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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sicherlich keine Katastrophe. Viele Menschen sind schlechter daran und so weiter. Aber es wird ihnen weh tun. Ich habe ein ungutes Gefühl, Prinzessin. Ich meine, was geschehen wird, läßt sich voraussehen.»
    Modesty nickte. Sie sah es recht genau. Wenn es Freunden so schlechtgeht, daß sie Gastfreundschaft in keiner Weise erwidern können, dann ziehen sie sich zurück und verschwinden. Man verliert sie.
    Sie schwieg eine volle Minute. Dann: «Ich dachte an etwas anderes, als du klopftest, Willie. Was hältst du von dieser McReedy-Geschichte heute abend?» Der Themenwechsel überraschte ihn nicht. Er wußte, in ihrem Gehirn gab es sozusagen Abteilungen, und in einer brodelte jetzt das Problem Steve-Dinah. Er sagte: «Ach, wie das schon so ist. Caspar und McReedy nahmen einen Drink. McReedy ging zum Auto, um diese ausgefallenen Zigaretten zu holen, die Caspar raucht, und die Kerle überfielen ihn.»
    «Aber er wurde nicht beraubt. Sie setzten ihm bloß hart zu. Warum?»
    Willie rieb sein Kinn. «Wir wissen nicht genug, um Vermutungen anzustellen, Prinzessin. Soll ich der Sache nachgehen?»
    «Nein.» Sie sagte es rasch und stand auf. «Es ist nicht wichtig. Ich war nur neugierig.»
    Er blickte sie scharf an, konnte jedoch ihrem Gesicht nichts entnehmen. Aber als er ihr gute Nacht sagte und in sein Zimmer ging, hatte seine trübe Stimmung sich ohne einen bestimmten Grund etwas gebessert.
    Zu Mittag des folgenden Tages saß Collier im Heck eines großen Motorbootes, und seine Blicke verfolgten das 40 Meter lange Schleppseil, das sich über das Meer spannte. Am anderen Ende leuchtete das blauweiße Segel des Drachens in der Sonne.
    Willie Garvin, eine braune Gestalt in verwaschener blauer Hose, hing unterhalb des Segels, zehn Meter über dem ruhigen, sonnenbeschienenen Wasser, an der Trapezstange, einen Slalomski an den Füßen. Die zarte Dinah saß auf seinen Schultern. Sie hielt den Atem an und lachte vor Vergnügen, als sie im Fünfzig-Kilometer-Tempo über das Wasser flogen. Vor einer halben Stunde hatte Collier Modesty und Willie zugesehen, die mit dem Drachen eine Reihe von Kunststücken vollführten – Zehenhang, Kniehang, Dreihundertsechzig-Grad-Wendungen und dramatische, freischwebende Bewegungen, bei denen der Segler horizontal unterhalb der Stange hängt, ohne sie zu berühren, nur von den Gurten gehalten.
    Jetzt verzichtete Willie auf alle Kunststücke und vollführte nur von Zeit zu Zeit einen sanften Slalom von einer auf die andere Seite, denn es ist nicht einfach, jemanden am Rücken zu haben, auch nicht ein Leichtgewicht wie Dinah. Außerdem war es ihr erster Flug.
    Colliers Hand strich über die Auslösevorrichtung des Schleppseils. Er sah, wie sie ihre Beine etwas fester um Willie klammerte und eine Hand zum Winken erhob.
    Beinahe hätte er zurückgewinkt. Dinah verbarg ihre Blindheit so perfekt, daß man sie leicht vergaß.
    Modesty saß am Steuer des Bootes. Den Kopf abgewandt beobachtete sie fortwährend den Drachen.
    Die Fünfunddreißig-PS-Motoren brummten erstaunlich leise, und Collier mußte seine Stimme kaum erheben, um Modesty zuzurufen: «Sie ist hingerissen. Sie muß ganz außer sich sein.» Modesty lächelte. «Du wärst auch begeistert. Es ist wie Champagner.»
    «Danke, ich begnüge mich mit einer Flasche Bollinger.»
    Das Segel schwang weit über backbord. Willies Ski berührte fast das Wasser, als er sein Gewicht die Stange entlang bewegte. Im gleichen Augenblick schob Modesty den Gashebel vor. Der Drache hob sich in die Höhe und seitwärts, dann stieg er in zwei Sekunden zwanzig Meter, während Willie nach steuerbord sauste.
    Sie schob den Gashebel zurück und sagte: «Diese Sensation verschafft dir keine Flasche. Und sei unbesorgt, Steve, für Willie ist Dinah zerbrechlichstes Porzellan.»
    Collier nickte. «Ich weiß. Um Dinah mache ich mir keine Sorgen. Bloß um mich.» Er blickte auf die Auslösevorrichtung. «Wenn der Drachen wild wird, muß ich warten, bis er fast unten ist, bevor ich ausklinke. Tue ich es zu früh, bekommen die beiden ein paar Beulen ab, wenn sie aufs Wasser aufschlagen. Doch das ist nichts, verglichen mit dem, was mir geschieht. Ihr werdet euch alle auf mich stürzen und keifen und Verhaltensregeln zitieren und an meinem Verstand zweifeln.» Er rieb nachdenklich seinen Schenkel. «Ich weiß noch, wie es vor zwei Tagen beim Wasserskifahren zuging, als ich einen Start im Wasser versuchen sollte.»
    Modesty lachte schallend. «Wir sagten dir doch hundertmal, du

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