Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Courtney-Scott hing mit dem Gesicht nach unten über der Tür, die sie eben hatte aufreißen wollen. Ihre rechte Hand hielt immer noch den hölzernen Griff, in dem die lange spitze Fahrradspeiche steckte. Auf ihrer weißen Bluse war jetzt zwischen den Schultern ein schwarzes, rotgerändertes Loch zu sehen.
Dr. Feng sagte: «Ich behaupte nicht, Ihr Leben gerettet zu haben, Mr. Garvin. Sie sind sehr rasch, und Clarissa konnte nicht die richtige Stellung wählen, aber vielleicht habe ich eine lästige Verletzung verhindert.»
Seine schwarzen Augen fielen auf Modesty. «Unter diesen Umständen hoffe ich, daß Sie Ihr gestriges Versprechen, alle, die mit Ihnen am Tisch saßen, zu vernichten, modifizieren werden.» Willie ging auf ihn zu und nahm ihm den Revolver ab. Ein einziger Schweißtropfen lief Dr. Fengs Braue entlang und rann in seinen Augenwinkel, aber er blinzelte nicht. Modesty steckte ihren Revolver weg und sagte: «Sie sind frei. Nehmen Sie die Hände herunter. Wo sind die anderen?»
Dr. Feng blickte auf den schönen Körper, der aus dem Jeep hing. «Sie werden keinen Lautsprecher brauchen», sagte er. «In der letzten Stunde hat sie alle noch vorhandenen Wächter, einen nach dem anderen, ermordet, und zwar mit dieser effizienten Waffe. Nur für das indonesische Hauspersonal hat sie ein Maschinengewehr benutzt; in den letzten zehn Minuten vor Ihrer Ankunft versuchte sie, mich zu finden und zu beseitigen. Ich bin überzeugt, daß Beauregard Browne ihr entsprechende Anweisungen gegeben und daß er beabsichtigt hatte, Mr. Solon umzubringen, bevor er im Wasserflugzeug zurückkehrte … natürlich nachdem er Sie erledigt hatte. Ich versteckte mich, in der Hoffnung, daß ich …» er machte eine schüchterne Geste, «daß ich nach seiner Ankunft schneller sein würde als er.»
Modesty sagte leise: «Allmächtiger Gott, was für eine elende Bande.» Sie rieb sich fest die Augen, und einen Moment lang sah Willie ihre grenzenlose Müdigkeit.
Dann war es wieder vorbei. Er erlaubte sich keinerlei Mitgefühl mit ihr. Dazu war es noch zu früh, und jede Andeutung hätte ihren Ärger geweckt. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah Dr. Feng an. «Bleiben Sie uns vom Leib und erfinden Sie irgendeine Geschichte», sagte sie und wandte sich ab. «In Ordnung, Willie, Liebster. Bereiten wir uns auf den letzten Akt vor.»
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Es war elf Uhr, als der Jet, dessen Funksignale unbeantwortet geblieben waren, aus einem blauweißen Himmel herunterkam und auf das Rollfeld zuflog. Als er den Boden berührte, fuhr ein Jeep hinaus, begleitete das Flugzeug in dreißig Meter Abstand und blieb an der Backbordseite stehen, als dieses zum Stillstand kam.
Das Dröhnen der beiden Rolls-Royce-Motoren erstarb, und sofort hörte man im ganzen Flugzeug eine Stimme mit Cockney-Akzent, die über einen Lautsprecher sagte: «Achtung, Crew! Öffnet
keine
, ich wiederhole, keine Tür, bevor ihr entsprechende Weisungen erhaltet. Beobachtet den Boden genau fünfzehn Meter vor euch.»
Etwas Dunkles, Zylinderförmiges flog durch die Luft und überschlug sich; eine Flasche, die etwas um den Hals gebunden hatte, aus dem Flammen schossen. Als die Flasche auf dem Boden aufschlug, gab es eine kleine Detonation, und eine kreisrunde Fläche begann zu brennen. Die laute metallische Stimme sagte: «Das war nur ein Molotow-Cocktail. Wir haben ein Dutzend davon bereit, und einige leichte Waffen. Jetzt könnt ihr die Tür öffnen. Wir wollen nur den Kommandanten mit erhobenen Händen sehen und niemanden sonst. Gut. Los.» Dreißig Sekunden später öffnete sich die Tür. Ein Mann um die Fünfzig stand, die Hände in Schulterhöhe, am Ausgang. Er trug einen braunen Sportanzug und hatte graumeliertes Haar über einem markanten Gesicht mit breitem Kinn.
Nach dem Dröhnen der Motoren und dem Bellen des Lautsprechers war es auf dem Flugfeld von
Dragon’s Claw
sehr still. Der Ankömmling blickte von der Tür auf einen Mann und eine Frau in feuchten, vom Salzwasser fleckigen Kleidern herab, die zehn Schritte hinter dem Jeep standen. Die Frau hielt eine Maschinenpistole im Anschlag. Der Mann hielt eine Flasche in der einen, eine selbstgemachte Paraffinfackel in der anderen Hand. Ein paar weitere Molotow-Cocktails standen auf der Motorhaube des Jeeps bereit.
Der Mann an der Tür sagte: «Wir erhielten Ihre Nachricht. Ich bin Larry Houston, Internationaler Sicherheitsdienst.»
Hellblaue und mitternachtsblaue Augen sahen ihn mißtrauisch an. Dann sagte das
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