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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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schauten den zwei Arbeitern auf der Hebebühne zu. In Neu Wiendorf überzeugte sich Barbara, dass die Aushänge im Schaukasten nicht geändert worden waren, und warf dann einen Blick auf das Grundstück: Ungefähr von hier musste das unscharfe Foto aufgenommen worden sein, das BILD veröffentlicht hatte.
    Penelope Pastor ließ sich lange bitten. Schließlich kam sie doch aus ihrem Bau. Wieder trug sie das bekleckerte Fleischerhemd, und Farbe hatte sie auch im Haar und an den Händen. Uplegger nickte ihr zu.
    »Sie kenne ich doch«, sagte die Künstlerin sofort. »Sie waren im Sommer hier mit ihrem bezaubernden Sohn und haben Ohne Ausweg gekauft.« Uplegger brummte eine Bestätigung. »Dass Sie ein Bulle sind, enttäuscht mich. Und, hängt das Bild noch?«
    »Noch hängt es.«
    »Prima. Ich bin mitten in der Arbeit und kann Sie nicht empfangen.«
    »Viel zu tun?«, erkundigte sich Barbara. »Das Foto im Revolverblatt war gute PR, hm?«
    »Ich habe damit nichts zu schaffen. Dahinter stecken irgendwelche Nachbarn, die Sie gesehen haben müssen.«
    »Behaupten Sie allen Ernstes, die Aufnahme nicht bemerkt zu haben? Das halte ich für wenig wahrscheinlich. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass man mich für eine Polizistin hält. Aber Schwamm drüber! Wo ist Rauch?«
    »Daher weht der Wind.« Penelope Pastor stieß einen Seufzer aus. »Ein für allemal, ich bin nicht der Terminkalender dieses Herrn.«
    »Na, vielleicht etwas anderes. Haben Sie noch Ihren hervorragenden Wein?«
    »Ich werde Sie also nicht los?«
    »Wenn ich durstig bin? Nein.«
    »Also gut. Bringen wir es hinter uns.« Sie öffnete die Gartenpforte und ging voraus zum Atelier. Das neue Werk war schon weit fortgeschritten: Ein gefesselter junger Mann mit nacktem rotbraunen Oberkörper wurde von einem Hund zerrissen, der gerade einen Arm davontrug, der Mann mit der Maske stand dabei und griff sich in den Schritt. Neben der Mischpalette lag aufgeschlagen Jungs Symbole der Wandlung , ein zur Hälfte geleertes Weinglas beschwerte die linke Seite. Das Matriarchat. Mythen und Archetypen war zu Boden gefallen, doch war ein neues Buch hinzugekommen, Das Ich und die Abwehrmechanismen von Anne Freud. Ein grüner Farbfleck zierte den blauen Umschlag. Die arme Sedna indes war auf die andere Staffelei verbannt, unvollendet, wie es schien, aber wer wollte das so genau wissen.
    Uplegger und Barbara bekamen ein Glas in die Hand, dann setzte sich die Herrin des Hauses auf ihren Drehstuhl und pulte Farbe von den Fingern.
    »Lassen Sie mich raten.« Barbara deutete mit dem Glas auf die Leinwand. »Phersuna II.«
    »Oho, Sie haben sich näher mit meinen Arbeiten befasst.«
    »Ich nehme großen Anteil an Ihrem Œuvre. Können Sie es mir erklären?«
    »Kunst erklärt sich selbst.«
    »Vielen Dank. Ich habe Ihrer Internetseite entnommen, dass phersuna etwas mit der Persönlichkeit zu tun hat und Sie sich mit Persönlichkeitsstörungen befassen. Haben Sie das nötig?«
    »Es ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Wir vernachlässigen alle unsere Seele, kümmern uns zu wenig um unseren emotionalen Wohlstand. Wenn der materielle steigt, nimmt der emotionale für gewöhnlich ab.«
    »Gut zu wissen. Wenn das Zerfetzen von schönen Männerkörpern emotionalen Wohlstand schafft, dann …« Barbara zwinkerte Uplegger zu, der sich sehr unbehaglich fühlte.
    »Um ihn wäre es schade«, meinte Penelope. Er wurde sofort rot.
    »Was hat es denn nun auf sich mit diesem Spiel? Es ist doch ein Spiel?«, insistierte Barbara.
    »Phersu ist vermutlich ein etruskischer Unterweltdämon, und man nimmt an, dass die Römer ihre Gladiatorenkämpfe den Etruskern verdanken. Sie sehen ja, was passiert: Ein Maskierter hat einen Hund auf einen Gefesselten gehetzt. Wie bei jeder Form männlicher Gewalt gibt es einen sexuellen Hintergrund. Oder besser: Untergrund. Allerdings ist nicht ganz klar, ob es sich um ein gewöhnliches Bestattungsspiel handelt oder um die Hinrichtung eines Verbrechers zu Ehren des Verstorbenen.«
    »Hinrichtung ist ein brillantes Stichwort. Wann haben Sie Riccardo Medanauskas zum letzten Mal getroffen?«
    »Wen?«
    Barbara bluffte: »Na, Ihren Koksdealer. Oder ist das Morten?«
    Die derart Attackierte plusterte sich auf. »Hören Sie, ich habe keinen Dealer, weder für harte noch für weiche Drogen. Ich trinke gern Wein, aber damit hat es sich.«
    »Hat denn Simon nicht mal ein bisschen Stoff mitgebracht? Für eine gepflegte Line am Kamin? Ich hab gehört, nach

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