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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ihrer Daumen spürte. Erwürgte sie ihn …? Nein … er konnte noch immer atmen. Was tat sie … Warum …? Mit unaussprechlicher Erleichterung fühlte er sich in ein Meer von Schwärze versinken und den Schmerz hinter sich lassen. Dann war nichts mehr.
    Modesty nahm ihre Hände von seinem Hals. Willie hockte an Colliers rechter Seite, die Beine gekreuzt wie ein Schneider, die Hände mit aufwärts weisenden Handflächen schlaff auf den Knien. Seine Augen starrten blicklos und sein Gesicht wurde sonderbar ausdruckslos.
    Modesty nahm die gleiche Stellung mit gekreuzten Beinen dicht an Colliers linker Seite ein. Jetzt … die erste Anstrengung würde die schwierigste sein, weil sie ganz widerstandslos und ohne Mühe erfolgen mußte.
    Sie verlangsamte ihre gestörte Atmung, indem sie die angstvolle Beklemmung nicht bekämpfte, sondern sie durch sich hindurchfließen ließ wie Flußwasser durch die Maschen eines ausgespannten Netzes.
    Nach sechzig Sekunden war der Schmerz etwas, das abgetrennt von ihr existierte; wohl vorhanden, feststellbar, aber doch kein Teil von ihr. Behutsam, ohne Drängen, sondern willig, ließ sie ihn noch weiter wegtreiben …
    Jetzt war der Schmerz eine kleine, ferne Sache. Sie hielt ihn so und ließ ihn nicht völlig vergehen, denn in einem kleinen Teil ihres Verstandes war das Wissen verankert, daß es notwendig sein würde, sich in fünf Minuten zu bewegen. Inzwischen würde das Blut in Colliers betäubtes Gehirn zurückgekehrt sein und er würde allmählich zu sich kommen. Jener Teil ihres Verstandes, der dem Hier und Jetzt verhaftet blieb, würde ihre Hände wieder an seine Halsschlagadern leiten, um den Blutstrom zu unterbrechen und ihm neues Vergessen zu bringen.
    Ihr Atmen stimmte jetzt mit dem Willies überein – vier Atemzüge pro Minute. Ihre Augen waren offen, ein wenig nach oben verdreht, die Pupillen so stark erweitert, daß sie beinahe die Iris verdunkelten. Alle Spannung war aus ihren Gesichtern gewichen.
    Wie Statuen saßen sie empfindungslos und würdig zu beiden Seiten des bewußtlosen Collier in völliger Ruhe.
    Ein Finger und ein Daumen zwickten ihn ins Ohrläppchen. Collier knurrte widerwillig. Er mochte nicht aufwachen. In seinem Innern gab es eine nebelhafte Erinnerung daran, schon zuvor ein paarmal – sechs-oder siebenmal? – bis nahe an die Oberfläche gekommen zu sein. Und jedesmal, wenn er sich dieser Oberfläche näherte, hatte er die Anfänge des Schmerzes verspürt, der jenseits davon auf ihn lauerte. Aber dann – was war es eigentlich, was dann immer geschehen war?
    Druck. Hände, die seinen Hals hielten. Und dann war er wieder hinabgesunken in eine Tiefe, wo die ätzende Qual ihn nicht erreichen konnte. Ein Fingernagel bohrte sich in sein Ohr. Ärgerlich fuhr er zurück und öffnete dann widerstrebend die Augen. Er lag auf dem Rücken. Modesty und Willie, beide in Hockstellung, starrten auf ihn herunter. Ihre Augen waren sonderbar – die Pupillen groß und dunkel wie nach Einwirkung der von Augenärzten benutzten Atropin-Tropfen.
    Jetzt kehrte die Erinnerung in Collier zurück. Mit einem Fluch setzte er sich auf und legte die Hand vorsichtig an sein Gesicht. Es schmerzte jetzt nicht mehr.
    Nervengas. Mace, hatte Willie gesagt. Ein Gas, das die Widerstandskraft bricht. Collier erzitterte in der Erinnerung an den Schmerz. Modesty hatte ihn bewußtlos gemacht und dafür gesorgt, daß er bewußtlos blieb. Er war allem entgangen – bis auf den ersten Ansturm.
    «Wie lange?» fragte er mit belegter Stimme und starrte sie an.
    «Ungefähr eine halbe Stunde.»
    «Um Himmels willen.» Er schüttelte sich. «Ich hätte den Verstand verloren.»
    «Das ist es mehr oder weniger, was wir taten», sagte sie und lächelte dabei. «Mach dir keine Sorgen. Wir haben einfach abgeschaltet, bis die Einwirkung vorüber war.»
    Er nickte langsam und dachte dabei an etwas, das Tarrant ihm einmal gesagt hatte: «Sie überleben nicht allein durch ihre körperlichen Fähigkeiten, müssen Sie wissen. Was wirklich zählt, ist ihre geistige Haltung.
    Ihre Beherrschung geht so tief, daß es schon ans Mystische grenzt.»
    «Das war also Delicatas Willkommenszeremonie», sagte Collier. «O Gott, ich möchte nur wissen, wie Dinah das überstanden hat.» Er machte Anstalten, sich auf die Füße zu stellen, aber Modesty hielt ihn zurück.
    «Bleib da», sagte sie mit leiser Stimme. «Sie werden uns jeden Augenblick holen kommen, und es ist besser, wenn sie uns in der Verfassung vorfinden, die

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