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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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schlug voll Wut mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass Barbara vor Schreck zusammenfuhr. »Jetzt stehen wir auf einer schwarzen Liste. Mein Vater sucht eine neue Versicherung, aber entweder lehnt man ab oder verlangt den vier-, fünf-, ja zehnfachen Beitrag. Das sind doch alles Betrüger!«
    »Sie sprechen sehr gut Deutsch«, bemerkte Barbara.
    »Ich bin seit meinem dreizehnten Lebensjahr in Deutschland und bin hier noch vier Jahre zur Schule gegangen. Deutsch kann ich jetzt fast besser als Lettisch.« Er erhob sich, ging zur Tür. »Ich guck mal nach Mutter.«
    »Einen Moment noch, bitte! Wissen Sie, wer Andriejus das Lexotanil verordnet hat?«
    »Ein Doktor im Ärztehaus Paulstraße. Irgendwas mit Zimmer. Zimmermann oder so.«
    Kaum war er draußen und hatte die Tür geschlossen, als Barbara nach dem Korb langte und die Post durchsah. Das war nicht korrekt, und Uplegger bedachte sie mit einem bösen Blick. Barbara zuckte mit den Schultern.
    »Alles geschäftlich, wie es aussieht«, sagte sie und hob den Autoschlüssel in die Höhe. Der schwarze Anhänger enthielt als silberfarbene Applikation das Zeichen von VW.
     
    Lukrecija Medanauskas hatte sich etwas beruhigt; ihr ging es, wie man bei Schwerverletzten und Todkranken gern sagte, den Umständen entsprechend gut. Die klare Flüssigkeit hatte sie immer noch nicht angerührt, und mittlerweile saß sie sehr aufrecht auf der Couch, jedenfalls soweit die weichen Polster das zuließen.
    Barbara und Uplegger nahmen ihre alten Plätze in den Sesseln ein, Medanauskas setzte sich neben seine Frau, während sich Celerina und Riccardo zum Esstisch begaben.
    »Können wir beginnen?«, fragte Barbara mit sanfter Stimme.
    Herr und Frau Medanauskas nickten unisono.
    »Ihr Sohn Andriejus arbeitete bei … Moment …«
    »Golden World Caviar Production« , kam es wie aus der Pistole geschossen von Riccardo.
    »Danke.« Barbara blickte zu dem jungen Mann, der nach wie vor vollkommen gefasst wirkte. »Was machte er dort?«
    »Er war Produktionsleiter«, antwortete die Mutter, nicht ohne Stolz.
    »Das heißt, er verstand etwas von Fischzucht?«
    »Wenn Sie sein Zimmer sehen würden …«, sagte Medanauskas senior, »… er hat sich schon als Kind sehr für Fische und für – wie heißt das? Ja, für Aquaristik interessiert. Zum Schulabschluss bekam er sein achtes Aquarium.« Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Jetzt hat er noch fünf. Ja … fünf.« Er beschwor diese Zahl so, als wäre sie magisch.
    »Hat er studiert?«, wollte Uplegger wissen.
    Der Vater nickte.
    »Fischereibiologie«, sagte die Mutter.
    »Gut.« Barbara öffnete ihre Handtasche und nahm einen Schreibblock heraus. »Rekapitulieren wir. Er fuhr jeden Tag zur Arbeit, nehme ich an. Wann verließ er gewöhnlich das Haus?«
    »Um sechs«, sagte der Vater.
    »Er nahm seinen Wagen … was für ein Modell?«
    »VW Passat«, sagte Riccardo.
    »Farbe?«
    »Rot.«
    »Kennzeichen?«
    »HRO WY 17-03.«
    »Danke.« Barbara notierte. »Kennen Sie alle Kennzeichen der Fahrzeuge Ihrer Familie?«
    »Natürlich.«
    »Toll. Ich kenne nicht mal mein eigenes. Andriejus benutzte also sein Auto, um zum Bahnhof Warnemünde zu gelangen. In Warnemünde nahm er die S-Bahn nach Güstrow. Ich finde, Ihr Sohn hat sich sehr gut verhalten, denn er stand ja unter Medikamenten.«
    »Er wollte nicht gefährden andere Menschen«, sagte die Mutter.
    »Wollte nicht Autobahn fahren. Nur bis Warnemünde, hat er gesagt, ist nicht so weit.«
    »Warum nahm er das Lexotanil?«
    »Ja …« Frau Medanauskas schaute ihren Mann an.
    »Zuviel Stress«, sagte Riccardo.
    »Auf der Störfarm?«
    »Produktionsleiter ist ein harter Job.«
    »Aha.« Barbara nickte vor sich hin. »Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der Fischereibiologie studiert hat … Ich meine, kann der nicht mehr, als auf einer Störfarm zu arbeiten?«
    »Er war froh, dass er überhaupt dieses Arbeit … diese Arbeit hatte«, sagte die Mutter. »Ist schwer mit Arbeit hier.«
    »Nach Studium er war arbeitslos«, ergänzte ihr Mann. »Wollte unbedingt bei diesem Institut … Riccardo?«
    »Institut für Ostseeforschung.«
    »Ja. In Warnemünde. Das wäre schön gewesen für ihn. Forschungsreisen auf der Ostsee. Aber hat nicht geklappt. Gutes Studium, ja? Aber kein Job.«
    »Verstehe«, sagte Barbara.
    »Er hat sich dann also in Güstrow beworben?«, erkundigte sich Uplegger.
    Perviltas Medanauskas schüttelte den Kopf.
    »Er hat gekriegt Job so. Durch Angebot. Der Chef, Herr

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