Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
sollst die Stange
vor
den Knien halten, nicht mit dem Seil dazwischen.»
    «Das genau meine ich. Ihr sagtet mir ungefähr tausend Dinge hundertmal. Nur ein Computer hätte sie alle verdauen können. Ich vergaß bloß eine Kleinigkeit, und im nächsten Augenblick lag ich flach auf dem Rücken, mit zerfleischten Oberschenkeln und in meinem Blut schwimmend.»
    «Es waren bloß Algen!» Das stimmte, doch als das zurückkehrende Boot Collier erreicht hatte, verlangte er eine sofortige Herztransplantation.
    Wieder machte Willie eine Wendung mit dem Drachen, und das leichte Terylen des Segeltuchs blähte sich im Wind.
    Collier sah interessiert zu und sagte: «Weißt du, etwas wundert mich. Ich würde nicht behaupten, daß du und Willie besonders vorsichtig seid, aber für diesen Sport tragt ihr Sturzhelme und zentimeterdicke Sicherheitsjacken aus aufgeblasenem Neopren. Und ihr prüft eure Ausrüstung, als wolltet ihr zum Mond fliegen.»
    «Willie machte das Gestell zusammenlegbar, aber wir wollen nicht, daß es mitten in der Luft zusammenbricht. Und wir wollen uns auch nicht verletzen. Wie, um Himmels willen, kommst du auf den Gedanken, daß wir leichtsinnig sind?»
    Collier warf ihr einen kurzen, erstaunten Blick zu, aber er wußte, daß sie es ernst meinte. Sie trug einen tief-dunkelblauen Badeanzug, der zu ihren Augen paßte, und ihr schwarzes Haar war in einem kleinen Nackenknoten zusammengehalten. Von seinem Sitzplatz aus konnte Collier nur eine blasse Narbe auf ihrem rechten Arm etwas unterhalb der Schulter erkennen, aber in vergangenen Tagen hatte er mehrere gezählt. Vor nicht allzu langer Zeit war er Zeuge des Schwertkampfes gewesen, der ihr die Wunde am Arm eingetragen hatte, und wenn er an dieses lange, erbarmungslose Duell unter der Wüstensonne dachte, trieb ihm die Erinnerung immer noch den Schweiß auf die Stirn.
    «Meine Liebe», sagte er hilflos, «ohne es zu wollen war ich in zwei deiner Abenteuer verwickelt, und Dinah in eines. Ich sah dich Dinge riskieren, mit denen verglichen eine Fahrt über den Niagara in einer Papiertüte vergnüglich erscheint. Also kann ich dich nicht eben als vorsichtig bezeichnen.»
    «Du verstehst das nicht, Steve», sagte sie zerstreut, und ihre Augen blickten über das weite Wasser. «Ich spare mein Glück für die Momente, wo ich es wirklich brauche. Nur wenn ich meinen Hals retten muß, gehe ich ein ernstes Risiko ein.»
    Ohne viel nachzudenken, fielen Collier vier solche Gelegenheiten ein. Damals ging es zwar nicht um ihren eigenen Hals, aber wenn sie nicht das Äußerste riskiert hätte, wären andere Menschen gestorben. Collier selbst und auch Dinah. Doch es hatte keinen Sinn zu debattieren. Tatsache war: hatte man Modesty zur Freundin, so galt der eigene Hals so viel wie ihrer.
    «Es ist zu heiß, um zu streiten», sagte er träge und blickte zur Küste. «Gefahr im Anzug, mir scheint, das ist Caspars Boot.»
    Ein rot-blaues Schnellboot raste, wie ein Wasserflugzeug über die gläserne Oberfläche sausend, auf sie zu. Modesty warf einen Blick auf das Boot und dann auf den Drachen. «Ich hole die beiden herunter», sagte sie, «man kann den Drachen nicht beobachten, wenn Caspar sein Unwesen treibt.» Sie winkte Willie, ging vom Gas weg und hielt das Boot vor dem Wind, wie sie es während der ganzen Fahrt getan hatte. Der Gegenwind gab den nötigen Auftrieb für Dinahs zusätzliches Gewicht; da Willie sie trug, war es wichtig, beim Wenden keinen Seitenwind zu erwischen.
    Langsam und gleichmäßig kam der Drachen herab.
    Willies Ski berührte die Wasseroberfläche. Ein paar Sekunden glitt er über das Wasser, während Dinah sich immer noch an seinen Rücken klammerte, dann drehte Modesty das Gas ab, und beide sanken ins Wasser. Der Drachen setzte sich, von zwei zylindrischen Schwimmern gehalten, auf das Gestell aus Dural N. S. 4. Wie eine schräge Sonnenplache ragte das Segel über Willies und Dinahs Köpfen auf. Das Polypropylenseil schwamm auf dem Wasser. Collier holte ein und half Dinah, an Bord zu klettern. Willie begann das Gestell des Drachens zu zerlegen. Atemlos und mit strahlendem Gesicht sagte Dinah:
    «Junge, Junge! Hast du mich gesehen, Steve? Es ist einfach unbeschreiblich!»
    Caspar zog eine scharfe Kurve und ließ dann sein Boot vorsichtig längsseits herangleiten. Sein Lachen und seine Augen waren strahlend wie immer, doch dahinter spürte man eine gewisse Anspannung, als hätte der Schock des letzten Abends seine Spuren hinterlassen.
    «Lang lebe der

Weitere Kostenlose Bücher