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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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war unglaublich und beschränkte sich nicht auf die beiden Kampfmesser, die er bei sich trug, wenn etwas zu erledigen war.
    «Übrigens», fügte er hinzu, als sie um das Auto gingen, «glaube ich nicht, daß sie noch etwas vorhaben. Sie wollen bloß weg.»
    Modesty befahl: «Steigen Sie ein, Sam.»
    «Nur keine Angst!» Er starrte sie wütend über den Rand des zusammengepreßten Taschentuchs an. «Willie, erwischen Sie einen von diesen Kerlen für mich. Ich will wissen, für wen sie arbeiten.»
    Vier von ihnen hatten jetzt das Bewußtsein wiedererlangt, und die ganze Gruppe ging langsam auf den Treidelpfad und das Flußufer zu. Zwei schleppten den Mann, der noch bewußtlos war. Der Mann mit der Automatik bildete die Nachhut. Modesty sagte: «Hör nicht auf ihn, Willie. Du wirst dich nicht für nichts und wieder nichts erschießen lassen.»
    «Das dachte ich mir auch, Prinzessin.»
    Sam Solon krächzte zornig: «Lassen Sie sie nicht fort … Sie verdammter Faulpelz!»
    Willie erwiderte freundlich: «Ganz recht, Sie Narr.»
    Und Modesty fügte hinzu: «Halten Sie den Mund, Sam.»
    Die Männer stiegen in ein Boot, das außer Sichtweite unter der Uferböschung lag. Man hörte das Geräusch eines Motors.
    Modesty sagte: «Sie werden irgendwo auf der Wixford Road ein Auto warten haben. Worum ging es eigentlich, Sam?»
    «Wie, zum Teufel, soll ich das wissen?» fragte er schmerzverzerrt. «Sie müssen mir von der Stadt aus gefolgt sein und sich diesen Platz hier ausgesucht haben, nachdem sie mich von der Garage telefonieren gehört hatten.»
    «Es war ein Abschreckungsmanöver und sinnlos, wenn das Opfer nicht weiß, warum. Was sagten sie?»
    «Zwei Worte. Jedesmal, wenn sie mich schlugen, sagten sie: ‹Fletcher vergessen.› Und sie sagten es mit einem komischen Akzent. Es waren Ausländer.»
    Da Sam sich weigerte, einen Arzt rufen zu lassen, säuberte und versorgte Modesty etwas später in der
Treatmill
seine Schrammen, während er auf einem Bett im Gästezimmer lag.
    Die Rippen waren nicht gebrochen, aber er hatte starke Prellungen und ein Auge war beinahe ganz geschlossen. Als sie fertig war, packte Willie das Verbandszeug weg und fragte: «Werden Sie es tun, Sam?»
    «Was tun?» Er saß am Bettrand, knöpfte sein Hemd zu und starrte ärgerlich mit dem gesunden Auge auf die Anwesenden. «Schlagt mir ja nicht vor, ein paar Tage im Bett zu bleiben. Ich bin schon ärger zusammengeschlagen worden als heute. Verdammt noch mal, als ich in meiner Jugend in Andamooka auf Opale aus war, gab es jeden Samstagabend schlimmere Raufereien.»
    Modesty sagte: «Willie meint, ob Sie Fletcher vergessen werden. Darum geht es nämlich.»
    Er blickte sie mit zusammengepreßten Lippen an.
    «Nein, mein Mädchen. Bis jetzt war ich bloß neugierig. Von heute an habe ich gewichtigere Gründe.» Er nahm den Rock, den sie ihm reichte. «Komisch, Sie scheinen nicht interessiert zu sein, was da dahintersteckt. Ich hielt Sie für wesentlich draufgängerischer.»
    Sie nickte ohne Ärger. «Wissen Sie, Sam, wir ziehen Schwierigkeiten magisch an, und wir haben eigentlich genug davon. Wir waren zu oft in etwas verstrickt und wurden zu oft verletzt; daher haben wir beschlossen, eine Pause einzulegen.»
    Sam Solon zuckte die Achseln. «Und wo bleibt Fletcher?»
    Sie setzte sich zu ihm aufs Bett und sagte: «Fletcher ist etwas Seltsames zugestoßen, aber er kann sich nicht daran erinnern. Jetzt malt er wieder und legt keinen besonderen Wert darauf, sich zu erinnern.»
    «Schauen Sie, irgend jemand hat dem armen Tropf etwas angetan. Stimmt’s? Und wenn es nochmals versucht wird?»
    «Wenn man das gewollt hätte, hätte man es längst versucht. Jedenfalls ist er jeden Abend und jede Nacht bei mir, und wenn er im Studio arbeitet, wird er von einem Mann bewacht, den Kingston ausgesucht hat.»
    Sam Solon blickte auf den Fußboden, und plötzlich fühlte sie Mitleid mit ihm. Es hatte nichts mit der Schlägerei zu tun, sondern mit dem, was sie in den letzten zwei Wochen über ihn erfahren hatte. Er hatte sie mit einer für ihn uncharakteristischen Schüchternheit gebeten, ob sie mit ihm die wichtigsten Kunstgalerien und Museen besuchen würde. Sie hatte zwei Vormittage damit zugebracht und festgestellt, daß er ein Mann war, der in fortgeschrittenen Jahren den Versuch machte, eine gewisse Bildung zu erwerben, dem jedoch jeder Geschmack und jedes Gefühl für Kunst abging.
    Er hatte sie fortwährend gebeten, ihm zu erklären, warum ein Bild, eine Vase, eine

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