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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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hervor. Von irgendwoher auf der anderen Seite des Hofes ertönte der gleiche Pfiff.
    Dann hörte Sibyl das rasche Trippeln von Füßen und einen erschreckten Warnschrei Kazims.
    Sie warf einen Blick über die Schulter, und vor Schreck blieb ihr fast das Herz stehen. Willie Garvin hatte sich von Kazim losgemacht und rannte auf sie zu, hielt das Schwert wie einen Säbel von sich und war nun nur mehr zehn Meter entfernt. Kazim verfolgte ihn wie wild, war aber zu weit weg, um einen Treffer erzielen zu können, und Modesty Blaise hatte die richtige Stellung, um ihr in den ungeschützten Rücken zu fallen, sobald sie sich umdrehte, um Garvin abzuwehren. Die Aussichtslosigkeit ihrer Lage machte sie frösteln. Dann schwang Kazim verzweifelt den Arm zurück und schleuderte den Dreizack wie einen Speer in Richtung von Garvins Rücken. Aber in dem Bruchteil einer Sekunde, bevor sich die Waffe in Bewegung setzte, stieß Modesty wieder einen Pfiff aus, und Garvin sprang geduckt zur Seite, so daß der Dreizack schräg über ihn hinwegflog und Sibyl am Bein getroffen hätte, wenn sie ihn nicht mit ihrem eigenen Dreizack abgewehrt hätte. Aber um das zu tun, hatte sie sich von Modesty wegdrehen müssen und ihr den Rücken zugewendet. Und Kazim war nun entwaffnet. Das Unglaubliche war geschehen: Sie waren geschlagen, mußten jeden Augenblick mit dem Tod rechnen – Willie Garvin hatte seinen Lauf abgebrochen und ging hinter einem der Sockel vorbei auf Modesty Blaise zu, die keinen Versuch gemacht hatte, Sibyl von hinten zu treffen. Sie plauderten miteinander, lächelten amüsiert, während sie ein wenig aus der Mitte des Hofes wegschlenderten, drehten sich dann um und kamen zurück. Auf der anderen Seite stand Sibyl nun und rang heftig nach Luft, als hätte sie einen Kilometerlauf hinter sich, und Kazim bückte sich nach seinem Dreizack.
    Auf dem Balkon stieß Mrs. Ram die angehaltene Luft aus. »Welch absolut erstklassiges Vorspiel für Ihr Szenarium, Doktor«, hauchte sie, und ihre dunklen Augen schimmerten vor Vergnügen. »Vielleicht unvorsichtig von unseren Gästen, Überraschungsvorteil nicht zu nützen, meinen Sie nicht? Sibyl und Kazim sind nun vor unorthodoxer Strategie gewarnt.«
    Thaddeus Pilgrim blickte über den Balkon, wo die Gruppen seiner GEA-Teams den Kampf beobachteten.
    Mit unterdrückter Erregung sprachen sie in gedämpftem Ton, aber niemand wandte den Kopf oder die Augen von der Szene unten im Hof. »Ich vermute«, sagte Thaddeus Pilgrim, »daß unsere interessanten Gäste, um eine umgangssprachliche Wendung zu gebrauchen, ›eine Nummer zum besten geben‹, um ihre Überlegenheit zu beweisen. Ein gefährlicher Trick, liebe Dame, gegen so begabte Leute wie Sibyl und Kazim. Warten wir ab, was passiert, bevor wir den – äh – Stil unserer Gäste gutheißen oder kritisieren. Aber ganz gewiß verspricht das Szenarium genauso zu werden, wie wir es erhofft haben.«
    Unten demonstrierten Sibyl und Kazim, daß sie den Mut hatten, sich mit den beiden anderen zu messen, und beide Retiarii hatten sich wieder zum Angriff bereit gemacht. Diesmal stand Modesty Kazim und Willie Sibyl gegenüber. Plötzlich gelang Kazim ein sehr guter Wurf mit dem Netz, die mit Gewichten beschwerten Enden breiteten sich wunderschön aus, aber Modesty, die durch keine Rüstung behindert war, brachte sich durch einen Seitwärtssprung in Sicherheit, bevor das Netz herunterfiel. Sie machte einen Sprung nach vorn und landete mit beiden Füßen auf den Kanten des Netzes, kaum daß es auf dem Boden lag. Mit einem Triumphgeschrei versuchte Kazim ihren Fehler auszunützen und riß mit aller Kraft am Netz an, um ihr die Beine unter dem Körper wegzuziehen. Aber sie war, während er noch zerrte, wieder weggesprungen, und er stolperte, aus dem Gleichgewicht gebracht, zurück.
    Sie war sofort hinter ihm her, und er mußte das Netz fallen lassen, damit er sie mit verzweifelten Stößen und Schlägen des Dreizacks abwehren konnte. Dann war sie weg, das Netz auf ihrem Schwert aufgespießt.
    Geschmeidig rannte sie um einen der Sockel herum und auf den nächsten zu. Hier war es Willie gelungen, den großen Steinblock zwischen sich und Sibyl zu bringen, und nun stand er da und schaute sie mit höflichem Interesse über die Abflachung hinweg an, während sie zu entscheiden versuchte, wie sie ihm am besten beikommen könne.
    Modesty rief: »Rauf«, und Willie kniete sich rasch auf ein Bein, so daß sie über sein Knie und seine Schulter auf den Sockel

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