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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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werden.
    Sind größere Mengen von Gift verabreicht worden, so treten die Vergiftungssymptome noch in der ersten halben Stunde danach auf. Angst und Unruhe stellen sich ein, die Gesichtszüge werden blass und verfallen. Ein lauter durchdringender Schrei leitet heftige Krämpfe ein, denen starrkrampfähnliche Muskelsteife folgt. Der Kopf wird nach rückwärts gezogen, die Glieder werden wie von elektrischen Stößen erschüttert. Bald färbt sich das Gesicht bläulich, die Augen treten starr aus ihren Höhlen. Das Bewusstsein bleibt noch lange Zeit erhalten. Die Anfälle dauern eine bis drei Minuten und wiederholen sich in immer kürzeren Abständen. Eine Berührung der Haut des Kranken kann neue Zuckungen auslösen. Das war zweifellos der Fall, als Dr. Kufner beim Injektionsversuch den Arm der Frau Sandner berührte und dabei jenen Anfall hervorrief, auf dessen Höhepunkt der Tod eintrat.
    So spricht alles für eine Vergiftung mit Strychnin.«
    Das Obergutachten wies ferner darauf hin, dass die eindeutig festgestellten Symptome keine Verwechslung mit Wundstarrkrampf zuließen.
    Das Obergutachten Schloss: »Vom medizinischen Standpunkt aus kann es daher nicht zweifelhaft sein, dass die letzte Erkrankung und der Tod der Frau Sandner durch eine Strychninvergiftung hervorgerufen sind, da der Sektionsbefund jedoch hinsichtlich jeden Giftes negativ war, können wir die richterliche Frage nur mit Wahrscheinlichkeit bejahen.«
    Meinungsunterschiede gab es dann auch bei den Sachverständigen der Verteidigung. Sogar von ihnen zweifelten einige nicht an einer Strychninvergiftung, andere hielten sie für unwahrscheinlich oder nannten die Zeugenaussagen fragwürdig, auf die man kein medizinisches Urteil stützen könne.
    Am dritten Verhandlungstag trug der Staatsanwalt sein Plädoyer vor. Dabei sagte er: »Die Geschworenen sind nicht an bestimmte Beweistheorien gebunden. Es gibt mehrere Arten, die Vergiftung eines Menschen nachzuweisen. Die chemische Analyse ist nur eine dieser Arten. Dass man dabei kein Gift gefunden hat, beweist noch gar nichts. Die Mehrheit der medizinischen Sachverständigen hat eine Strychninvergiftung als gewiss oder doch wahrscheinlich erklärt und das aus dem überraschenden Krankheitsverlauf auch begründet.
    Der Ruf der Frau Sandner: >Aus ist's, vergiftet haben sie mich!< sind keine so dahingesagten Worte, sondern eine furchtbare Anklage gegen den Mörder. Gegen denselben Mörder, der drei Tage später der Anna Kurz Liebe und Treue schwört. Es ist ganz klar, Sandner hatte ein Interesse am Tode seiner Frau.
    Und er benutzte den Augenblick einer Erkrankung, um ihr das längst bereitgehaltene Gift beizubringen. Sein Jammer war Heuchelei, denn schon jahrelang hatte er in Worten und Briefen von seiner Hoffnung gesprochen, dass seine Frau bald sterben möge.
    Ebenso überführt ihn seine Angst, die ihn zu den Erkundigungen trieb, ob man Strychnin in einer Leiche finden könne. Dass das möglich sei, hatte er nie geglaubt, aber nun war er plötzlich unsicher geworden. Deshalb floh er unter falschem Namen und kehrte erst zurück, als ihm die unwahre Zeitungsnachricht von der Einstellung der gegen ihn geführten Untersuchung die Heimkehr ungefährlich erscheinen ließ.
    Das alles sind Beweise seiner Schuld.«
    Der Verteidiger Dr. Schmitt aus Bamberg stützte sich in seinem Plädoyer auf Prof. Buchners Gutachten. Buchner habe kein Gift gefunden, deshalb sei die Anklage gegen Sandner
    gegenstandslos.
    Weiter sagte der Anwalt: »Selbst wenn Strychnin gefunden worden wäre, müsste der Angeklagte freigesprochen werden, denn auch der subjektive Tatbestand ist nirgends erbracht worden. Denn Sandner konnte gar kein Interesse am Tode seiner Frau haben. Erstens wäre ein beträchtlicher Teil des Vermögens von Frau Sandner den Töchtern zugefallen, und zweitens hinderte ihn nichts daran, seine Liebesverhältnisse fortzusetzen, auch wenn seine Frau am Leben blieb. Denn so war es bisher ja auch gewesen, was das jahrelange Verhältnis mit der Dorfmeister und der Kurz beweist.
    Seine Anfragen, ob man Strychnin in einer Leiche noch nach Monaten finden könne, und seine Flucht sind doch verständlich. Er hatte Furcht, eines Mordes verdächtigt zu werden, den er nicht begangen hatte.«
    Dr. Schmitt plädierte für Freispruch: »Das Gesetz fordert keinen Wahrscheinlichkeits-, sondern einen Wahrspruch.«
    Nachdem der Vorsitzende die Geschworenen über die Merkmale belehrt hatte, die den Tatbestand eines Mordes ergeben, stellte

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