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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sie erwarten. Völlig erledigt. Vom Schmerz abgestumpft.»
    Man hörte das Geräusch von Türriegeln, die zurückgezogen wurden. Willie rollte sich weg und lag mit dem Gesicht in der Beuge seines Arms. Modesty hockte an der Wand, den Kopf erschöpft zurückgelehnt, die Augen halb geschlossen, mit schwerem, unregelmäßigem Atem.
    McWhirter trat ein. Hinter ihm stand ein schmalgesichtiger Algerier mit einer Maschinenpistole und einer Sprühdose, die von seinem Gürtel herunterhing.
    «Ganz brauchbar, das Zeug, wie?» sagte McWhirter munter und rieb sich dabei die Hände. «Stärker als das, was die Yankees verwenden. Wir haben einen von diesen gelehrten Quacksalbern dazu gebracht, uns das Zeug ein bißchen schärfer zu machen.»
    Niemand antwortete. Er betrachtete die Gefangenen und grinste. «Am Anfang haben wir den anderen dreimal täglich so eine Behandlung verschrieben. Jetzt ist das fast gar nicht mehr nötig. Wirklich, das Zeug ist phantastisch, um Ja-Sager zu erzeugen.» Er stieß ein kurzes, gackerndes Lachen aus und schaute dann plötzlich bekümmert drein. «Ihr habt nur eine kleine Kostprobe bekommen», sagte er bedauernd. «Der Delicata ist ja verrückt. Er will euch nicht zu Zombis machen wie die anderen.» Die ziemlich hohe und singsangartige Stimme des Schotten veränderte sich in dem lächerlichen Versuch, Delicatas tiefen, melodischen Ton nachzuahmen: «Sie werden so viel amüsanter sein, mein lieber Gabriel. Zombis sind so deprimierend langweilig.»
    Willie hob den Kopf und starrte mit schwerem Blick herüber. McWhirter trat einen raschen Schritt zurück und nickte dem Mann mit der Maschinenpistole zu.
    Der hob drohend die Waffe.
    «Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätte ich euch schon vorher zusammengeschossen», erklärte McWhirter bösartig. «Gebt mir nur den kleinsten Anlaß, dann geht’s los. Und jetzt auf mit euch.»
    Langsam und teilnahmslos standen sie auf.
    «Ihr werdet in dem sogenannten Gemeinschaftsraum bei den anderen untergebracht», sagte McWhirter.
    «Nachschubkräfte für die Arbeitsgruppen. Die tägliche Wasserration pro Kopf beträgt sieben Liter. Ich rate euch, das meiste davon zu trinken und dreckig zu bleiben wie die anderen auch. Wenn die bei dieser Hitze den ganzen Tag bei Ausgrabungen hart geschuftet haben, scheint ihnen der ganze Saft ausgegangen zu sein.»
    Er wandte sich um und erteilte einen Befehl in schauerlichem Französisch. Direkt vor der Tür stand ein zweiter Bewaffneter. Unter Bedeckung von auf sie gerichteten Gewehrläufen wurden die drei Gefangenen aus der Kammer und einen kurzen Gang hinuntergeführt, der sie ins Freie brachte. Collier richtete sich nach Modesty und Willie und bewegte sich mit hängenden Schultern und nachschleifenden Füßen.
    Die Nachtluft war kühl. Nach der Hitze des Tages bewirkte sie, daß das sich zusammenziehende Felsgestein unheimlich ächzte. Sie trotteten etwa hundert Meter an der östlichen Wand des Tals entlang und passierten dabei in den Fels geschnittene Öffnungen verschiedener Größe. An manchen Stellen war das Gestein geborsten und eingestürzt.
    Vor ihnen zeigte sich in einem viereckigen Türrahmen eine schwere, hölzerne Tür. Sie war neu, genau wie die Tür der Gaskammer, aber viel größer und mit massiven Scharnieren befestigt. Zwei weitere Algerier hockten draußen neben einem Felsblock, die Maschinenpistolen im Schoß. Als die kleine Gruppe sich ihnen näherte, standen die beiden Wachen auf und zogen dicke Stahlriegel aus Krampen, die in die Felswand neben der Tür eingerammt waren. «In einer Stunde wird das Licht ausgemacht», sagte McWhirter. «Oh, und es ist wohl am besten, wenn ihr die kleine Pilgrim nach den Verhaltensregeln fragt. Aus den anderen werdet ihr nicht viel herauskriegen.»
    Wie eine Militärbaracke, dachte Willie Garvin, als die Tür sich hinter ihm schloß. Knapp dreißig Meter lang und zehn Meter breit, mit aneinandergereihten Feldbetten auf jeder Seite. Vier rohe Felspfeiler waren von den einstigen Erbauern ausgespart worden, um die weite Wölbung des Dachs zu tragen, von der drei elektrische Lampen herunterhingen.
    Ein älterer Mann mit eingesunkenem Gesicht saß auf einem der Betten und betrachtete geistesabwesend seine Hände. Ehe sie London verließen, hatten Modesty und Willie eine Fotografie von Professor Tangye betrachtet. Sie zeigte einen Mann von 57 Jahren. Dieser Mann konnte zwanzig Jahre älter sein und war als Tangye kaum noch erkennbar. Er hatte nicht aufgeschaut, als die Tür

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