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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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zu seinen Freunden: »Wir sehen uns!«
    »Nicht so schnell!« Bevor die Jungen gehen konnten, nahm Ann-Kathrin ihre Personalien auf.
    »Schönes Wetter«, bemerkte Barbara leichthin.
    »Ideal«, meinte Sean.
    »Gerade in den Sommerferien …«
    »Exakt.«
    »Man könnte an den Strand fahren.«
    »Zu voll.«
    »Es muss ja nicht Warnemünde sein. In Nienhagen sind zwar auch Gäste, aber ich glaube, der Strand ist nicht überlaufen.«
    »Kann sein.« Er öffnete die Haustür.
    »Waren Sie schon mal dort?«
    »Klar. Wollen Sie nun reinkommen oder nicht?«
    »Wann waren Sie …?« Weiter kam Barbara nicht, denn in der Diele erschien eine Frau im Bikini. Sie war Mitte 30 und schlank, hatte aber muskulöse Arme und Schultern, die verrieten, dass sie Sport trieb. Auch ihre Haut war braun bis auf schmale helle Streifen um BH und Höschen, und eine leichte Wölbung des Bauches ließ vermuten, dass sie schwanger war, wenn auch in einem der ersten Monate. Es hatte den Anschein, dass sie sich gerade einen Drink geholt hatte und auf dem Weg zurück auf die Terrasse war, auf die man von der Diele aus blicken konnte und wo ein Liegestuhl stand. »Ja?«, fragte sie. Sie sah besorgt aus, versuchte es aber dadurch zu überspielen, dass sie sich ein Stück auf die Zehenspitzen erhob.
    »Polizei«, sagte Sean.
    Frau Pinkert rollte auf die ganze Sohle. »Tut mir leid, mein Mann ist nicht da.«
    »Dürfen Sie ohne ihn nicht mit uns sprechen?«
    »Ach, Sie wollen zu mir?«
    »Auch.«
    »Wo ist er denn?«, wollte Ann-Kathrin wissen.
    »Mein Mann? In der Kanzlei.«
    »Am Sonntag?«
    »Erfolg fällt nicht vom Himmel.«
    Blabla, dachte Barbara, fällt auch nicht vom Himmel, sondern aus dem Mund.
    »Willst du dich nicht anziehen?«, herrschte Sean seine Mutter an.
    Jonas Uplegger und Jürgen Lutze fuhren Fahrstuhl. Der Lorbass nutzte die Gelegenheit, Uplegger etwas mitzuteilen: »Kollege Holtfreter hat mich vorhin kurz beiseite genommen. Er hatte etwas auf dem Herzen.«
    »Eine Beichte?«
    »Allerdings. Sie müssen ihm ja mächtig Angst eingeflößt haben. Sie anzusprechen hat er sich nicht getraut.«
    »Aber ich bin die Harmlosigkeit in Person.«
    »Wer’s glaubt …« Lutze griente. »Ich weiß jetzt, was er beim Schießplatz in den Lichtenhäger Tannen wollte: sich etwas aneignen, das für einen anderen bestimmt war.«
    »Klauen?«
    »Na ja, das ist vielleicht etwas hart ausgedrückt.«
    »Wieso? Sich etwas anzueignen, das einem anderen gehört, nennt man Diebstahl. Sogar bei einem Polizeibeamten.«
    »Hm.« Lutze räusperte sich. »Vor ein paar Tagen haben die Schützen einen Schuppen abgerissen. Sie haben das Holz zerkleinert und auf dem Parkplatz gelagert, und es war abgesprochen, dass es der Vereinsvorsitzende nach und nach abfährt.« Der Fahrstuhlkorb kam zum Stillstand. »Holtfreter fand nun aber, dass er ebenso gut seinen Kamin damit heizen könnte. Der Vorsitzende hat seiner Meinung nach genug Geld, um sich Brennholz zu kaufen.«
    Die Türen öffneten sich, man trat auf den Gang.
    »Ach, und Herr Holtfreter, der sich ein Haus bauen kann, nagt am Hungertuch? Auf den Fundortfotos habe ich keinen Holzstapel gesehen.«
    »Es war Holtfreters dritte Fuhre an jenem Tag. Der Rest war schon im Kofferraum.«
     
    Die herrische Art ihres Sohnes hatte Frau Pinkert nicht im Geringsten berührt oder gar zum Widerspruch gereizt, sondern sie hatte sich rasch längsgestreifte Shorts und eine Bluse übergezogen, doch auch daran nahm Sean Anstoß. Offenbar kannte er sich mit dem Kanon der Umgangsformen aus, denn er wies sie darauf hin, dass man Gäste nicht in Shorts empfing: Vor Barbara und Ann-Kathrin putzte er sie herunter. Und sie? Sie verließ wortlos das Wohnzimmer, in das man inzwischen eingetreten war.
    »Sie ist dumm«, sagte er mit kalter Arroganz. Dann ließ er sich, in seinen kurzen Hosen, in einen der düsteren Ledersessel fallen und überkreuzte die Beine.
    »Was ist sie von Beruf?«, wollte Ann-Kathrin wissen.
    »Mutter.«
    »Aber sie hat sicher einmal etwas gelernt oder vielleicht sogar studiert?«
    »Jura. Aber hat sie aufgegeben. Meinetwegen.« Er streichelte seine Beine.
    »Da hat sie ja ein großes Opfer gebracht.«
    »Das Studium hätte sie sowieso nicht geschafft. Sie versteht von nichts irgendetwas, und dann ist sie auch noch faul.«
    »Mein Gott, Sean, Sie sprechen von Ihrer Mutter!« Ann-Kathrin war entsetzt. Barbara gefiel es, denn Hass machte unvorsichtig.
    Frau Pinkert kehrte zurück, nun in einem langen sektfarbenen

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