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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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den Lichtkreis der Lampe und kamen zu ihnen. Modesty trug die Schuhe, die sie ausgezogen hatte. Sie sagte: «McReedy kommt langsam zu sich. Ich bat Caspar, sich um ihn zu kümmern. Ich glaube, wir fahren. Wenn die französische Polizei hier auftaucht und Aussagen aufzunehmen beginnt, werden wir alt und grau.»
    Sie gingen zu dem geparkten Auto. Als Collier für Dinah die hintere Tür öffnete, merkte er, daß Modesty und Willie ihn lächelnd ansahen und ihr Ausdruck machte ihn plötzlich verlegen. «Bitte», sagte er rasch, «um Himmels willen, sprecht nicht mehr darüber. Ich lief bloß nicht davon, weil meine Beine mich nicht tragen wollten.»
    «Sie haben McReedy getreten, und du bist auf sie zugelaufen», sagte Dinah, «ich finde, du bist einfach hinreißend.»
    «Bitte steig ein», sagte Collier. «Und heute abend geht niemand schlafen, bevor ich euch nicht die ganze Szene und jede einzelne Bewegung vorgespielt habe. Wartet, bis Modesty und Willie mein hämisches Grinsen und meine geduckte Messerwerfer-Stellung gesehen haben. Sie werden weiße Haare bekommen. Besser, du hast ein Riechsalz griffbereit, Liebling.»
    Modesty Blaise kämpfte mit einem verklemmten Reißverschluß am Rücken ihres Kleides, als Willie klopfte und auf ihre Aufforderung hereinkam. Er lockerte den Verschluß, dann setzte er sich aufs Bett und starrte gedankenverloren durch das offene Fenster auf das dunkle Meer hinaus.
    «Steve war in Hochform, als wir zurückkamen», sagte Modesty. «Diese Kampfszene war klassisch, selbst für ihn.»
    «Ja. Er war wieder einmal so wie früher.» Willie dachte eine Weile nach. «Das erste Mal, seit sie hier sind. Ich weiß, er bemühte sich, lustig zu sein wie immer, aber man spürte die Anstrengung dahinter.»
    Modesty zog das Kleid aus, ging ins Badezimmer und kam einen Augenblick später zurück, bis zum Kinn in einen jadegrünen Schlafrock gehüllt. Willie gab ihr eine Zigarette, und sie setzte sich zu ihm. «Ich weiß, er war ein wenig bedrückt, aber ich wollte nicht nach dem Grund fragen.»
    «Ich habe Dinah vorsichtig ausgefragt und es allmählich aus ihr herausbekommen, ohne daß sie es merkte.»
    Willie zog verdrossen an seiner Zigarette. «Es dreht sich um Geld.»
    «Geld?» Sie wandte den Kopf und starrte ihn an. «Steve war niemals stinkreich, aber die mathematischen Lehrbücher, die er schreibt, gaben ihm ein ordentliches und regelmäßiges Einkommen. Jedenfalls genug, um hinzufahren, wo er wollte, und seinem Hobby der Seelenforschung zu frönen.»
    «Nicht mehr», sagte Willie. «Kaum waren sie verheiratet, begann er nach einer Möglichkeit zu suchen, Dinah das Augenlicht wiederzugeben. Sie wollte es nicht, denn sie hatte bereits alles versucht, aber Steve hörte nicht auf sie. Schleppte sie zu Ärzten in Schweden, Deutschland, Amerika, Südafrika … überallhin.
    Ein Genie in den Staaten steckte Dinah sechs Wochen in eine Privatklinik und verlangte 2000 Pfund für die Diagnose, daß nichts zu machen sei.»
    Modesty stand auf und ging zum Fenster. «Wir wissen, was er für Dinah empfindet», sagte sie. «Wenn man ihn wieder vor die Wahl stellte, würde er vermutlich das gleiche nochmals versuchen. Ist er tatsächlich pleite, Willie?»
    «Ich weiß, daß er einen hohen Bankkredit aufgenommen hat. Er muß alle seine künftigen Einnahmen der Bank abtreten, um ihn abzudecken. Auch das Haus in Surrey können sie nicht behalten.» Er zuckte die Achseln. «Dinah besitzt kein Vermögen, also wird Steve wahrscheinlich irgendwo als Lehrer arbeiten, alles andere aufgeben und die nächsten Jahre damit verbringen, wieder auf gleich zu kommen. Das Schlimme ist, Dinah hat das Gefühl, sie sei an allem schuld.»
    «Sie weiß, was es für ihn bedeutet, seine Forschungsarbeit aufzugeben», sagte Modesty. Auf dem Gebiet der Parapsychologie gehörte Collier zu den führenden Wissenschaftlern, aber mit dieser Arbeit verdiente man kein Geld. Sie warf ihre Zigarette aus dem Fenster und sagte mit unterdrücktem Zorn: «Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren. Warum kann man seinen Freunden, Menschen, die man liebt, mit allem helfen, bloß nicht mit Geld?» Sie kehrte zum Bett zurück und setzte sich stirnrunzelnd nieder. «Wir könnten ihnen zehn- oder fünfzehntausend schenken, und es würde uns niemals fehlen. Aber …»
    «Richtig. Aber.» Willie schüttelte den Kopf. «Wenn wir es auch nur erwähnen, haben wir sie zum letztenmal gesehen.» Er hielt inne, und als er wieder sprach, klang seine Stimme müde. «Es ist

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