Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
Thaddeus Pilgrim beäugte sie vorwurfsvoll und sagte: »Ich glaube, unser Treffen heute morgen war äußerst zufriedenstellend. Äußerst zufriedenstellend. Ich bin sicher, wir stimmen alle darin überein, daß Miss Blaise und Mr. Garvin nun sämtliche Möglichkeiten eingeräumt werden sollten, die sie für die vor ihnen liegende Aufgabe brauchen. Als Mitglieder der Herberge der Rechtschaffenheit müssen sie natürlich mit den entsprechenden Kutten für – äh – Notfälle ausgestattet werden, und ich glaube, daß es, sobald die wöchentliche Fähre anlegt, vielleicht angebracht und unser aller Wunsch wäre, uns in der Kapelle zu stillem Gebet und Meditation zu versammeln, bis die Fähre unseren Hafen verlassen hat.«
Die weißen Augenbrauen hoben sich, als er Modesty und Willie darunter mit neckischem Lächeln einen scheelen Blick zuwarf. »Und Sie werden, ich bin überzeugt davon, verstehen, daß es ziemlich – äh – ungesund für Neuangeworbene ist, zuviel zusammen zu sein.
Wir müssen uns mischen, liebe Freunde, wir müssen uns mischen, damit wir in die Gemeinschaft …
absorbiert
werden. Miss Johnson wird daher Sie unter ihre Fittiche nehmen, Miss Blaise, während Signor Zanelli verantwortlich ist für die – wie heißt es doch gleich, Mrs. Ram? Ach ja, für die
Einführung
Mr. Garvins.«
Krolli sah Maude Tiller über den Tisch hinweg an.
Dann sah er zu Danny Chavasse und sagte: »Aber sie ist ein Mädchen.«
Danny seufzte. »Sprich doch nicht wie ein stolzer Grieche. Du hast dich nie darüber geklagt, daß die Mam’selle ein Mädchen war.«
Krolli zuckte die Achseln. »Das war die Mam’selle.«
»Richtig. Und als ich in Limbo war und die Mam’selle mich suchen kam, schickte sie Willie durch den dichtesten Dschungel, den man sich vorstellen kann. So ein Dschungel, in dem man vielleicht drei Kilometer am Tag weiterkommt und sich seinen Weg erst freischlagen muß. Und weißt du, wen sich Willie ausgesucht hat, um ihn zu begleiten? Sich durch diesen verdammten Dschungel zu schlagen und dann zu kämpfen, als sie uns erreicht hatten? Willie hat Maude Tiller
ausgesucht
, und das bedeutet, daß sie etwas Besonderes ist.«
Krolli starrte das hübsche Mädchen an. »Danny macht keinen Witz?«
Maude schüttelte den Kopf. »Nein. Für Willie Garvin bin ich gut genug.«
Krolli nickte ernst. »Dann sind Sie gut genug für mich, Lady. Tut mir leid, daß ich unhöflich war.«
»Ist schon in Ordnung. Die meisten Männer brauchen bedeutend länger, bis sie überzeugt sind,«
»Ich vermute, die kennen Willie Garvin nicht.«
Danny meldete sich zu Wort: »Damit du über eine Sache, die uns helfen könnte, Klarheit hast, Krolli: Was immer wir auch benötigen, Geld spielt keine Rolle. Ich meine das wörtlich. Ich kann durch einen Telefonanruf so viel bekommen, wie wir brauchen.«
Maude sah ihn an und fragte: »Einer dieser Milliardäre, mit denen du in Limbo warst?«
»Ein ganzes Dutzend davon. Aber Stavros ist gerade hier in Athen.«
Krollis Augen weiteten sich. »Die Schiffahrtslinie Stavros?«
»Das ist er. Er war vier Jahre lang Gefangener in Limbo, und auf seinem Rücken sind noch immer die Narben der Peitschenhiebe zu sehen. Als alles vorüber war, wollte er Modesty eine Mittelmeerjacht schenken.«
»Heiliger Bimbam!«
Maude sagte: »Ich war kurz mit ihm zusammen, als wir dort aufräumten, und er hat
mir
einen Rolls Royce geschenkt. Wie schickt man einen Rolls zurück? Er steht noch immer in der Garage auf der Farm meiner Eltern und hat ungefähr achthundert Kilometer drauf.«
Krolli lachte kurz auf. »Wir können uns also an Stavros wenden, wenn wir etwas brauchen. Das ist gut. Nicht so sehr wegen des Geldes, sondern eher, weil er ein wichtiger Mann mit einer Menge Einfluß ist. Aber im Augenblick weiß ich nicht, wie er uns helfen könnte.«
Maude fragte: »Was können Sie uns erzählen?«
Krolli zog eine Grimasse und nippte an seinem Ouzo. »Ich hab auf Granit gebissen, als ich versuchte, mich zu den Mittelsmännern durchzuschlagen. Die waren verdammt clever, diese Leute, die die Mam’selle mitgenommen haben. Ich hab überall meine Fühler ausgestreckt, um
irgendeine
Spur zu finden.«
Danny fragte: »Nichts?«
Krolli zögerte. »Vielleicht eine winzigkleine Hoffnung. Ich weiß nicht. Es gibt da zwei Fischer, Nikos und George Petrakis, Vater und Sohn. Sie haben ein eigenes Boot und fischen schon ihr ganzes Leben lang in Piräus. Am Tag, nachdem die Mam’selle verschwunden ist, sind sie
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