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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ziemlich verächtliches Bild von mir, das du da in den Schrein deiner Erinnerung stellst. Vielleicht naturgetreu, aber nicht gerade reizvoll.»
    Noch immer lächelnd, aber mit einem leisen Anflug des Staunens schaute sie ihn an. «Du kennst dich selbst nicht so ganz, wie, Liebling? Vielleicht ist das ein Teil dessen, was ich so an dir liebe. Du wirst doch nicht etwa annehmen, ich könnte ein solches Bild von dir haben? Ich sehe dich ganz anders.»
    «Wie siehst du mich denn?»
    «Ich sehe dich», erklärte sie nüchtern, «drüben im Landhaus, in der Küche. Du hast gerade mitangesehen, wie Delicata ein Stahlgitter wegriß, das sechs normale Männer aufgehalten hätte. Du weißt, daß er ein Killer ist. Du weißt, du hast nicht den Schatten einer Chance gegen ihn. Aber du bist für ein blindes Mädchen verantwortlich. So schiebst du Dinah hinaus, schließt dich mit Delicata ein und trittst ihm mit einer kleinen Milchkasserolle entgegen.» Sie beugte sich vor, küßte ihn auf die Wange und stand auf. «So sehe ich dich.»
    Collier starrte ihr ungläubig nach, während sie zur Tür des Badezimmers schritt. «Aber ich war regelrecht versteinert», sagte er dann. «Ich hatte entsetzliche Angst.»
    Sie blickte zu ihm zurück und stieß einen kleinen Seufzer der Ungeduld aus. «Begreifst du es denn nicht, du großer dummer Junge? Das ist es doch gerade!» Sie wandte sich um und öffnete die Tür zum Badezimmer.
    «Und jetzt solltest du dich lieber etwas tummeln. In drei Stunden sind wir unterwegs nach Algier.»

13
    Das Flugzeug war eine Cessna Skywagon, ein Hochdecker mit einem 390-PS-Continental-IO-520-Motor.
    Eine große Luke auf jeder Seite ermöglichte ein leichtes Beladen und Entladen. Die Kabine war bis auf zwei Sitze ausgeräumt worden, um Platz zu schaffen für die Einhundertundvierzig-Liter-Fässer Wasser, die den Hauptanteil der Ladung bei den zweimal wöchentlich stattfindenden Flügen nach Mus darstellten.
    Die Cessna war ein gutes kleines Arbeitstier, und Willie Garvin betrachtete sie beifällig, während er zwei verschnürte Bündel mit Ausrüstung an Deck verstaute.
    Vier Fässer Wasser und eine Kiste Lebensmittel waren verladen. Mit drei Passagieren an Bord wurde damit das vorgeschriebene Höchstgewicht ein wenig überschritten, aber nicht so weit, daß man sich Sorgen machen mußte.
    Modesty stieg von dem heißen Asphalt des Flugfeldes in die Maschine, Collier folgte ihr. Er fühlte sich ein bißchen komisch in dem scheckigen braunen Hemd, der langen Hose und den weichen braunen Schnürstiefeln, die bis unter die Waden reichten. Modesty und Willie waren genauso angezogen, aber bei ihnen wirkte diese Kampfausrüstung irgendwie angemessen. Und das, dachte Collier resignierend, ist kaum erstaunlich. Er nahm neben Modesty Platz. Willie Garvin ließ sich auf der Lebensmittelkiste direkt hinter ihnen nieder.
    Einen Sturzhelm in der Hand, kletterte ein Mann durch die offene Luke herein. Er steckte in fleckigen Bluejeans und einem verblichenen Hemd. Sein Haar war von Grau durchzogen, was in seltsamem Gegensatz zu dem Gesicht darunter stand. Es war das Gesicht eines weit jüngeren Mannes mit frischer, faltenloser Haut. Die Augen boten einen weiteren Gegensatz dazu, denn sie waren ruhig und alt.
    Modesty hob die Augenbrauen und sagte: «Oh, hallo, Skeet. Ich wußte nicht, daß Sie es sind.»
    «Hallo, Madam.» Die weiche Stimme mit dem amerikanischen Akzent war gelassen und ebenso undeutbar wie die aschgrauen Augen. «Hallo, Willie. Lange nicht gesehen.»
    «Ziemlich lange nicht», sagte Modesty. «Wie geht das Geschäft?»
    «Normal, Madam.» Er setzte seinen Helm auf und schloß die Luke. «Alles startbereit?»
    «Ja. Der Agent sagte, Sie kennen einen Platz etwa acht Meilen von Mus, wo Sie uns sicher absetzen können.»
    «Klar. Es ist ein bißchen kurz, aber wir werden es schon schaffen.» Modesty nickte. Wenn Skeet Lowry es sagte, war das in Ordnung. Als Presteign ihn unter den sechs besten Piloten in Europa und den USA einordnete, hatte er untertrieben. Skeet Lowry flog. Er flog jede Maschine, und das bei Bedingungen, die die meisten anderen Piloten am Boden zurückgehalten hätten.
    Und dennoch war er kein wahnwitziger Flieger, sondern einfach ein Naturtalent; er vollbrachte mit einem Flugzeug Dinge, die nur wenige Menschen versuchen würden, und tat das auch noch in völliger Seelenruhe.
    Er war bei Flugveranstaltungen geflogen und hatte an Insektenvernichtungskampagnen teilgenommen. Zu verschiedenen Zeiten

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