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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Widersprich nicht!»
    Er drehte sie in die Richtung, die sie einschlagen sollte, und bevor sie etwas erwidern konnte, gab er ihr einen sanften Stoß und wiederholte eindringlich:
    «
Geh
!» Ihre Lippen formten ein paar beinahe tonlose Pfiffe; wenn der Ton von irgendeinem Gegenstand auf ihrem Weg reflektiert wurde, konnte ihr überempfindliches Gehör das ausnehmen. Sie vergegenwärtigte sich ihre seltsamen audio-taktilen Eindrücke vom Weg, den sie nehmen mußte, um den Eingang des Restaurants zu erreichen. Sie lief schnell, ohne zu stolpern, und versuchte die Furcht niederzukämpfen, die in ihr aufstieg.
    Auf dem Parkplatz standen nur noch zwei Autos. Eines davon gehörte Modesty. Im Lichtkegel der einzigen Lampe, die an der alten Steinmauer hing, hatte Collier neben dem anderen Auto einen Mann niedergehen gesehen. Er hielt ihn für McReedy, denn er glaubte dessen kahlen Kopf gesehen zu haben, als der Schlag fiel.
    Es waren zwei Angreifer. Der kleinere stand im Hintergrund und sah zu. Als Collier Dinah wegschickte, hatte der größere dem auf dem Boden liegenden Körper eben einen vorsätzlich harten Tritt versetzt.
    Jetzt gab er ihm noch einen Fußtritt – zornig, bösartig.
    Collier stürzte vorwärts. Sein Mund war trocken, sein Herz klopfte wie ein Hammer. Ein Handgemenge mit einem anderen Mann hatte er nur einmal im Leben erlebt, und damals dauerte es Sekunden. Das hier könnte schlimmer werden als ein Kampf von Mann zu Mann. Seine rasche Vorstellungsgabe schreckte zurück vor dem Bild eines Messers, das sich in sein Fleisch bohrte, einer Kugel, die seine Knochen zersplitterte.
    Die letzten paar Meter hatte er schnell zurückgelegt.
    Der Mann im Hintergrund sah ihn zuerst und stieß eine kurze Warnung aus. Collier schwang den Fuß nach rückwärts und zielte auf die Lenden des größeren Mannes, der eben zu einem neuen Tritt ausholte. Das grobe, breite Gesicht des Opfers war blutbespritzt.
    McReedys Gesicht.
    Colliers Tritt landete präzis. Er hörte einen Aufschrei, in dem sich Wut mit Schmerz mischte, und dann wurde er von seinem eigenen Schwung vorwärts getrieben. Der Mann war nicht zu Boden gegangen. Er stand nur etwas gebeugt, und als er sich aufrichtete, bot sein Kopf ein gutes Ziel.
    Collier fiel ein Ausspruch Modestys ein:
Schlag niemals jemanden mit der Faust auf den Kopf, Steve, das ist Knochen auf Knochen. Bloß fürs Fernsehen geeignet …
    Er sprang vor und traf den Mann mit der Handkante seitlich am Kiefer; das Resultat war überraschend. Der Mann taumelte halb betäubt zurück und fiel auf Hände und Knie. Collier stellte sich zwischen den bewußtlosen McReedy und seine Angreifer; jetzt wußte er nicht mehr, was tun.
    Der kleinere Mann kam vorwärts; leicht gebückt.
    Im Lampenlicht blitzte eine Messerklinge auf. Colliers Magen zog sich schmerzlich zusammen, und der Schweiß erneuter Angst bedeckte seinen Körper. Das Messer … der scharfe Stahl, der Muskeln und Eingeweide durchtrennt … durch die Weichteile …
    Ein Ausspruch von Willie Garvin:
Meistens haben es die Bösewichte leicht, aber wenn es für sie gefährlich aussieht, sind sie nicht gar so eifrig …
    Colliers Hand griff rasch unter seine Jacke. Als er sie herauszog, ragte etwas Dünnes, Stählernes aus seiner Faust. Er hielt es tief, in einem leichten Winkel nach aufwärts, den Daumen auf dem scharfen Stahl. Im selben Moment – während ein Teil seines Gehirns, der unbeteiligt blieb und die Szene beobachtete, ihn eher idiotisch fand – ging er leicht in die Knie und streckte den gebeugten linken Arm ein wenig vorwärts, Handfläche nach unten, die Hand flach und steif. Es war die durchaus gute Nachahmung der Position eines Messerkämpfers.
    Seine rechte Hand bewegte sich bedrohlich vor- und rückwärts, ohne Pause. Er stellte fest, daß er unbewußt die Zähne zu einem bösartigen Grinsen entblößt hatte.
    Der Mann mit dem Messer blieb stehen. Dann, nach langen Sekunden, begann er sich behutsam vorwärtszubewegen. Hinter ihm versuchte der andere Mann wieder auf die Füße zu kommen. Collier fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen. Seine bescheidenen Mittel waren verbraucht. Bisher hatten ihm das Überraschungsmoment und ein Bluff geholfen. Doch die Überraschung war vorüber und sein Bluff würde gleich aufgedeckt werden.
    Seine Beine drängten ihn, davonzulaufen. Aber McReedy lag hilflos und verwundet auf dem Boden.
    Collier zwang seinen widerwilligen Körper, die drohende Stellung, zwang sein Gesicht, das böse Grinsen

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