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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Hauptquartiers, die vor allem aus der Fernmeldetruppe und dem Verwaltungspersonal bestand.
    Auf der Westseite der Kaserne befanden sich die Transportlinien – Lastkraftwagen und kleinere Fahrzeuge. Die Soldaten gingen entweder zu Fuß in die Stadt oder benutzten Fahrräder. Er hatte nirgends Motorräder gesehen.
    Südlich der Kaserne war eine Tankstelle.
    Die gewöhnlichen Benzinkanister, die schon so vielen Armeen zur Zufriedenheit gedient hatten, waren säuberlich aufeinandergestapelt und mit einem Stacheldrahtzaun umgeben. Im Osten befanden sich einige Felder, auf denen die Soldaten vermutlich Gemüse für den Eigenbedarf anbauten. Das Hauptagrargebiet lag westlich der Stadt selbst, entlang des Flusses.
    Seit nun schon zwei Tagen beanspruchte ein kleines, aus Ziegeln errichtetes Gebäude den Großteil der Aufmerksamkeit Willie Garvins. Dieses Gebäude befand sich zwischen der Tankstelle und einer Baracke, in der, wie es schien, höchste Befehlsgewalt ausgeübt wurde.
    Vermutlich war sie der Sitz des kommandierenden Offiziers. Garvin sah nur die Vorderfront und eine Seite des Ziegelbaus. Die Seitenwand war aus blanker Mauer, und er nahm an, daß das auch auf die andere Seitenwand und die Rückwand zutraf. An der Vorderfront waren zehn solide Holztüren angebracht, neben denen jeweils in Kopfhöhe ein sehr kleines Gitterfenster in die Mauer eingelassen war. Es handelte sich, wie er jetzt wußte, um das Militärgefängnis, und jede Tür führte in eine winzige Zelle.
    Drei dieser Zellen waren, wie er vermutete, leer, da dort bisher niemand ein- oder ausgegangen war. Fünf Zellen waren von Männern in Uniform besetzt, die dreimal am Tag herausgebracht und unbarmherzig gedrillt wurden. In den beiden verbleibenden Zellen waren Männer in Zivilkleidung arretiert, die Handschellen trugen und die Willie nur einmal am Tag zu verschiedenen Zeiten gesehen hatte, als sie von der Gefängnisanlage zur Hauptquartiersbaracke geführt worden waren. Der eine war ein jüngerer Mann in graubrauner chinesischer Kleidung. Der andere war um die sechzig und trug kein Sakko, aber sein schmuddeliges Hemd, seine zerknitterten Hosen und seine Schuhe waren westlicher Herkunft.
    Willie Garvin nahm an, daß die beiden Zivilisten von der Geheimdienstabteilung Verhören unterzogen wurden, und daß diese Abteilung dem Oberst unterstand, der vor vielen Jahren durch Wei Lus Verschulden in Ungnade gefallen war. Der ältere der beiden Zivilisten mußte Wei Lu sein, dessen war sich Garvin nun sicher. Er hatte sein Gesicht einige Sekunden lang durch das starke Fernglas beobachten können, und obwohl es gezeichnet war von Angst und dem, was ihm während der Verhöre widerfahren sein mochte, konnte Willie dennoch eine ausreichende Übereinstimmung mit den Fotos, die Molly Chen ihm gezeigt hatte und die in seinem Gedächtnis gespeichert waren, feststellen.
    Willie Garvin legte das Fernglas beiseite, kratzte die Bartstoppeln an seinem Kinn und aß dann langsam etwas Schokolade und eine Handvoll Rosinen, bevor er an seiner zweiten, noch beinahe vollen Wasserflasche nippte. Am Vorabend war er nach Einbruch der Dunkelheit von seinem engen Versteck aufgestanden, hatte zwei Stunden lang ausdauernd trainiert und anschließend vier Stunden tief geschlafen. Tagsüber hatte er wieder geduldig jeden Meter des Kasernenareals und jede Bewegung, die dort vor sich ging, beobachtet.
    Nun schloß er die Augen, legte den Kopf auf die Arme und überlegte. Wäre es verrückt, heute nacht den Versuch zu wagen? Jedesmal, wenn er an Modesty Blaise dachte, wurde ihm vor Angst ganz mulmig zumute. Aber er wußte, daß er sich dadurch nicht verleiten lassen durfte, zu früh zu handeln. Gab es noch irgend etwas von Bedeutung, das einen weiteren Tag auf Beobachtungsposten notwendig machte? Er versuchte, objektiv zu sein, und entschloß sich, die Sache in Angriff zu nehmen. In der vergangenen Nacht hatte Willie Garvin eine Stunde damit zugebracht, geräuschlos zum Camp hinunterzuschleichen, und dort zwei Stunden lang die Lage sondiert. Ein Wachtposten befand sich an der Stelle, wo die Straße aus der Stadt zur Kaserne führte, ein weiterer bei der Tankstelle und einer beim Gefängnis. Sie wurden alle zwei Stunden abgelöst, immer zur geraden Stunde. Wenn er nach der Mitternachtsablöse mit seiner Aktion begann, würde er ungefähr eineinhalb Stunden Zeit haben, bevor Alarm geschlagen wurde. Es würde nicht leicht sein, einen Sechzigjährigen acht Kilometer durch unwegsames Gelände zur

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