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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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tatsächlich seine Erinnerung aktivieren wollen. Wäre das der Fall, so wären sie wesentlich aktiver.»
    «Kingston meint, sie sei bloß an seinem Talent interessiert.»
    Tarrant lächelte. «Das ist ein durchaus vertretbarer Standpunkt.» Willie Garvin sagte: «Gut», und schlug so gegen Modestys Füße, daß sie umkippte. Bevor sie auf den Boden des langen Kampfraumes fiel, hatte sie eine Automatik in der Hand, und ein Schuß drang durch den Kopf der Puppe, die in sieben Meter Entfernung als Ziel aufgestellt war.
    Sie stand langsam und nachdenklich auf. «Was hältst du davon, Willie?»
    «Verglichen mit der Zweiunddreißig ist sie ebenso schnell, würde ich sagen, aber nicht ganz so präzis oder ebenso präzis, aber nicht ganz so schnell.»
    Modesty wog die Waffe in ihrer Hand. Es war eine Star PD .45, in Spanien hergestellt – die leichteste und kompakteste Waffe dieses Kalibers, die sie jemals in der Hand gehabt hatte, noch kleiner und leichter als der Colt Commander.
    «Ich weiß nicht recht, Willie, ich bin an den Colt zweiunddreißig so gewöhnt. Oder an die MAB als Automatik.»
    «Sie sind nur gut, wenn man absolut genau zielt, was du ja tust, aber man muß ein wenig Glück haben, um immer absolut genau zielen zu können; sowohl die äußeren Umstände wie die Patronen variieren.» Er wies auf die Star .45, die sie jetzt in das Schulterhalfter knapp unter ihrer linken Brust gesteckt hatte. «Diese Pistole feuert eine Fünfundvierziger-Patrone – da ist jeder Treffer ein Stopper. Sie hat sechs Schuß im Magazin und einen im Lauf. Das ist angenehm. Sie ist aus Leichtmetall, gut ausgeführt und leicht zu verbergen. Außerdem kann man sie rasch ziehen, und sie hat ein verstellbares Visier. Mit einem Anschlagschaft kann man sie auch auf Entfernung benutzen.»
    «Aber es ist eine Automatik, und du hattest immer Angst, eine Automatik könnte klemmen.»
    «Die Chance ist nicht größer als die einer Fehlzündung bei einem Revolver.»
    Eine Weile standen sie schweigend beisammen, Modesty die Hände in die Hüften gestemmt, und blickten auf die Zielscheibe.
    Willie beobachtete Modesty. Sie trugen beide dunkle Hosen und Hemden; beide schwitzten, denn sie hatten eine Trainingsstunde in der Dojo-Abteilung des langen, niedrigen Gebäudes hinter sich. Plötzlich grinste Modesty und klopfte ihm mit der Faust leicht auf die Brust.
    «Gut, vielleicht lasse ich den Colt Commander sein. Jedenfalls ist es eine akademische Debatte. Ordentliche Bürger wie wir brauchen keine Schußwaffen.»
    «Richtig.» Willie sah zu, wie sie das Halfter ablegte.
    «Aber wir sind ordentliche Bürger mit einer unordentlichen Vergangenheit, und es ist erst ein paar Wochen her, daß einer von Frezzis Typen dich mit einem Messer fein säuberlich zerlegen wollte.»
    «Ich glaube, es war eher ein Hilfeschrei. Ich habe ihn provoziert, und dabei suchte er bloß Verständnis.» Willie lachte. «Wir alle sind schuldig.»
    «Und auch verschwitzt.» Sie gab ihm das Halfter mit der Pistole, drehte sich um und zog das Hemd aus.
    «Gehen wir unter die Dusche, Willie. In einer halben Stunde kommt Sam zum Lunch.»
    Als Willie eine Viertelstunde später die doppelten Stahltüren des schalldichten, fensterlosen Gebäudes hinter sich schloß, erschien eine der Kellnerinnen auf dem Kiesweg, der zum hinteren Teil der
Treatmill
führte. «Der Herr, der letzte Woche hier war, hat soeben angerufen, Mr. Garvin», rief sie näher kommend.
    «Mr. Solon.»
    «Ja, ganz richtig. Ich verstand seinen Namen nicht genau, und ich wollte nicht nochmals fragen.»
    «Was sagte er, Doris?»
    «Ach, daß er in Tunbury ist, daß sein Ventilatorriemen gerissen sei und die Garage einen neuen erst montieren kann, wenn der Motor abgekühlt ist. Also wird er zu Fuß gehen, und ob Sie ihm entgegenfahren könnten, damit er nicht zu spät kommt.»
    Willie sah Modesty an. «Warum geht er zu Fuß?»
    «Weil er körperliche Anstrengung liebt, weil er lieber geht als wartet, weil die englische Landschaft seine alte Lederseele verzaubert hat, weil er Sam Solon ist.»
    Willie machte eine resignierte Geste. «Schon gut, Prinzessin, ich hab ja bloß gefragt.»
    «Wir können den Jensen nehmen. Er steht auf dem Parkplatz.»
    Die schmale Straße nach Tunbury machte nach vier Kilometern eine Kurve, die sie ganz nahe an den Fluß heranbrachte; hier wurde der Auwald von einem offenen Grasstück unterbrochen, von dem aus man den Treidelpfad erreichen konnte. Der Wagen brummte leise um die Kurve, als

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