Mörderbrunnen (German Edition)
vorläufig fest wegen Erpressung.“
Sie rief die Kollegen, die Müller wegbrachten , und kehrte mit Logo und Sascha, der das ganze Verhör mit angehört hatte, in ihr Büro zurück.
Logo schenkte Jenny Kaffee ein und Sascha holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank. Jenny saß am Schreibtisch und spielte mit einem Bleistift.
„ Was machen wir daraus? Das erklärt Einiges, aber nichts in Bezug auf die gesamte Mordserie.“
„ Ich überleg auch grade, wie das alles zusammenhängen könnte , aber es kommt nichts dabei raus.“
„ Wird Grosse jetzt auch verhaftet?“ , wollte Sascha wissen.
„ Sicher, Logo hat die Kollegen schon losgeschickt. Dann kann er samt seinem Anwalt aufkreuzen, aber der wird ihm auch nicht viel helfen. Magst du ihn dir vorknöpfen, Logo? Ich kann ihn nicht mehr sehen.“
Logo grinste. „Ja klar. Viel ist da sowieso nicht zu machen. Wir konfrontieren ihn mit Müllers Aussage, dann wird er schon auspacken.“
„ Naja so sicher bin ich da nicht. Er bestreitet bestimmt erst mal alles. Wir müssen Possmann dazu bringen, die Sache zu bestätigen. Nicht, dass Grosse Müller noch ans Leder will. Also lass Possmann auch herkommen. Er ist bestimmt froh, dass alles rauskommt, auch wenn er sich wegen der Minderjährigen verantworten muss.“
„ Aber wer von denen ist unser Mörder? Oder etwa keiner? Dann müssten wir von vorne anfangen.“
„ I ch glaub, das hängt alles zusammen, ich weiß nur noch nicht wie. Sascha spuckt dein Diagramm nichts aus?“
„ Nicht wirklich“, antwortete er verlegen. „Nur, dass alles miteina nder verstrickt ist.“
„ I ch telefonier mit unserem Psychologen und erzähle ihm das Neuste. Vielleich fällt ihm noch was ein.“
Jenny griff nach dem Hörer und wählte die Durchwah lnummer von Mendelssohn, der sofort abnahm. Kurz erzählte sie ihm von Müllers Aussage.
„ Haben Sie eine Idee? Wir tappen im Dunkeln.“
„ Diese Erpressung wirft natürlich ganz neue Fragen auf, damit muss ich mich erst auseinandersetzen. Der Mord auf dem Boot ist aber typisch für unseren Täter.“
„ Der Mord auf dem Boot? Aber der passt doch gar nicht in die Serie ?“
„ Aber absolut. Überlegen Sie mal, in welch kurzer Zeit er die Tat geplant und durchgeführt hat. Das Ganze ohne gesehen zu werden und ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Das stimmt doch?“
„ Allerdings. Leider.“
„ Sehen Sie, nur wenige Täter agieren so beherrscht und geplant. Ihr Täter muss über einen ausgesprochen hohen IQ verfügen. Er hat immer die Kontrolle und geht doch Risiken ein. All das spricht für einen Mann, aber das wussten wir ja schon, weil für einige der Taten die körperliche Kraft einer Frau nicht ausreichen dürfte.“
„ Haben Sie sich eigentlich über das Motiv Gedanken gemacht? Und ob es auf einen der Verdächtigen passen würde?“
„ L eider nein, ich kann nur wiederholen, dass er sehr intelligent und phantasievoll sein muss. Schlüpft problemlos in jede Rolle. Somit kann er sich hinter jedem Ihrer Verdächtigen verstecken. Er könnte jeden verkörpern: einen gutmütigen Trottel, einen aggressiven Rüpel oder einen sensiblen Weichling.“
Jenny seufzte tief. „Gut, dann wissen wir zumindest, dass wir niemanden ausschließen können. Das ist doch auch schon was. Er könnte als o einen Erpresser spielen aber auch den Erpressten?“
„ Ja, wenn es seiner Sache dienlich ist, könnte er sowohl ein verängstigtes Erpresseropfer spielen als auch einen skrupellosen Erpresser, auch einen reuigen geständigen Täter.“
Jenny wünschte ihm noch einen schönen Tag und legte auf. Verzweifelt blickte sie ihre Kollegen an. „Wir sind genau so weit wie vor ein paar Tagen. Ich glaub langsam, die Sache ist doch eine Nummer zu groß für uns.“
„ Nix da, das stimmt nicht. Glaubst du, das BKA wäre we iter? Nee, der Täter ist raffiniert. Wir machen schon alles richtig.“
Jenny lächelte Logo dankbar an. Trotzdem fühlte sie sich unsicher und deprimiert. Unauffällig kramte sie ihr Handy heraus und schickte Paul eine SMS. Die Antwort kam umgehend und ließ sie wieder lächeln, wenn auch etwas wehmütig.
Kurz darauf klingelte das Telefon. Biederkopf meldete sich. „Hallo Frau Kommissarin, was gibt’s Neues? Die Presse lauert mir auf Schritt und Tritt auf.“
Jenny informierte ihn kurz über den aktuellen Stand und die vorläufige Festnahme Müllers.
„ Den werden wir aber späte stens heut Nachmittag wieder auf freien Fuß setzen müssen oder befürchten
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