Mörder sterben nicht im Bett
wäre es, Louise d’Avenzi daran zu hindern, daß sie diese Verabredung
morgen in Ihrem Büro einhalten kann, stimmt’s ?«
»Wer sollte etwas gegen das
Projekt haben ?« grollte Mason.
»Das weiß ich nicht .« Ich zuckte die Schultern. »Schließlich sind Sie hier zu
Hause, ich bin’s nicht .«
Beide starrten mich eine Weile
schweigend an. Dann wandte sich Carol an Mason. »Da könnte er nicht so unrecht
haben«, meinte sie.
»Aber wer ?« beharrte Mason.
»Keine Ahnung«, antwortete sie
ungeduldig. »Aber vielleicht sollten wir uns danach umhören und es zu erfahren
versuchen .«
»Wie wär’s mit Greg Townley ?« schlug ich vor.
»Greg ?« schnarrte Mason. »Was hätte der damit zu tun ?«
»Kann ich nicht beurteilen«,
antwortete ich harmlos. »Es ist nur, weil sein Name kürzlich in einem Gespräch
auftauchte .«
»Greg Townley ?«
Mason rieb sich den Nacken. »Das müßte man untersuchen. Dieser Strolch mischt
sich ja in alles ein, wovon er sich einen schnellverdienten Dollar verspricht .«
»Mir ist gerade ein komischer
Einfall gekommen .« Carols graugrüne Augen musterten
mich forschend. »Ihr Klient heißt nicht zufällig Nelson Pembroke, oder ?«
»Der Name meines Klienten ist
Vertrauenssache«, antwortete ich mit einem Blick, der hoffentlich vielsagend
war.
»Wenn das zutrifft, dann muß er
mehr wissen als wir«, knurrte Mason. »Wir wollen in Verbindung bleiben, Boyd.
Sie können bei der Suche nach Louise d’Avenzi mit unserer Unterstützung
rechnen. Aus beiderseitigem Interesse, sagen wir mal .«
4
Die Straße führte in steilen
Kurven auf ein Plateau über dem Canyon hinauf. Nelson Pembrokes Haus stand an seinem
Rand und bot einen herrlichen Ausblick auf das zu seinen Füßen liegende Santo Bahia und auf den Pazifik. Es war ein geräumiger, etwa
fünfzig Jahre alter Steinbau und für die örtlichen Maßstäbe also schon so etwas
wie eine Antiquität. Eine Miss Saubermann öffnete mir die Tür.
Sie war etwa Ende Zwanzig und
trug das dunkle Haar mit Mittelscheitel und Knoten. Violette Augen blickten
distanziert hinter einer schwarzen Hornbrille hervor. Ihr Mund hatte etwas so
Funktionelles an sich, als gebrauchte sie ihn nur zum Essen und Reden. Unter
ihrer weißen Bluse und dem knielangen Rock schien sie ein steifes Korsett zu
tragen.
»Guten Abend«, sagte sie
zurückhaltend und mit etwas tadelndem Ton.
»Ich möchte Mr. Pembroke
sprechen«, begann ich. »Mein Name ist Danny Boyd .«
» Ich bin Miss
Appleby, Mr. Pembrokes Assistentin . Bitte treten Sie
ein, Mr. Boyd, Sie werden erwartet .«
»Erwartet ?«
»Glaube ich jedenfalls .« Sie schloß die Tür hinter mir und führte mich durch die
große Diele in eine elegante Bibliothek mit Bücherwänden und Ledermöbeln. Die
forschen Bewegungen ihrer Hüften bestätigten dabei meinen Verdacht wegen des
Korsetts.
»Wenn Sie hier bitte warten
möchten, Mr. Boyd ?« schlug sie vor. »Mr. Pembroke
steht Ihnen gleich zur Verfügung .«
Sie verschwand und schloß die
Tür hinter sich. Nicht lange, und sie öffnete sich wieder vor einem
hochgewachsenen, hageren Mittfünfziger mit dichtem grauem Haar und passendem
Schnurrbart. Sein Gesicht war von der Sonne dunkelbraun gebrannt, und der ganze
Mann wirkte wie aus einer Farbanzeige für guten alten Whisky entsprungen.
Besitzer von drei Yachten und Raquel Welchs Zuneigung
— etwa von dieser Art.
»Ich bin Pembroke«, sagte er
kühl. »Und wir wollen nicht um den heißen Brei herumschleichen, Boyd. Brad
Mason hat mich sofort nach Ihrer Abfahrt angerufen und ins Bild gesetzt .«
»Das spart mir eine Menge
Erklärungen«, nickte ich.
»Möglich.« Er umrundete den
massiven Schreibtisch und ließ sich dahinter nieder. »Nehmen Sie Platz, Boyd.
Das sollte nicht lange dauern .«
Ich suchte mir den nächsten
Sessel aus und wartete höflich.
»Ich habe weder eine Ahnung, wo
Louise d’Avenzi sich aufhalten könnte, noch weiß ich, weshalb sie verschwunden
ist«, begann er. »Mason schien mich für Ihren Klienten zu halten, aber ich
versicherte ihm, daß er sich da irrte. Haben Sie etwa diesen Eindruck bei ihm
erweckt ?«
»Nein.«
»Wer ist dann also Ihr
Auftraggeber ?«
»Er will nicht, daß sein Name
bekannt wird«, antwortete ich.
»Aber er gab Ihnen eine
Namensliste, auf der auch ich stehe«, fuhr er fort. »Das läßt darauf schließen,
daß er ein Einwohner von Santo Bahia ist, Boyd .«
»Nicht mit Sicherheit«,
antwortete ich freundlich. »Mein Klient könnte auch
Weitere Kostenlose Bücher