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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Steilküste erreicht hatten. Auflandiger Nordwest zauste die Windflüchter, die Wellen trugen Schaumkronen. Zwei Surfer nutzten die Gelegenheit, sich in Gefahr zu bringen, ein junges Paar mit Kind spazierte Richtung Nienhagen. Das Kleine quengelte.
    Die drei Kriminalisten marschierten an der Küste entlang dem Ort entgegen. Bei einer hölzernen Schutzhütte stießen sie auf fünf Bereitschaftspolizisten mit langen Stangen, die sich um einen befehlenden sechsten gruppierten. Beim Näherkommen war dieser Mann als Oberkommissar zu erkennen. Als Uplegger ihn ansprach, schickte er seine Leute in den Wald.
    »Grützmacher«, stellte er sich vor. »Ich bin der Zugführer.«
    »Etwas Relevantes gefunden?«
    »Vielleicht. Das Mädchen aber nicht.« Er hob bedauernd die Hände. »Allerlei Gerümpel; ein paar Kuriositäten, zum Beispiel eine verschimmelte Kartentasche der Volksarmee, sogar mit Inhalt, einem Taschenbuch für Militärkraftfahrer. Aber am interessantesten ist sicher der Tierfriedhof.«
    Barbara schaute zu Uplegger und Pentzien. »Muss ich mir die Ohren putzen?«
    »Nein, Sie haben richtig gehört. Vor ein paar Minuten sind wir darauf gestoßen. Mehrere bestattete Tierleichen in verschiedenen Stadien der Verwesung, einige vollständig skelettiert. Wir wollten grade die Spusi rufen.«
    »Na, schönen Dank!« Pentzien stieß einen langen Seufzer aus. »Ich habe schon jetzt nicht genug Leute.«
    »Deshalb hast du wohl für Markgrafenheide die Rentnerreserve mobilisiert?«
    »Neithart und Helms? Was blieb mir übrig? Haben sie gepfuscht?«
    »Geht so.«
    »Wollen Sie den Friedhof sehen?«, fragte der Zugführer.
    »Jonas, wollen wir?«
    »Also mir reicht die Lichtbildmappe«, entgegnete Uplegger.
     
    Sie fuhren noch eine Ehrenrunde durch Nienhagen, um sich die Topografie des Ortes einzuprägen, und Barbara war froh, dass Kuddel so brav durchhielt. Beim China-Imbiss hockte noch immer Ole Pagels, der ein paar Gesprächspartner gefunden hatte, denen er mit ausholenden Gesten etwas erklärte oder verkündete. Uplegger schaute auf die Uhr: Seit Stunden trank Pagels nun schon und würde wohl Schwierigkeiten haben, nach Hause zu gelangen. Vielleicht hatte er Kameraden gefunden, die ihn für eine Nacht aufnehmen konnten. Aber eigentlich war ihm das Schicksal des nationalen Sozialisten gleichgültig. Wenn sich dieser nicht zum Verhör einfinden würde, würde er ihn holen lassen.
    Bei der Kurverwaltung, einem flachen Neubau mit schrägen Dächern und orangefarbenem Schockanstrich, entdeckte er einen Streifenwagen. Barbara musste er darauf nicht aufmerksam machen; sie hielt bereits. Neben dem Wagen gab Ann-Kathrin Hölzel einen freundlichen Wink und überquerte dann gemeinsam mit einer Kollegin die Straße. Barbara kurbelte das Seitenfenster hinunter.
    »Wir haben weitere Zeugenaussagen. Karina wurde von Spaziergängern gegen zwölf in der Strandstraße gesehen. Sie bog in den Weg bei der Kurverwaltung, der in den Wald führt. Auch eine Mitarbeiterin von der Touristinfo hat sie bemerkt, als sie an ihrem Fenster vorbeiradelte. Sie kennt das Mädchen, und sie hat auf die Uhr geschaut. Nicht weil ihr etwas seltsam vorkam, sondern um zu gucken, wann endlich die Mittagspause beginnt. Es war 11:51 Uhr.«
    »Also sechs Minuten, nachdem Karina am Kliff gesehen wurde«, stellte Uplegger fest.
    Barbara fragte: »Und wann ist Mittagspause?«
    »Punkt zwölf natürlich.«
    Mittlerweile war es so dunkel, dass die Straßenlaternen angingen. Die Uhr auf dem Tacho zeigte 22:11. Eine lange Nacht stand den Kommissaren bevor.
    Barbara fuhr Karinas Weg nach, ohne dass sich eine tiefere Erkenntnis einstellte, dann brauste sie zurück nach Rostock. Als sie auf dem Hof der Dienststelle in der Blücherstraße ausstieg, hörte man das Feuerwerk.
    Die Hanse Sail war eröffnet.

III Autopsie
     
    Kurz vor Mitternacht begann die Stunde von Excel & Co.: Während Uplegger das versprochene Zeitschema anfertigte, widmete sich Barbara einer Tabelle, in die sie die Namen aller beteiligten Personen eintrug und mit Anmerkungen versah. Das Klacken der Tastaturen und das Brummen des historischen Kühlschranks wurde hin und wieder vom zweiten Gewitter des Tages überlagert, das sich unmerklich in das erste des neuen wandelte. Ab und zu nahm Barbara einen Schluck von ihrem Bier, das sie für alle Fälle im Kühlschrank verwahrte, und alle Fälle waren fast jeden Tag. Uplegger trank Cola. Es war für sie ein ziemlicher Schock gewesen, als ihr gesundheitsbewusster

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