Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Ihre Augen weiteten sich bestürzt, aber sie stellte keine Fragen und antwortete nur flüsternd: »Ja. Wir haben damit gerechnet, daß unsere Chancen um so besser sind, je besser unsere Show ausfällt. Es sieht so aus, als wäre Tyl in Ungnade gefallen, also haben wir nichts zu verlieren.«
    »Richtig.« Willie schaute noch einmal zu dem etwa fünfzehn Meter entfernten Balkon. Die Leute begannen sich nun zu bewegen, und aller Augen waren auf den weißhaarigen Mann in der Mitte gerichtet. Am Ende des Balkons war Tyl aufgestanden und blickte ebenfalls zu Dr. Pilgrim. Willie Garvin schwang den Arm zurück und schleuderte den Schild hoch in die Luft, dann drehte er sich um, nahm Modestys Arm und ging mit ihr auf den Torbogen am anderen Ende des Hofes zu.
    Nur Thaddeus Pilgrim hatte gesehen, daß Willie den Schild in die Luft geschleudert hatte. Die anderen hatten vielleicht die Bewegung aus den Augenwinkeln wahrgenommen, aber keiner von ihnen begriff ihre Bedeutung. Auch Modesty konnte nicht glauben, was Willie doch zweifellos damit beabsichtigt hatte. Das Wegschleudern des Schildes war mit einer täuschend gleichgültigen Bewegung ausgeführt worden, aber dahinter steckte ungeheure Kraft. Die Scheibe aus Büffelhaut und Bronze wurde aufgrund der Gesetze der Aerodynamik sanft emporgetragen, wirbelte, als sie über den Balkon gelangte, war einen Augenblick im blendenden Licht der Sonne nicht zu sehen und fiel dann in einem spitzen Winkel herunter.
    Dr. Janos Tyl hatte keine Ahnung, daß er gleich sterben sollte. Er stand am Geländer und sah zu Thaddeus Pilgrim hinüber, als die große Scheibe herunterglitt und seinen Nacken wie eine stumpfe Axt traf. Er wurde vorgeschleudert und stürzte der Länge nach auf die Steinplatten des Balkons. Dixon und Ritter waren als erste bei ihm. Als sich der Belgier über die Gestalt in der braunen Kutte kniete, hob Dixon den Schild auf und starrte ihn ungläubig an. Dann sah er hinunter auf Modesty Blaise und Willie Garvin, die, immer noch ohne Eile, über den Hof gingen.
    Ritter sagte: »Er ist
tot

    Dixon nickte bedächtig. »Das wundert mich nicht,
mon vieux
. Das Ding hier wiegt vier Kilo, und ich habe
gehört
, wie es ihn getroffen hat.«
    Modesty hatte Willies Absicht verstanden. Sie ging bewußt ruhig neben ihm, den Arm unter dem seinen, und widerstand der Versuchung, dem Schild nachzusehen oder sich umzudrehen. »Glaubst du, daß du’s geschafft hast?« murmelte sie mit unbeweglichen Lippen.
    »Keine Frage.« Er drückte ihren Arm. »Dieses eine Mal war’s schon dort, bevor ich’s geworfen habe, Prinzessin.«
    Tyl war also tot, und das war besonders gut für Willie, überlegte sie. Der Mann, der diesen grauenhaften Versuch ausgeführt hatte, in Willies Verstand einzudringen und Gewalt über ihn zu bekommen, existierte nicht mehr. Die drei Wachen hatten sich nun mit gespannten und schußbereiten MPs beim Torbogen aufgestellt. Sechs Meter vor ihnen blieben Modesty und Willie stehen und schauten die Männer gelassen an. Sie drehten sich noch immer nicht um und warteten auf den Befehl, daß sie getötet werden sollten oder ihnen eine Gnadenfrist zu gewähren sei. Innerlich bereiteten sie sich auf den Hechtsprung vor, hofften, daß sie unter dem Kugelhagel durchtauchten, beide eine Waffe an sich reißen und so einen letzten Versuch machen könnten, der wahrscheinlich keine Aussicht auf Erfolg hatte, aber immerhin.
    Modesty sagte ruhig: »Ich hab vergessen, es dir zu sagen. Dinah läßt dich grüßen.«
    Er nickte: »Danke.«
    Ungefähr zehn Sekunden lang herrschte Stille, dann hörte man die deutliche Stimme Mrs. Rams, die vom Balkon herunterrief: »Dr. Pilgrim wünscht, daß die Gäste in ihre Unterkunft geführt werden.«
    Modesty lächelte den Wachen abwesend zu. »Gehen wir?« fragte sie.
    Zwei Minuten später, nachdem sich die Zellentür hinter ihnen geschlossen hatte, sanken sie kraftlos und erschöpft auf die Kojen nieder und atmeten schwer. »Du liebe Zeit«, ächzte Willie. »Die waren gut, die zwei. Hab noch nie Schnellere gesehen.«
    »Und so Starke auch nicht.« Ihre Stimme zitterte ein wenig. Jetzt, als der Alptraum vorüber war, konnten sie sich erlauben, die erschreckenden Fähigkeiten ihrer Gegner zur Kenntnis zu nehmen und im nachhinein Angst zu empfinden. »Wir wollen versuchen, nicht mehr in so etwas Knappes wie das hier zu geraten, Willie«, sagte sie mit geschlossenen Augen und preßte eine Hand auf ihre Schnittwunde. »Wenn ihr Timing nur ein wenig …

Weitere Kostenlose Bücher