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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Überzeugung, daß dies ein Theater ist. Habe ich recht, dann können wir Blaise benutzen und Garvin zwingen, sich zu ergeben.»
    Sam Solon fuhr ungeduldig mit der Hand durch das Haar. «Theater? Mein Gott, natürlich spielen sie Theater. Um das zu wissen, brauche ich keinen Gehirnwäscher. Jeder würde sich für den anderen einen Arm abhacken lassen. Verdammte Idioten.»
    Beauregard Browne strich sich über eine Braue und sagte: «Der unangenehme Garvin ist augenblicklich irgendwo im Gelände versteckt. Er kann sich nicht bewegen, ohne gesehen zu werden, da wir auf der ganzen Insel Beobachter haben. Ich glaube, wenn Clarissa mit einem Lautsprecher im Jeep herumführe, müßte er die Nachricht hören.»
    Solon nickte kurz. «Veranlassen Sie das. Ich bereite inzwischen das Programm vor. Um zehn Uhr haben die beiden gestellt zu sein. Wir machen die übliche Tour, dann Lunch, und dann kann dieser fromme Hanswurst von Ihnen die beiden erledigen.» Beauregard Browne zeigte sich überrascht. «Üblicherweise findet die Hinrichtung nach dem Dinner in den frühen Morgenstunden statt, alter Knabe.»
    «Je früher wir mit den beiden fertig sind, desto besser. Wenn sie nicht wüßten, was ihnen bevorsteht, könnten wir die Sache ausdehnen. Jetzt sind sie gefährlich. Lassen Sie ihnen lange genug Zeit, und sie gewinnen.»
    Beauregard Browne machte eine müde, lässige Handbewegung und kicherte amüsiert. «Aber mein lieber geschätzter Patron, die zwei sind verloren und haben keinen Ausweg. Sie können mir beruhigt alles überlassen.»
    Sam Solon zeigte mit dem Finger auf ihn. «Machen Sie es genauso, wie ich gesagt habe, Beau. Ich will das heute erledigt haben. Und hören Sie gut zu: Bis zu der Fletcher-Geschichte haben Sie ordentlich gearbeitet, Sie und die anderen. Aber, verdammt noch mal, dafür wurden Sie auch bezahlt. Was hat mich dieser Sessellift gekostet, damit Sie dort oben Ihre Gänseblümchen hüten können? Siebzigtausend? Gut. Aber Fletcher verschwand, und jetzt ist Willie Garvin ausgebrochen.
    Zwei Irrtümer. Begehen Sie noch einen Irrtum, Beau, und ich suche mir jemanden anderen, der Ihren Platz einnimmt. Verstanden?»
    Stille trat ein. Beau warf den goldenen Lockenkopf nach hinten, und die veilchenblauen Augen blickten nachdenklich zur Decke. «Ich habe verstanden, lieber alter Knabe.»
    «Gut. Jetzt werde ich ein wenig schlafen. Ist meine Suite bereit?»
    «Wie immer, ehrwürdiger Patron. Soll Clarissa Sie begleiten?»
    «Ich sagte schlafen.» Er warf ihr einen Blick zu und entspannte sich ein wenig. «Halte dich abends zur Verfügung, ja? Beau, Sie wecken mich um zehn. Dann haben Blaise und Garvin für mich bereit zu sein.» Er drehte sich um, verließ den großen Wohnraum und ging den breiten Korridor entlang, der zu seiner Suite führte.
    Nach einer Weile sagte Beauregard Browne leise:
    «Ich fühle mich nicht richtig gewürdigt. Verletzt. Vielleicht ein klein wenig wütend.»
    Reverend Uriah Crisp hatte mit leerem Blick aus dem Fenster gestarrt. «Dem Mann fehlt der Respekt», sagte er, sich umdrehend. «Gott erlaubt keinem seiner Diener, ihn zu verspotten.»
    «Ganz richtig, Uriah. Wir müssen um Erleuchtung beten.»
    Beauregard Brownes Mund war häßlich verzerrt.
    «Aber zuerst wollen wir unsere wartenden Sünder abfertigen.»
    Achthundert Meter weit weg wartete Kerenyi auf einem kleinen Hügel zwischen dem Rollfeld und dem Hafen in der Funkstation auf seine Ablöse. Kerenyi hatte Nachtdienst gehabt und war ein wenig beunruhigt. Irgendwann in den frühen Morgenstunden saß er vor dem Radio, hörte die übliche Wellenlänge ab und blätterte in einer Illustrierten. Dann schlief er ein. Zumindest dachte er, daß es so war, denn in Wahrheit hatte er eine merkwürdige Gedächtnislücke. Das einzige, was er mit Bestimmtheit wußte, war, daß er, den Kopf auf den verschränkten Armen liegend, am Radiotisch aufgewacht war. Sein Hals war steif und sein Kopf schmerzte.
    Einen Augenblick hatte er panische Angst gehabt und gemeint, der entflohene Engländer habe ihn attackiert. Aber es war alles in Ordnung. Sein MG war in dem Ständer neben dem Tisch, und der Apparat war immer noch auf derselben Wellenlänge eingestellt. Er ging hinaus, um den Wächter zu finden, den Condori zur Bewachung der Radiostation heraufgesandt hatte, nachdem der Ausbruch gemeldet worden war. Es war Regan, und er döste an einen Felsen gelehnt in der Grasmulde, die er sich als Standort ausgesucht hatte. Es war schwer gewesen, ihn zu wecken,

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