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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Gelegenheit.»
    «Ja, davon bin ich überzeugt, Engelchen. Ich nehme an, daß Sie als Kind ein Bettnässer waren. Was meinen Sie, Doktor?»
    Beauregard Brownes Lächeln war zu strahlend, und sein Lachen zu hell. Bevor er antworten konnte, sagte sie grinsend: «Ich habe heute morgen gehört, wie Solon ankam, und ich möchte wetten, daß er nicht erfreut über das war, was ihm sein goldgelockter Knabe zu berichten hatte.»
    Nach einem Moment des Schweigens sagte Browne matt: «Jetzt wird man Sie ausziehen und an das Dreieck binden. Los, Condori.» Er drehte sich um und sah sich langsam um, während er die Augen beschattete. Auch Clarissa schaute über die Wächter hinweg und biß sich auf die Lippen. Als Condori zwei Männern signalisierte, zu Modesty zu gehen, hob sie eine Hand und erklärte: «Ich brauche keine Hilfe.» Ohne Eile knöpfte sie die Bluse auf, zog sie aus und warf sie einem der Männer zu. Sie ging eben auf das Dreieck zu, als man in der Ferne einen schrillen Pfiff vernahm.
    Alle Köpfe wandten sich um. Nahe dem Klippenrand sahen sie etwa hundertfünfzig Meter weit entfernt eine schwarze Gestalt scheinbar direkt aus dem nackten Fels aufsteigen. Beide Hände waren erhoben, die Rechte hielt das Goff-Gewehr. Clarissa seufzte schwach, aber hörbar erleichtert auf. Beauregard Browne sagte: «Paßt auf, er hat das verdammte Gewehr.»
    «Er hält es am Lauf,
Señor
», sagte Condori.
    In der Ferne ließ Willie Garvin langsam die Hände sinken, nahm das Gewehr fest in die Hand und warf es wie ein Hammerwerfer. Sie sahen die Sonne auf dem Metall glänzen, als die Waffe in weitem Bogen wegflog.
    «Er hat das Gewehr ins Meer geworfen», sagte Condori.
    Beauregard Browne nickte. «Das tut mir leid. Ich hätte es sehr gern gehabt.»
    Die leeren Hände erhoben, näherte sich ihnen Willie Garvin. Modesty Blaise wandte sich gleichgültig von dem Holzdreieck ab, nahm ihre Bluse aus den Händen des Mannes und zog sie wieder an. Dr. Feng betrachtete sie einen Augenblick, dann wandte er seine Aufmerksamkeit Beauregard Browne zu, der dastand und seine Nägel betrachtete. Der Mann ist verstört, stellte Dr. Feng fest. Die Augen waren ein wenig zusammengekniffen, und die Haltung war ein wenig zu starr. Es war nicht schwer zu erraten, was in Beau vorging. Blaise und Garvin spielten vor seiner Nase ein Spiel, das er nicht zu durchschauen vermochte. Etwas war nicht in Ordnung, aber er wußte nicht, was er dagegen tun sollte, Er glich einem Schachspieler, der eine Königin und zwei Türme voraus und dennoch das unheimliche Gefühl hat, daß der Gegner das Spiel diktiert.
    Der Patron hatte recht, dachte Dr. Feng. Je früher diese Frau und dieser Mann hingerichtet werden, desto besser.

13
    Sam Solon wartete, in einem Lehnstuhl ausgestreckt, am Fenster des großen Wohnraumes, als man die beiden, die Hände auf dem Rücken gebunden, zu ihm brachte. Modesty Blaise sah frisch und ausgeruht aus.
    Willie Garvins Kinn war unrasiert, seine Kleidung verstaubt und zerknittert, doch seine Augen blickten klar und ohne ein Anzeichen von Müdigkeit. Condori und Uriah Crisp bewachten die beiden.
    Solon warf die Zeitung, die er las, zur Seite und stand auf, die blauen Augen in dem kantigen dunklen Gesicht blickten feindselig. «Habt ihr das Buch gelesen?» fragte er.
    Sie blickten ihn völlig desinteressiert an. Nach einer Weile trat er zu Modesty und schlug ihr hart ins Gesicht. «Hör auf, dich so aufzuspielen, Mädchen. Schon damals, als ich dir befahl, das Boot zu verlassen, warst du hochmütig und herablassend. Aber damit ist es jetzt vorbei.»
    Sie erwiderte gleichgültig: «Beinahe alle Leute behandeln Sie hochmütig und verächtlich, weil Sie es so empfinden. Fragen Sie Dr. Feng. Das ist alles.»
    Sie hatten in dem Buch, das er erwähnte, in den letzten zwanzig Minuten gelesen, während Clarissa für sie umblätterte.
    Es war ein ledergebundenes Buch mit Zeitungsausschnitten über eine Periode von zwanzig Jahren; keine Neuigkeiten oder Berichte über Sam Solons Leben oder seinen Aufstieg von einem armen Edelsteingräber zu einem Multimillionär, sondern vor allem Gesellschaftsklatsch.
    Da diesem Buch offenbar irgendeine Bedeutung zukam, hatten Modesty und Willie es aufmerksam gelesen, anfangs allerdings, ohne etwas zu begreifen. Gegen Ende fanden sie in zwei Nummern von Private Eye zwei typische boshafte Glossen. Eine sprach von Solon als dem Unaussprechlichen Antipoden und beschrieb eine Blöße, die er sich auf einer Auktion von

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