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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Doberan. Er hat sich auf Relikte des Zweiten Weltkriegs spezialisiert. Schon dreimal wurde er bei Halbe gestellt …«
    »Halbe? Das ist doch in Brandenburg? Warten Sie!« Barbara pochte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Sekunde, Sekunde! Es dämmert … Die letzte große Schlacht des Krieges?«
    »Eine gigantische Kesselschlacht. Und Materialschlacht.«
    »Da gibt es diesen Friedhof, zu dem eine Zeit lang Neonazis pilgerten …«
    »Der Waldfriedhof Halbe, ja. Dort ist Hähnel auch schon aufgetaucht. Denn«, Uplegger legte eine Pause ein, um die Spannung zu erhöhen, »er gehört der Kameradschaft Mecklenburger Heimatschutz an!«
    »Pagels!«, rief Barbara.
    »Sie sagen es. Pagels muss Hähnel kennen, denn diese Kameradschaft ist nicht gerade ein Massenverein. Als Raubgräber ist Ole allerdings nicht aktenkundig.«
    »Benutzen diese Leute bei der Suche nach NS-Devotionalien auch Tiefendetektoren?«
    »Hähnel ja.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil er im Mai letzten Jahres bei Peenemünde gestellt wurde. Da hatte er so ein Gerät bei sich.«
    »Das ist ja erste Sahne!« Barbara war Feuer und Flamme und öffnete eine leeres Dokument. »Ich bitte die Brandenburger Kollegen um Amtshilfe. Die sollen uns ihre Akten schicken. Und wir laden diesen Hähnel vor.«
    »Das mache ich.« Uplegger nahm ein entsprechendes Formular aus der Schublade, das er von Hand ausfüllte. Barbara tippte einen Brief ans LKA Brandenburg, und eine Zeitlang war es still im Raum, bis auf das Klackern der Tastatur, das Surren des Kühlschranks und das Fallen der Wassertropfen.
    Während seine Kollegin ihr Schreiben noch einmal überflog, wechselte Uplegger zu einer öffentlichen Suchmaschine, um sich noch einmal intensiver mit dem Bystander-Effekt zu befassen.
    Barbara nahm zwar ihren Text wahr und korrigierte die eine und andere Formulierung, aber ihre Gedanken waren schon woanders: »Was machen wir mit Karinas Vater?«
    »Auch vorladen und ihn richtig durch die Mangel drehen?«
    »Ja, das können wir tun. Wir können ihn auch morgen … heute früh festnehmen lassen, mit viel Trara. Ihn einschüchtern, hm? Aber einen Haftbefehl bekommen wir nicht. Die Richter sind bei Anschuldigungen durch frustrierte Ehefrauen vorsichtig geworden, nachdem sie jahrelang Männer qua Geschlecht für potenzielle Missbraucher hielten. Alles eine Folge des Feminismus und der missglückten Emanzipation.«
    »Sie halten sie für gescheitert?«
    »In Bausch und Bogen. Das ist wie mit den Kommunisten, die das Volk von den Ketten der Ausbeuterordnung befreien wollten und dann verdutzt feststellten, dass die Leute mit solcherart Freiheit gar nichts anfangen können. Sie wollen Haus, Hof und Herd – aus Angst vor dem Tod begraben wir uns schon zu Lebzeiten. Na ja, das Wetter macht mich wohl philosophisch.« Sie langte nach dem Telefonhörer. »Besser philosophisch werden als einen Moralischen kriegen … Schauen wir mal, ob bei der Vermisstenstelle auch noch Licht brennt.«
    Offensichtlich war dies der Fall, denn Barbara sprach mit jemandem, der ihre Fragen beantwortete, was ein Anrufbeantworter ja nicht getan hätte. Uplegger las unterdessen endlich bei Wikipedia: »Catherine Genovese (* 7. Juli 1935 in Brooklyn; † 13. März 1964 in Queens), bekannter unter dem Namen Kitty Genovese, war eine New Yorkerin, die in der Nähe ihres Zuhauses im Queenser Stadtteil Kew Gardens erstochen wurde. Die Umstände ihrer Ermordung …«
    Weiter kam er nicht, da Barbara seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm: »Die Hoffnung stirbt zuletzt. – Es wäre möglich gewesen, dass Karina wegen der schlimmen häuslichen Verhältnisse zu Verwandten geflohen ist.«
    »Und?«
    »Natürlich haben die Kollegen das als Erstes überprüft. Sie ist leider weder bei den Großeltern noch beim Bruder der Mutter oder anderen Angehörigen aufgekreuzt.«
    »Fernere Verwandte?«
    »Auch in der weiteren Umgebung nichts.«
    »Kindernotdienst?«
    »Fehlanzeige.«
    »Kinder, die von zu Hause abhauen, setzen sich manchmal in den nächstbesten Zug und fahren sonst wohin. Einfach so, ohne Fahrkarte.«
    »Ja, ja, ich weiß. Die Bundespolizei ist informiert. Wir müssen den Suchkreis erweitern.« Barbara angelte erneut nach dem Hörer.
    »Schön, dass Sie die Hoffnung nicht aufgegeben haben.«
    »Nein, aber sie schrumpft von Minute zu Minute.«
    ***
    Für acht Uhr hatte der Mann ohne Eigenschaften eine Besprechung angesetzt, auf der neben seiner gesamten Mordkommission auch Vertreter der Spusi sowie eine Kollegin

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