Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
konnte. Es gab weder ein Schlüsselloch noch einen Türgriff. Zwei dicke Metallriegel verschlossen von außen die Tür.
    Collier hörte das Geräusch der in ihre Krampen gleitenden Riegel und überlegte sich, wie lange die Luft in der kleinen Kammer für drei Leute ausreichen würde.
    Willie Garvin war an der Tür, hielt das Ohr an das massive Holz gedrückt und lauschte. Modesty schaute in eine Ecke der Wand hoch oben nahe der leicht gewölbten Decke. Ihr Gesicht war ohne Ausdruck, und nur weil Collier sie so gut kannte, merkte er, daß sie verblüfft war.
    Er folgte ihrem Blick und sah ein kleines Lüftungsloch von etwa zehn Zentimeter im Quadrat. Es war ein roh verfertigtes Loch, das aussah, als wäre es schon zu jener Zeit entstanden, als die Stadt Mus zum erstenmal aus den Felshängen herausgehauen worden war.
    Willie hatte aufgehört zu lauschen und fuhr jetzt mit der Hand über die Tür, um ihre Stärke abzuschätzen.
    Modesty, die noch immer zu dem kleinen Loch aufschaute, sagte flüsternd: «Steve, du bist der einzige, der bis jetzt etwas Positives erreicht hat. Du behandelst Delicata genau richtig. Kannst du so weitermachen?»
    «Ich denke schon.» Auch Collier sprach leise. «Ich weiß allerdings nicht, für wie lange. Er ist clever. Und wenn er merkt, daß das gespielt ist …»
    «Du brauchst das nicht lange zu machen. Wir haben nicht viel Zeit, wenn wir hier herauskommen wollen.
    Welchen Eindruck hast du von Delicata jetzt, Willie?»
    «Hat sich nicht im geringsten verändert.» Willies Gesicht war grimmig bei dieser Antwort.
    «Und Gabriel?»
    «Hat ein bißchen an Schärfe verloren.»
    «Wer ist der Boss?»
    «Nicht ganz klar.» Willie trat von der Tür weg und schaute zu dem Lüftungsloch hinauf. «Kann nicht sehen, daß einer von beiden für den andern arbeitet.»
    «Nein.» Obwohl sie noch immer flüsterte, war ihre Stimme plötzlich grell von Wut. «Himmel – und ich ließ uns in diese Sache hineinschlittern.»
    «Du?» Collier war verblüfft. «Ich sehe nicht ein, wie du uns da hineinschlittern ließest.»
    «Hast du denn nicht begriffen –?»
    Sie brach ab, als ein leise zischendes Geräusch von dem Lüftungsloch her ertönte. Es dauerte zehn Sekunden und verstummte dann. Sie schauten einander an.
    Der Raum war von einem feinen Sprühnebel erfüllt.
    Collier spürte eine hastige Unruhe. Er sah Modesty leise auffahren und dann die Hände ans Gesicht heben.
    Im gleichen Augenblick fühlte er, wie es ihm auf Wangen und Stirn zu prickeln begann.
    Willie Garvin hatte die Hände am Gesicht und schaute zu Modesty. «Mace!» sagte er heiser. «Oder etwas Schlimmeres …»
    Ein Augenblick der Panik überfiel Collier. «Was um Himmels willen ist das?» fragte er, keuchte und wimmerte dann, als zahllose heiße Nadeln ihn ins Gesicht stachen.
    «Ein Gas, das die Widerstandskraft bricht.» Modesty kam mit vom Schmerz verengten Augen auf ihn zu.
    «Es wird schlimm werden, Steve –»
    Sie sah, daß er nicht länger zuhörte, sondern den gesenkten Kopf umklammerte und wie unter Peitschenhieben stöhnte.
    Mace. Eher ein Spray als ein Gas. Es verursachte keine bleibenden Schädigungen, aber es war von mörderischer Gewalt. Wenige Tropfen dieses Sprays wirkten eine halbe Stunde oder länger. Es verband sich in seiner Wirkungsweise mit den in der Gesichtshaut enthaltenen Ölen und verursachte eine zeitweise Verdrängung von Sauerstoff in den Lungen, was Muskelschwäche und Atemnot hervorrief. Vor allem aber erzeugte es Schmerz, so daß jedes winzige Fleckchen Haut auf Gesicht und Schädel unter der bohrenden Qual heftiger Zahnschmerzen und bloßgelegter Nerven erzitterte.
    Mit überfließenden Augen und vom Schmerz vernebelter Sicht zog Modesty Collier zu Boden und lehnte ihn mit dem Rücken gegen die Wand. Willie war neben ihr und half, während sein Atem zischend durch die vor Qual fest zusammengebissenen Zähne fuhr.
    «Kannst du – kannst du abschalten, Willie?» keuchte sie.
    «Hm.» Das war ein Ja, das zugleich mit einem langen, zitternden Atemzug herauskam. «Wie ist’s mit Steve?»
    «Den betäube ich. Halsschlagader.» Ihre Stimme schwankte krampfartig. «Setz ihn zwischen uns. Aufrecht. Hält das Blut länger aus seinem Kopf.»
    Collier konnte sich jetzt stöhnen und wimmern hören, aber es war ihm egal. Nur der Schmerz zählte noch, der unerträgliche Schmerz. Ihm war, als kämen Modestys Hände von irgendwo aus einer anderen Welt, während sie sich um seinen Hals legten und er den festen Druck

Weitere Kostenlose Bücher