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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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vermeinte.
    Eine volle Minute stand sie bewegungslos da und schien kaum zu atmen, dann sagte sie langsam und sehr leise: »Öffne die restlichen Patronen, Little Krell. Wir werden auch ein paar Bomben fabrizieren.«
    Hundertdreißig Meter entfernt schaute Jeremy den Lauf seines Schnellfeuergewehrs entlang. Er lag flach auf dem Boden, das Gewehr über den Felskamm geschoben. Ein Berber mit einer Maschinenpistole kauerte mit dem Rücken zu den Felsen. Rechts von Jeremy, auf der anderen Seite der schmalen Felslücke, lagen sein Bruder Dominic und zwei weitere Berber in Deckung.
    Zwischen den beiden Felsbuckeln fiel das Gelände in einer niederen Stufe zu der seichten Rinne ab, die das Tal empor direkt zum Eingang der Höhle führte.
    Dominic fragte: »Rührt sich etwas?«
    Jeremy wischte sich einen Schweißtropfen von den Brauen. »Nichts. Glaubst du, dass es einen anderen Weg aus der Höhle gibt?«
    »Die Kerle hier behaupten, nein. Und sie müssten es wissen.« Nach einer Weile sagte Jeremy: »Warum, zum Teufel, versuchen sie nicht auszubrechen?«
    »Weil du darauf bestanden hast, ihnen ein paar Schüsse vor die Nase zu pfeffern, großer Bruder. Hättest du das nicht getan, hätten wir sie vielleicht herauslocken können. So wie die Dinge liegen, versuchen sie,
uns
aus der Deckung zu locken.«
    Jeremy schaute auf die Uhr und sagte: »Meine Viertelstunde ist vorbei. Jetzt bist du an der Reihe.«
    Dominic legte sich auf die Erde und schob sein Schnellfeuergewehr so weit vor, dass es auf den Höhleneingang wies. Als er in Stellung war, rollte Jeremy weg und setzte sich hinter die Felsen. »Pass weiter auf«, sagte er.
    Ohne den Kopf zu wenden, erwiderte Dominic mit zusammengepressten Zähnen: »Um Gottes willen, hör doch endlich auf, mir fortwährend Befehle zu geben!«
    Jeremy starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich werde Nannie sagen, dass du den Namen Gottes eitel genannt hast«, drohte er.
    Willie nahm den Fangschläger und strich zart mit der Hand über die lange Schaufel aus Weidengeflecht. Er sah sie mit Zuneigung an, mit freundschaftlicher Wärme. Dann legte er die
cesta
auf die Werkbank, nahm in jede Hand eine Messingkugel und widmete ihnen die Gleiche liebevolle Aufmerksamkeit, die er dem Fangschläger gezollt hatte. Gleichzeitig absorbierte jede Faser seines Seins ein Gefühl für ihr Gewicht und ihre ballistischen Merkmale. Fünf Minuten verbrachte er damit, das Kinn auf die Unterarme gestützt, beim Ausgang der Höhle zu liegen und die kleine Rinne hinunter auf die zwei Felsbänke zu starren, hinter denen der Feind verborgen war. Er schätzte die Entfernung, lernte sie auswendig, verleibte sie sich ein. Die Ansatzstücke waren zur Gänze eingeschraubt. Die eine Zündschnur schaute kaum aus dem Loch in der Mitte des Ansatzstückes heraus, von der zweiten sah man etwa einen Zentimeter. Er nahm die beiden Bomben in eine Hand und hielt sie, wie ein Tennisspieler zwei Bälle für den Aufschlag hält, dann steckte er die
cesta
unter den Arm und ging in die zentrale Höhle. Modesty kam ihm auf halbem Weg entgegen und sagte: »Wie schnell brennt deine Zündschnur, Willie?«
    »Einen Zentimeter in acht Sekunden. Ich habe zehn Versuche gemacht, und das Resultat war mehr oder weniger immer das Gleiche.«
    »Gut.« Sie drehte sich um, und er folgte ihr etwas erstaunt. Während der letzten halben Stunde war er so vertieft in seine Vorbereitungen gewesen, dass er nicht zur Kenntnis genommen hatte, was um ihn herum vorging.
    Als sie die Mitte der großen Höhle erreichten, sah er Little Krell neben einem Rad mit einem abgefahrenen Reifen kauern. Es war das Rad, das Alâeddin vor zwei Tagen herbeigeschleppt hatte, das Rad, das Modesty Blaise dem alten Mann vor fünfzehn Jahren verkauft hatte. Zwei Farbdosen waren auf jeder Seite knapp über der Nabe mit galvanisiertem Draht am Rad festgebunden. Beide Dosen waren mit Draht umwickelt, um den Deckel festzuhalten. Jede Dose hatte seitlich ein kleines Loch, aus dem ein kurzes Stück von Willies selbst fabrizierter Zündschnur herausragte.
    Modesty, ein zerrissenes Messband in der Hand, kniete neben Little Krell nieder. »Wir werden die eine auf sechzehn und die andere auf zwanzig Sekunden einstellen«, sagte sie. Little Krell nickte, wartete, bis sie die Stelle markiert hatte, und schnitt die überflüssige Schnur mit einer Schere ab. Während sie den Vorgang mit der zweiten Dose wiederholten, sah Little Krell zu Willie auf, und sein hässliches Gesicht strahlte vor

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