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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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beizubehalten. Jetzt konnte er das Spiel nur zu Ende spielen.
    Ein Flüstern hinter ihm. Plötzliche Angst auf dem Gesicht des Mannes mit dem Messer. Modestys Stimme sagte: «Gut, Steve. Tritt jetzt zurück, Liebling.»
    Zu beiden Seiten kamen sie beinahe lautlos an ihm vorbei, Willie auf Kreppsohlen, Modesty barfuß. Sie hatte die zierlichen Abendschuhe abgestreift und sprang über McReedys Körper, während ihr kurzer Rock in die Höhe flog und ihre langen, schönen Beine freigab.
    Sie ging geradewegs auf den Mann mit dem Messer zu. Collier holte tief Atem und sah dann unbesorgt dem Schauspiel zu. Er wußte zuviel, um am Ausgang zu zweifeln. Die Klinge schoß vorwärts. Er sah die schöne Biegung ihres Körpers, als die Hüften in einer graziös fließenden Bewegung dem vorstoßenden Arm auswichen. Das Messer ging zehn Zentimeter an ihren Rippen vorbei. Collier hörte sich dümmlich kichern.
    Dann schoß ihre Rechte mit dem ganzen Schwung des Körpers vorwärts und ihre Handkante traf das Kinn des Mannes mit einer solchen Kraft, daß sein Kopf seitwärts und nach hinten flog, während es schien, als würden seine Füße vom Boden weggerissen.
    Er sackte in sich zusammen. Modesty hatte sich bereits abgewandt. Sie kniete neben McReedy und untersuchte ihn behutsam. Collier änderte die Blickrichtung.
    Willie Garvin hielt den größeren Mann mit einer Hand gegen die hohe Steinmauer, während er mit der anderen bedächtig die Jacke des Mannes durchsuchte. Er zog einen Revolver hervor. Sein Besitzer zeigte weder Interesse noch bot er Widerstand. Willie ließ ihn los.
    Der Körper des Mannes rutschte an der Wand hinunter, fiel auf die Seite und blieb liegen. Collier merkte, daß ihm ein wesentlicher Teil der Begegnung entgangen sein mußte.
    Modesty richtete sich auf und kam auf ihn zu, während sie ihn verwundert musterte. «Allmächtiger, seit wann gehst du mit Schnappmessern umher, Steve?»
    Collier sah auf seine Faust hinab. Sie hielt immer noch den silbernen Bleistift. Er hatte ihn beim äußersten Ende gepackt und die Hand fortwährend bewegt, so daß man ihn nicht deutlich sehen konnte.
    «Hat ihn für kurze Zeit abgehalten», sagte er mit einer Stimme, die nicht wie seine eigene klang. Er zeigte ihr den Bleistift. «Mir fiel nichts Besseres ein.»
    Sie starrte ihn noch immer an. «Für einen Mann mit deinem Familienwappen war das nicht übel. Sag Dinah, daß es dir gutgeht. Sie wird sich schreckliche Sorgen um dich machen.»
    «Auch ich habe mir schreckliche Sorgen um mich gemacht», sagte Collier mit Nachdruck und hörte Willies fröhliches Lachen, als er sich umdrehte. Er hatte die Hälfte des Parkplatzes überquert, als Dinah vom Ende der Zufahrt gelaufen kam. Caspar hielt ihren Arm.
    Zwei Angestellte des Restaurants liefen hinter ihnen her. Mit einer vor Angst beinahe schrillen Stimme rief sie: «Steve! Modesty, ist ihm nichts geschehen?»
    «Unbeschädigt», sagte Collier und nahm sie in die Arme, als sie auf den Klang seiner Stimme zulief. Dann zu Caspar gewandt: «Ein paar Schläger haben Ihren Freund McReedy in die Arbeit genommen. Modesty scheint nicht sehr besorgt um ihn zu sein, aber Sie sollten ihr vielleicht beistehen.»
    Caspar fluchte und lief weiter, von den beiden Kellnern gefolgt. Dinah, die Wange an Colliers Brust gepreßt und sich eng an ihn schmiegend, sagte: «Ich wußte nicht, was los war. Ich wußte bloß, daß etwas Schreckliches geschah. Als du stehenbliebst und sprachst … ich konnte deine Angst riechen.»
    «Das hätte auch eine weniger gute Nase als deine gekonnt», sagte Collier kläglich. Er war weder überrascht noch beleidigt. Er wußte, daß Dinah in einer Welt der Gerüche und Töne und Berührungen lebte.
    Wie ein Hund konnte sie jeden Menschen nach seinem Geruch erkennen und sogar starke Emotionen riechen.
    Heute hatte sie seine Angst gerochen. Sie sagte: «Diese Banditen – mußtest du mit ihnen kämpfen?»
    Er lachte und fühlte sich plötzlich königlich. «Wenn ich diese Geschichte richtig ausgeschmückt habe, wird sie so dramatisch sein wie Stalingrad. Aber unter uns gesagt, es fand keine Tuchfühlung statt. Ich hielt sie mit einem Bleistift ab.»
    «Mit einem Bleistift?»
    Er erzählte es ihr kurz. «Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, daß es erstklassige Gangster waren. Es war ein ausgesprochener Amateuerabend, bis Modesty und Willie auf der Bildfläche erschienen.»
    «Sind sie okay?»
    Wieder lachte Collier. Bevor er antworten konnte, verließen Modesty und Willie

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