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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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nehmen Sie mich nicht auf den Arm. Es gibt Kinderärzte, Kinderpsychiater und was weiß ich noch, aber es gibt keine Kindergynäkologen. Ein kleines Mädchen braucht noch keinen Frauenarzt.«
    »Da war Frau Dünnfelder wohl anderer Ansicht. Mit Gewalt zerrte sie ihr Kind in die S-Bahn. Dort ist der Streit dann dermaßen eskaliert, dass Karina sinngemäß ausrief, sie habe ihre Mutter überhaupt nicht mehr lieb und sie wolle für immer zur Oma. Frau Dünnfelder sei daraufhin regelrecht explodiert und habe mit dem Schuh auf ihre Tochter eingedroschen. Ein Mitreisender sah sich veranlasst, die Bundespolizei zu rufen. Die nahm Mutter und Tochter am Hauptbahnhof in Empfang.«
    Barbara fragte entsetzt: »Hat sie das Mädchen während der ganzen Fahrt verprügelt?«
    »Nein, nein. Es fanden sich tatsächlich Leute, die eingegriffen haben.«
    »Wenigstens etwas. Was hat die Bundespolizei gemacht?«
    »Das Jugendamt verständigt.«
    »Und das Jugendamt?«
    »Brachte Karina zum Vater nach Nienhagen.«
    »Dem angeblichen Missbraucher? Na, toll! Gab es sonst noch Handlungen von Amts wegen?«
    »Aus polizeilicher Sicht war die Sache erledigt.«
    »Aber bei Kindesmisshandlung greift doch der Amtsermittlungsgrundsatz!«
    »Sollte greifen. Aus EVA geht nicht hervor, dass ein Verfahren eingeleitet worden ist. Es steht nur die Bemerkung, dass die Angelegenheit vom JA weiterverfolgt werden soll.«
    »So, so.« Barbara öffnete eine Schublade und nahm einen USB-Stick heraus, in Marvin Upleggers Sprache Datenzäpfchen genannt. Sie rollte mit dem Stuhl rückwärts, glitt in die Hocke, was ihr schwer fiel, und kroch unter den Schreibtisch, was ihr noch größere Anstrengungen abverlangte. Aber dort stand nun einmal der PC. Mit Müh und Not gelang es ihr, das Zäpfchen in den USB -Anschluss einzuführen. Als sie zurückkroch, stieß sie sich den Kopf.
    Wortlos setzte sie sich wieder, schloss die Tabelle und schickte sie zu Laufwerk J. Sie tastete nach ihrem Schädel, der offenkundig heil geblieben war, warf einen sehr wütenden Blick zum Drucker und wiederholte die Prozedur noch einmal ohne anzustoßen. Völlig erschöpft umklammerte sie den Stick mit der Faust.
    »Ich versuche es beim Kofferträger .« Sie ging zur Tür. »Wissen Sie, was ich glaube? Dieser Fall wird noch richtig widerlich.«
    Hauptkommissar Breithaupt stand an der Kaffeemaschine und betrachtete sie versonnen, als Barbara sein Büro enterte. Er war nicht allein: Auf dem Besucherstuhl lümmelte Manfred Pentzien. Er sah müde aus und spielte mit einer Büroklammer, die er von einer Hand in die andere fallen ließ.
    »Schlimme Sache«, seufzte Breithaupt.
    Barbara ging darauf nicht ein, sondern fragte: »Was hat es mit dem Tierfriedhof auf sich, Manfred?«
    »Sieben Katzen, drei kleine Hunde, zwei Kaninchen – und ein Lamm.«
    »Ein Lamm? Das ist kein Haustier.«
    »Doch. Wenn man die Nutztiere dazu zählt. Sie wurden alle liebevoll bestattet. In Decken gehüllt, billiges Acrylzeug, und dann beerdigt. Vielleicht ja mit Rede und Musik.«
    »Wer macht denn so was?«
    »Ein Tierfreund?« Pentzien gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Das konnte er sich leisten, er ging zu einem sündhaft teuren Zahnarzt, der sogar mit Akupunktur arbeitete.
    »Aber so viele Tiere! Das muss ja über Jahre …«
    »Keinesfalls. Dagegen spricht der Augenschein. Ich bin zwar schon Spezialist für alles nur Denkbare, aber nicht für Tierkadaver und habe deshalb Geldschläger zurückgepfiffen. Unser Menschenleichendoktor war natürlich zutiefst beleidigt, doch er hat sich die Bescherung angeschaut. Seines Erachtens sind die Viecher innerhalb eines Jahres unter die Erde gekommen. Jetzt liegen sie samt kopfloser Taube auf den Seziertischen der Tierklinik.«
    »Ominös, ominös«, mischte sich nun Breithaupt ein, der als stellvertretender Chef der Mordkommission der Kofferträger genannt wurde. Er nahm eine dritte Tasse aus dem Schrank und stellte sie neben die zischende Maschine. »Ich war ewig nicht im Gespensterwald, aber in meiner Erinnerung ist es dort doch … na ja, manchmal auch schön?«
    »Wir wandeln überall in der Welt auf Leichen«, meinte Pentzien philosophisch. »Meine Leute haben sich den Wohnwagen der Wetterstroms vorgeknöpft und zerlegen ihn gerade in seine Einzelteile. Die häufigsten Fingerabdrücke dort konnten wir schnell abklären, sie stammen von der Familie. Einige können wir nicht zuordnen. Zum Zweiten: Da ihr euch bestimmt brennend für die Briefe interessiert,

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