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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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ungefähr anderthalb oder zwei Jahren. Damals hieß die Lieferfirma noch anders …«
    »Und wie?«
    »Tja … Das war so ein ellenlanger Name. Mare baltica chemical waste … Und am Ende dieses A-Punkt S-Punkt. Jedenfalls saßen die auch in Riga. Ach ja, die Abkürzung fällt mir wieder ein: MarBaChem . Finden Sie alles in den alten Lieferscheinen.«
    »Aber die Ware … sagen Sie so? Ja? Sie wurde immer schon als Bauschutt deklariert?«
    »Wir haben uns natürlich ebenso gewundert wie Sie: Bauschutt in Fässern! Auf der Deponie sind alle sicher, dass die Fässer Gift enthalten. Wer längere Zeit in ihrer Nähe arbeitet, bekommt Kopf- und Gliederschmerzen, ähnlich wie bei einer Grippe. Ein Kollege ist deswegen schon seit Wochen krankgeschrieben.«
    »Haben Sie denn nie gefragt … die Gewerkschaft informiert? Oder die staatliche Behörde für Arbeitsschutz?«
    Tietze schaute zu Boden und stieß mit dem Fuß ein paar Steinchen fort. »Daran gedacht habe ich schon. Es ist nur, dass die GüVB neuerdings zum Jahresende eine Sonderprämie zahlt. 300 Euro aufs Weihnachtsgeld. Niemand will darauf verzichten.«
     
    Uplegger fuhr durch das nächtliche Parkentin, vorbei an der Kirche aus Feld- und Backstein mit dem hohen, schlanken Turm, die für ein Dorf ziemlich groß war.
    »Die Gegend hier erinnert mich an Schulausflüge«, sagte er, bevor er nach Bartenshagen abbog.
    »Mich auch.« Barbara gähnte herzhaft. »An Wanderungen in den Hütter Wohld.«
    »Zu den Fischteichen, die von den Doberaner Mönchen zur Karpfenzucht angelegt worden sind?«
    »Genau. Und dann weiter. Das Münster wurde gleich mitgenommen, war ja ein Aufwasch.«
    »Vermutlich mussten Generationen Rostocker Schüler diesen Ausflug machen.«
    »Ich hatte das eigentlich ganz gern. Ich stellte mir immer vor, wie das war, als hier noch Mönche lebten. Und dann hat natürlich der Geheimgang zum Nonnenkloster die Fantasie angeregt. Sie wissen schon, der, in dem die Babyleichen liegen.«
    »Aber es gab weit und breit kein Frauenkloster.« Sie hatten Bartenshagen durchquert und näherten sich der B 105.
    »Es hat auch solche Geheimgänge nie gegeben. Das ist alles nur Legende. Die Leute lieben nun mal romantisch-gruselige Geschichten.«
    »Eine solche Geschichte haben wir im Moment eher nicht.«
    Uplegger nahm die Bundesstraße unter die Räder. »Ich bekomme das nicht sortiert: die Medanauskas-Brüder, die S-Bahn und die Deponie.«
    »Womöglich ist Kröner die Schlüsselfigur. Er war in Güstrow …«
    »Ja, aber ein DJ kann sein Equipment wirklich nicht mit der Bahn transportieren.«
    »Vielleicht hat er es später geholt. Oder er benutzte die hauseigene Anlage. Dann hätte er so gut wie gar kein Gepäck gehabt. Musik passt heute doch auf ein paar Silberscheiben oder einen Stick. Dass er in der S-Bahn nicht gesehen wurde, heißt nicht, dass er nicht drin war. Wir müssen das Mädchen ausfindig machen, mit dem er zusammengewesen sein will.«
    »Irgendjemand hätte ihn im Zug sehen müssen.«
    »Vielleicht ist er der Mann mit ungepflegtem Haar und Zottelbart, der in Papendorf ausgestiegen ist? Er könnte ja nur so getan haben, als würde er dort ein Fahrrad zu stehen haben.«
    »Der Papendorfer wird von den Zeugen als älter beschrieben.«
    »Zeugen!« Barbara blies geräuschvoll Luft aus. »Die irren sich doch ständig.«
    Unverwechselbare Bauwerke kamen ins Bild, die jeden Besucher aus Richtung Bad Doberan auf Rostocks Schönheiten einstimmten: das Dänische Bettenlager , der Praktiker Bau- und Heimwerkermarkt, riesige Parkplätze, dann das real SB-Warenhaus und der Media Markt . Passend dazu hieß die Straße hier An der B 105. Als links das beleuchtete M von McDonald’s erschien, trat Uplegger auf die Bremse und blinkte.
    »Wie fahren Sie denn?«
    »Über Land. Sievershagen, Lichtenhagen, Elmenhorst. So kommen wir am schnellsten nach Diedrichshagen. Außerdem dachte ich, wir machen einen Abstecher zu Kröners.«
    Im Haupthaus des Hofes brannte noch Licht, und man konnte jemanden an einem Fenster vorbeigehen sehen, vermutlich einen Mann. Diesmal kam der Hofhund sofort angeschossen und sprang bellend gegen das geschlossene Tor. Er wedelte mit dem Schwanz, was Barbara zu der Bemerkung veranlasste, er möge sie. Uplegger wusste es besser: Schweifwedeln konnte auch starke Anspannung bedeuten und nicht nur Freude.
    Sie mussten nicht klingeln, das Bellen hatte hinreichend auf sie aufmerksam gemacht. Vater Kröner kam aus dem Haus. Er trug wieder die wattierte

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