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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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einem Fuß auf dem Erdboden zu bleiben.»
    Er lächelte, legte die Hände um ihre Taille und dann hinauf an den Ansatz ihres Busens. «Das brauche ich doch nicht, da du ja so fest mit beiden Beinen im Leben stehst.»
    «Darum geht es ja eben. Ich bin nicht für ewig, Luke. Nicht einmal annähernd ewig.»
    «Nein», erwiderte er vage, «natürlich nicht.» Sein Blick war abwesend geworden, und er drehte sie abschätzend zu sich. «Ich glaube, ich werde doch einen Akt von dir malen.»
    «Vielleicht. Aber zuerst zeig mir drei Landschaften oder Meeresansichten und drei Stilleben. Dann werde ich es mir überlegen. Und hör zu, bitte. Hörst du eigentlich zu, Luke? Willie kommt heute nacht hierher, mach dir also keine Gedanken, wenn du in den frühen Morgenstunden Lärm hörst.»
    «Ach.» Fletcher sah enttäuscht drein. «Warum kommt er her?»
    Sie nahm seinen Arm. «Belaste dich nicht damit, über die Gründe nachzugrübeln. Und schmoll nicht. Du wirst weiterhin mein Bett teilen können, auch wenn Willie hier ist.»

7
    Um zwei Uhr wachte Modesty auf und wartete auf das Motorengeräusch. Um halb drei hörte sie einen Wagen leise zur Garage fahren. Neben ihr lag Luke Fletcher und schlief. Sie zog einen Morgenrock an, ging hinaus und schloß die Tür hinter sich, bevor sie in der Halle und im Wohnzimmer Licht machte.
    Als sie die Eingangstür öffnete, sah sie Willie, eine Reisetasche in der Hand, die Treppe heraufkommen.
    Er war jedoch nicht allein. Im Licht auf der Terrasse sah sie, daß sein Begleiter ein kräftig gebauter Mann Ende vierzig war, mit einem breiten Mund, einer etwas abgeflachten Nase und dunklen, ganz kurz geschnittenen Haaren. Er hinkte ein wenig. Es war kein Fremder: er hieß Dick Kingston, hatte einige Jahre in der Fleet Street als Journalist gearbeitet und sich auf das Recherchieren spezialisiert. Vorher war er Agent bei der Stelle gewesen, die später MI 6 hieß. In dieser Eigenschaft war er in das
Netz
eingedrungen; er hatte den Auftrag gehabt, festzustellen, welche Menge und welche Art von britischen Militär- und Industriegeheimnissen von Modesty Blaises Organisation an den Ostblock verkauft wurden. Ihr Nachrichtendienst war gut gewesen, und sie hatte von Anfang an über ihn Bescheid gewußt. Aber sie hatte nichts unternommen, außer sich zu versichern, daß er zu den von ihm gesuchten Informationen leicht Zutritt erhielt. Da sie sich schon längst entschieden hatte, daß sie, wenn sie sich zurückzog, in England leben wollte, war es ihre strikte Politik gewesen, niemals zum Schaden dieses Landes ein Geheimnis zu verkaufen, und sie war sehr zufrieden, daß Kingston eben dies feststellte und weiterberichtete.
    Ein, zwei Jahre später machte ein Beinschuß, den er an der griechisch-bulgarischen Grenze erhielt, seiner Karriere als Geheimagent ein Ende, und er übersiedelte in die Fleet Street. Als Modesty das erfuhr, reiste sie von ihrem Hauptquartier in Tanger nach London, suchte Kingston auf und stellte einen Kontakt her, der sich für beide Seiten von Vorteil erwies.
    Jetzt wies Willie mit dem Daumen auf ihn und sagte: «Schau, was ich gefunden habe, Prinzessin.»
    Kingston ließ seinen sichtlich weitgereisten Koffer neben der Tür fallen, nahm sie in die Arme und gab ihr auf jede Wange einen herzhaften Kuß. «Mmmmhhh», sagte er mit Betonung. «Das nächste Mal, mein Schatz, werde ich ein Maler sein, der ein schönes Mädchen braucht, das ihn inspiriert. Warum in aller Welt sollen immer die anderen den Rahm abschöpfen? Warum nicht ich?»
    «Du bist fabelhaft, Dick. Ich bin niemals deiner wert gewesen. Wie geht’s dir?»
    Er lachte schallend und ließ sie los. «Mir geht es ausgezeichnet. Zu den Herren der Presse zu gehören ist einfach unvergleichlich. Wir sind Gottes Geschenk an das Land, wenn nicht an die ganze Welt, darüber sind wir uns einig. Und niemand schießt auf dich, niemand schickt Stromstöße durch deine Eier, wie es passieren kann, wenn man zur MI 6 gehört. Ich weiß wirklich nicht, warum ich so viele Jahre dort verbracht habe.»
    Willie schloß die Tür. «Er war im selben Flugzeug, Prinzessin, und er kam hierher, um Luke Fletcher zu besuchen. Ich dachte, du könntest ihm heute nacht, wenn er brav ist, das Gästezimmer geben, aber wenn es dir nicht paßt, kann ich ihn auch ins Verdala hinunterfahren.»
    Sie reichte Willie die Hand, um, wie es sein üblicher Gruß war, ihre Finger an seine Wange zu legen, dann sagte sie: «Das geht in Ordnung, Willie. Ich bin allerdings nicht

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