Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
ebenfalls verschwunden. Ich glaube, sie wissen möglicherweise etwas und sind vielleicht eingeschüchtert worden.«
Maude fragte: »Fischer? Könnten sie das letzte Glied der Mittelsmänner gewesen sein?«
Krolli hob sein Glas. »Kluge Dame. Überleg einmal, Danny. Angenommen, sie haben die Mam’selle irgendwo hingebracht. Gott weiß wohin. Sie ist auch eine kluge Dame und denkt sich: ›Wenn jemand nicht will, daß diese Fischer später reden, wird dieser Jemand sie vielleicht aus dem Verkehr ziehen.‹ Und sie warnt sie also. Ergibt das Sinn?«
Danny erwiderte: »Es ergibt Sinn. Aber ich verstehe nicht ganz –«
Krolli brachte ihn mit einer verärgerten Geste zum Schweigen. »
Ich
verstehe auch nicht ganz wie und warum und wo. Aber glaub mir, es ist sehr seltsam, daß sie plötzlich verschwinden, diese Fischer.«
Maude überlegte: »Vielleicht hat sie tatsächlich jemand aus dem Verkehr gezogen, um sicherzugehen, daß sie nicht reden.«
Krolli schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich vermute, sie haben sich irgendwo versteckt, andernfalls würde Georges Schwester zur Polizei gehen und sie als vermißt melden. Und hör zu. Erst gestern habe ich erfahren, daß auch jemand
anderer
nach ihnen sucht.«
Maude trank von ihrem Retsina und unterdrückte eine Grimasse. »Könnten wir diesen Jemand eruieren und herausfinden, wer ihn angeheuert hat, um nach den Fischern zu suchen?«
Krolli erwiderte: »Das würde bedeuten, sich durch noch mehr Mittelsmänner durchkämpfen zu müssen.«
»Ja. Also gibt es überhaupt jemanden, der wissen könnte, wo sich die Fischer verstecken, Mr. Krolli?«
Er berührte ihre Hand. »Nur Krolli, bitte. Ja, Georges Schwester könnte es wissen. Helen Kaltchas.
Sie ist Witwe, ungefähr vierzig, und die einzige nähere Verwandte. Wir haben sie befragt, natürlich sehr sanft, um sie nicht zu erschrecken, aber sie sagt, daß die beiden zu einem anderen Fischereirevier gefahren seien, und sie wisse nicht, wohin. Wir haben ihr eine hübsche Summe angeboten, aber sie sagt noch immer, daß sie es nicht weiß. Ich glaube, daß sie vielleicht lügt, weil sie Angst um ihren Vater und um ihren Bruder hat.«
Danny sagte: »Wenn der Jemand, der diese Fischer sucht, Helen Kaltchas findet, könnte er die Wahrheit aus ihr rausprügeln.«
Krolli nickte. »Daran habe ich gedacht, und meine Leute haben heute früh diesen Jemand aus dem Weg geräumt. Es waren drei, und sie befinden sich jetzt auf einem Passagierschiff nach Madagaskar.« Er lächelte kurz. »Wegen der Mittelsmänner wird es recht lange dauern, bis derjenige, der sie angeheuert hat, erfährt, daß sie nicht mehr hier sind.« Das Lächeln verschwand.
»Aber wir können mit Helen Kaltchas nicht das machen, was
sie
getan hätten.«
Maude fragte ruhig: »Sie ist Witwe?«
»Ja.«
»Und sie muß überzeugt werden. Was hätte also Modesty in der Zeit des Netzes getan, Krolli?«
»Die Mam’selle? Also, natürlich hätte sie Danny losgeschickt –«
Der Grieche hielt inne und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. »Heiliger Strohsack! Ich bin ja
verblödet
! Danny hat die göttliche Gabe, daß Vertrauen jeder Frau zu gewinnen! Hör zu, ich werde irgendwie für heute ein zufälliges Treffen arrangieren, und dann nimmst du die Sache in die Hand, Danny. Okay?«
»Nun …« Danny Chavasse schaute von Krolli zu Maude. »Ich werd’s versuchen, aber es wird seine Zeit brauchen. Das wird euch zwar seltsam vorkommen, aber ich bin keiner, der Frauen reinlegt.«
Maude tätschelte seinen Arm und sagte zu Krolli:
»Dafür kann ich mich verbürgen. Nach Limbo ist Danny mit mir fortgefahren, ich weiß also Bescheid.«
Krolli meinte: »In Ordnung. Es braucht also vielleicht Zeit, aber es gibt keine andere Spur, Danny. Du machst Helen Kaltchas den Hof, und ich werde zusammen mit Miss Maude versuchen, sonst noch etwas in Erfahrung zu bringen.«
»Nur Maude bitte«, sagte Maude.
Danny trank aus und stellte sein Glas hin. »Erwartet nicht zuviel«, warnte er. »Ich bin nicht mehr so jung wie früher.«
Maude schüttelte, in Erinnerungen schwelgend, den Kopf. »Mich hättest du täuschen können«, murmelte sie.
Mrs. Ram sagte: »Ich muß zugeben, daß ich Zweifel gehegt habe, ob Ansatzpunkt Freundschaft sich als ausreichend erweisen würde, um solche Leute wie Miss Blaise und Mr. Garvin unter Kontrolle zu halten, sobald man ihnen ihre persönlichen Waffen zurückgegeben hat, aber es scheint, Sie hatten recht, Doktor.« Sie blickte ihn
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