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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Broschüre für Sie. Außerdem bieten wir Bodenmanagement an. Auf einer Sonderdeponie lagern wir zum Beispiel kontaminierte Erden.«
    »Haben Sie viel zu tun?«
    »Mehr als genug. Sie wissen doch, die Bestimmung jedes Bauwerks ist die Ruine.« Düwel gehörte zu denen, die vermutlich auch Beileid mit einem Lächeln äußerten. Barbara mochte ihn nicht.
    »Sie führen Buch über jede Fuhre?«
    »Selbstverständlich. Herr Tietze?«
    Der Angesprochene nickte und startete seinen Computer.
    »Dieses Buch besteht inzwischen aus Dateien. Außerdem sammeln wir die Lieferscheine.«
    »Die möchte ich gerne haben.«
    Tietze warf einen raschen Blick zu einem Regal voll mit Aktenbänden. »Alle?«
    »Erst einmal reichen die von gestern.«
    »Okay.« Den aktuellen Ordner musste er nicht aus dem Regal nehmen, er lag noch auf seinem Schreibtisch. Barbara klemmte ihn sich unter den Arm.
    »Gab es gestern eine besondere Lieferung?«
    Bevor Tietze antworten konnte, klopfte jemand an die Tür. Ein Herr von Mitte fünfzig trat ein. Er trug unter dem Daunenanorak keinen Anzug, sondern einen Norwegerpullover, außerdem schwarze Jeans und Schnürschuhe. Ein beachtlicher Bauch berichtete von guter Hausmannskost. Das aschblonde Haar und der Bart, der wohl das Doppelkinn kaschieren sollte, waren kurz und sauber geschnitten.
    »Schmude«, stellte er sich vor, und er hatte nicht etwa länger geschlafen, sondern einen weiteren Weg gehabt. Harald Schmude nannte sich auf seiner Visitenkarte Leiter Deponiewesen; offenbar unterhielt die Güstrower Versorgungsbetriebe AG als zweite Betreiberfirma der Parkentiner Deponie mehr als eine Müllkippe. Von Breithaupt wusste Barbara, dass er in Papendorf wohnte. »Was ist denn passiert?«
    »Das müssen Sie auf dem Hinweg doch gesehen haben. Man hat in der Nähe der Deponie einen Mann erschossen.«
    »Oh, Gott!« Schmude erschauerte. »Einen unserer Arbeiter?«
    »Nein.«
    »Also hat es mit uns gar nichts zu tun?«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein.«
    »Ist es jemand aus dem Ort? Auf dem Feldweg von Parkentin führen die Leute manchmal ihre Hunde aus«, sagte Schmude.
    Barbara schüttelte den Kopf. Sie ließ es zu, dass Uplegger die Lieferscheinsammlung unter ihrem Arm hervorzog.
    »Sagt Ihnen der Name Medanauskas etwas?«, nahm ihr Kollege das Gespräch auf.
    »Wie bitte?«, fragte Tietze.
    »Me-da-naus-kas.« Uplegger setzte sich auf einen Stuhl beim Fenster.
    »Nein.«
    »Nie gehört«, ergänzte Düwel.
    »Dito«, sagte Schmude. »Klingt irgendwie … nach Baltikum?«
    »Lettland«, sagte Uplegger und schlug den Ordner auf.
    »Ja, aber das ist doch … Lettisch, sagen Sie?« Tietze schaute seinen Chef an, der mit einem fragenden Blick reagierte.
    Schmude klopfte derweil mit den Fingern auf Tietzes Schreibtisch. »Wir haben einen lettischen Geschäftspartner«, sagte er.
    »Ja, und von dem kam gestern ein Transport«, sagte Tietze.
     
    Dass Klingeln zum Geschäft gehörte, bewies der überaus klangvolle Name der Firma, die Bauschutt von weither in die Nähe von Rostock brachte. Die B.C.I. Baltic Cleaning International A.S. war ein russisch-lettisches Konsortium mit Büros in Riga, Ventspils, Wyborg und Sankt Petersburg. Alle zwei, drei Monate brachte ein LKW-Konvoi aus Riga die Überreste eines Baubooms, so jedenfalls drückte es Schmude aus.
    »Warum ausgerechnet nach Rostock?«, erkundigte sich Uplegger. »Gibt es in Russland oder im Baltikum nicht genügend Entsorgungsmöglichkeiten?«
    Schmude zuckte mit den Achseln. »Das müssen Sie den Vorstand fragen, der hat das Geschäft eingefädelt. B.C.I. zahlt gut, und wir müssen für die Stadt Güstrow Gewinne erwirtschaft en.«
    »Der Vorstand, sagen Sie? Herr Rauch?«
    »Der war bestimmt maßgeblich an dem Deal beteiligt gewesen, weil er gute Kontakte nach Osten hat. Die Russen sind an seinem Kaviar interessiert. Vorgestern habe ich gehört, dass er ihnen seine Firma verkaufen will.«
    Uplegger zog die Stirn zusammen. »Den Russen?«
    »Wissen Sie, das ist eine komplexe Materie …« Schmude legte den Anorak ab und setzte sich. »Hinter B.C.I. steckt eine Holding namens East Baltic Invest Ltd. , von der ich aber nichts Genaues weiß. Es heißt, nageln Sie mich nicht darauf fest, dies sei eine Art Heuschrecke, die Kapital in Russland, im gesamten Baltikum und wohl auch in Finnland sammelt. Nun sind sie auf Einkaufstour in Westeuropa.«
    »Das sind ja völlig neue Aspekte.« Barbara wandte sich an die drei Herren. »Tut mir leid, Sie müssen das Büro

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