Er hatte Delicata zum Lachen gebracht, zu einem herzhaften Lachen, und damit sein Interesse auf sich gelenkt. Der Große würde es genießen, einen Spaßmacher, einen Hofnarren um sich zu haben; ein Mann in dieser Rolle genoß vielleicht sogar kleine Privilegien.
    Collier bereitete sich darauf vor, seine Rolle weiterzuspielen, aber er wußte, daß das sorgfältig geschehen mußte. Jetzt war nicht der Augenblick, sich dümmlich spaßhaft aufzuführen, denn in Delicatas Verhalten zeigte sich eine Veränderung. Er betrachtete den wachsenden Haufen Gegenstände, während Gabriel und McWhirter methodisch jeden Zentimeter der Kleider untersuchten, und auf dem großen, glatten Gesicht lag eine rätselhafte Kälte.
    Collier schaute zu dem Haufen hin. Es gab ein paar Dinge, die er nicht kannte, doch die meisten waren ihm vertraut: der Colt und die kleine MAB-Automatic; Willies zwei Wurfmesser, die in dem ledernen Harnisch steckten, und zwei ähnliche Messer, die aus den dicken Sohlen seiner Kampfstiefel herausgeholt worden waren.
    Eine zwanzig Zentimeter lange Metallröhre aus einer Hüfttasche in Modestys Hose, die auseinandergezogen einen Bogen ergab; dünne Stahlstäbe, die aneinandergeschraubt zu Pfeilen wurden; eine Ampulle mit betäubenden Nasentropfen; eine Schlinge und ein halbes Dutzend runde Bleikugeln. Ein Kongo, jenes kleine, einer länglichen Hantel ähnliche Stück polierten Holzes, das er Modesty schon mit so tödlichem Effekt hatte anwenden sehen. McWhirter registrierte alles sorgsam in einem schwarzen Notizbuch. Es schien sinnlos, und Collier vermerkte diese Tatsache; McWhirter schien ein von innerem Zwang diktiertes Bedürfnis zum Notizenmachen zu haben.
    Gabriel tastete an der Manschette von Modestys Hemd herum, nahm ein Messer und schlitzte den Saum auf. Er zog ein rechteckiges Stück hauchdünnen Bleis heraus, das wie eine Versteifung in der Manschette steckte.
    «Was zum Teufel ist das?» fragte McWhirter.
    Gabriel knetete das Blei zu einem Klumpen zusammen und wog es in der Handfläche ab. Dann sagte er:
    «Reiß den Ärmel ab, und du hast etwas, das du wie einen Morgenstern auf jemand losschleudern kannst.»
    Seine Augen ruhten voll giftigen Hasses auf Modesty. McWhirter kicherte. «Kein Wunder, daß sie sich herausgeschlängelt haben, als wir sie schon einmal hatten», sagte er und schmiß Colliers Hemd beiseite. «Na, jetzt ist das ja anders.» Er warf einen Blick auf den kleinen Waffenstapel. «Das ist alles, glaube ich. Oh – eines nur noch.» Er ging um den Tisch und trat zu Modesty.
    Als er vor ihr stand, legte er ihr seine Hände auf die Brüste, gab ihr einen kleinen Stoß und sagte: «Dreh dich um, Mädchen.»
    Sie gehorchte. Er griff nach dem von zwei starken Elastikbändern gehaltenen Haarknoten in ihrem Nacken und zog die Bänder weg. Als das zusammengehaltene Haar sich löste, tastete er es ab und hielt einen zweiten Kongo in die Höhe.
    «Bei manchen Leuten kannste nicht vorsichtig genug sein», sagte er angeregt und wandte sich wieder zum Tisch.
    «Sind sie jetzt sauber?» erkundigte sich Delicata mit kühler Stimme.
    Gabriel nickte. «Sie sind sauber.»
    «Diesmal keine Irrtümer?» Delicatas Lächeln war frostig und höflich.
    Gabriels leblose Augen glitzerten einen Moment auf.
    «Heben Sie so etwas für die auf, die es sich gefallen lassen müssen, Delicata. Ich habe Ihnen gesagt, die sind sauber.»
    Delicata grinste. «Jetzt habe ich Sie beleidigt», sagte er glücklich. «Tut mir leid.» Lächelnd stand er auf. «Sie können sich wieder umdrehen, Miss Blaise.» Sie gehorchte. Ihr Gesicht war ruhig und ein wenig abwesend. Delicata bewegte die Automatic-Pistole in seiner Hand. «Und jetzt», fuhr er mit der Miene eines Mannes fort, der einen besonderen Leckerbissen verspricht, «könnt ihr euch anziehen, und dann werden wir zu den Willkommenszeremonien schreiten.»

14
    Eine kleine Kammer von nicht mehr als vier Meter im Quadrat. Der abgetretene Felsfußboden war nackt. Ein Türrahmen aus Holzbohlen und eine schwere Tür waren erst kürzlich in den einzigen schmalen Eingang eingebaut worden. Eine Gummiabdichtung rings um den Türrahmen sorgte dafür, daß keine Luft eindringen

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