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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Rauch, war in Al Faro . Ein paar Mal, er mochte das. Gute Küche. Schöne At… Wie sagt man das?«
    »Atmosphäre, Papa«, half Celerina.
    »Ja. Kam allein oder mit Geschäftsfreunde. Wir haben gesprochen. So das und das. Ich habe erzählt von Sohn, er gesagt: Was? Andrea versteht was von Fische? Kann er anfangen bei mir.«
    »Das ist ja interessant«, bemerkte Barbara. »Dieser Herr Rauch hat ihm den Job also angeboten? Dann muss Andriejus ihm doch dankbar gewesen sein?«
    »War sehr dankbar«, bestätigte der Vater.
    »Wissen Sie, dass Ihr Sohn arbeitsrechtliche Schritte gegen den Geschäftsführer der Störfarm eingeleitet hat? Mit Hilfe der Gewerkschaft ?«
    »Wir wissen«, sagte Medanauskas. »Und wir haben nie verstanden.«
     
    Das Mansardenzimmer mit der Fahne im Fenster gehörte dem Toten. Die fünf Aquarien erklärten den grünlichen Lichtschimmer, den man von der Straße hatte sehen können. Barbara hatte gebeten, einen Blick hineinwerfen zu dürfen. Unten telefonierte Uplegger mit der Spusi. Für die Eltern würde es einen neuerlichen Schock bedeuten, wenn Männer und Frauen in weißen Overalls das Zimmer ihres Sohnes durchstöberten und alles abtransportierten, was von Bedeutung sein konnte, aber das war nicht zu ändern.
    Barbara blieb im Türrahmen stehen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Sie konnte vielleicht gerade einmal eine Scholle von einer Makrele unterscheiden, aber der Faszination der künstlichen Unterwasserwelt mit den gemächlich durchs Wasser gleitenden oder gelegentlich hektisch hin und her schwirrenden Tieren konnte sie sich nicht entziehen. Aquaristik, dachte sie, ist ein wunderbares Hobby, das zweifellos auch ihrem Kater gefallen würde.
    Andriejus’ Zimmer war nicht sehr groß und fast quadratisch. Barbara nahm den Anblick auf kriminalistische Weise, also im Uhrzeigersinn, in sich auf. Links von der Tür befand sich ein kleiner Schreibtisch mit Drehstuhl, darauf ein Flachbildschirm mit Tastatur und optischer Mouse, unter dem Tisch ein PC. Papiere und Bücherstapel bedeckten die Tischplatte, außerdem gab es an die Wand gereihte Aktenordner, eine Federschale mit Kugelschreibern und Bleistiften sowie einen Locher. Über dem Schreibtisch hing ein Regal mit drei Reihen von Büchern, an die insgesamt vier Ansichtskarten gelehnt waren.
    Ebenfalls links, aber näher zum Fenster stand eine Couch mit Bettkasten, auf der eine rote Acryldecke lag, während Andriejus das Bettzeug vermutlich im Kasten verstaut hatte. Eine rote Schlummerrolle und ein beiges Kissen mit einer Abbildung des Warnemünder Leuchtturms vervollständigten das Bild. Auf dem Kissen hockte ein Teddy, dessen Fell abgerieben war, wohl eine Folge kindlicher Liebe.
    Über der Couch hing ein Plakat. Es war ziemlich groß und zeigte die Mannschaft des FC Hansa , die mit einer Mischung aus Scheu und Selbstbewusstsein in die Kamera geschaut hatte. Wir kommen wieder, stand fast wie eine Drohung über den Köpfen. Andriejus war Fußballfan gewesen, und sein Herz hatte für den Verein geschlagen, dessen Schicksal jeden anständigen Rostocker, ja jeden Mecklenburger bewegte – nur Barbara nicht. Das Einzige, was sie am Fußball interessierte, waren die Männer, und die meisten davon fand sie hässlich.
    Ein weiteres Regal unter dem Fenster war ebenfalls mit Büchern gefüllt sowie mit Dingen, die wie Andenken aussahen, Souvenirs von Reisen und vom Leben: zwei Fernsehtürme aus Plastik, von denen Barbara nur den Berliner erkannte, ein Elch, eine kleine Sammlung von Matchbox-Autos, ein Bierhumpen mit Deckel, zwei Plastikfische, eine Puppe in Gestalt eines Clowns, Streichholzschachteln, Flintsteine und große Muscheln sowie die gerahmte Fotografie eines Mädchens oder einer jungen Frau; von der Tür aus ließ sich das nicht genau erkennen. Das Glas vor dem Foto hatte einen Sprung, der fast diagonal verlief.
    An der rechten Wand stand ein Kleiderschrank, auf dem die Verpackung des PCs verstaut worden war, und daneben noch ein Regal, das ungefähr die Höhe des Schrankes hatte. Es war mit Büchern vollgestopft, die untere Reihe wurde von Ordnern eingenommen: Andriejus war zweifellos ein Bücherwurm gewesen, aber auch ein penibler Mensch, der gern etwas abheft ete.
    Auf dem grauen Teppichboden vor dem Regal lagen ein paar Zeitungen, Illustrierte und Fachzeitschriften sowie eine Schere. Unter einer aufgeschlagenen Zeitung lugte ein Laptop hervor.
    Barbara streckte den Kopf weit vor, um die Wand sehen zu können, die sich

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