Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
Vom Netzwerk:
sich, das Geschäft mit ihm abzuschließen.
    Am 30. Oktober wurde die Leiche der Frau Sandner
    exhumiert und obduziert.
    Am gleichen Tage schrieb Sandner erneut an Loichinger und bat ihn, einige Wertpapiere in Höhe von 3500 Goldgulden zu verkaufen. Er wolle verreisen und brauche das Bargeld dringend. Loichinger beantwortete weder diesen noch einen weiteren Auftrag Sandners.
    Am 3. November erhielten Sandner, seine Töchter und das Dienstpersonal die Vorladung zum Untersuchungsrichter.
    Inzwischen aber hatte Sandner doch noch Geld aufgetrieben. Er hatte nun etwa 7000 Gulden in Gold und in Wertpapieren in der Tasche. Einen Tag nach der Vorladung flüchtete er mit Anna Kurz in die Schweiz. Dort kaufte er in einem Reisebüro zwei Fahrkarten nach Chikago. Dann reisten beide nach England, wo sie die Überfahrt in die USA antreten wollten.
    Dafür hatte sich Sandner falsche Namen zugelegt. Er benutzte dabei den Namen seines Freundes, des Lehrers Preis. Anna gab er als seine Ehefrau Bertha Preis aus.
    Aber der Untersuchungsrichter hatte, nachdem Sandner und seine Geliebte verschwunden waren, bereits telegrafisch die steckbriefliche Fahndung angeordnet. Die Flüchtlinge wurden am 9. November in Southampton verhaftet und auf die nächste Polizeistation gebracht.
    Die englische Polizei zog den deutschen Konsul hinzu und befragte Sandner nach seiner Identität. Ob er Dr. Sandner aus Osterhofen sei. Sandner verneinte, konnte sich aber nur mit der auf den Namen Preis ausgestellten Fahrkarte ausweisen.
    Der Konsul fragte Anna Kurz nach ihrem Namen. Aber sie hatte den Falschnamen vergessen und blickte Sandner hilfeflehend an. So mussten beide schließlich ihre wirklichen Namen nennen. Sandner gab als Erklärung für seine Flucht an, dass er nicht länger in Osterhofen bleiben könnte und mit seiner Braut in Amerika ein neues Leben beginnen wollte.
    Die englische Polizei forderte eine gerichtliche Entscheidung, was nun mit den Verhafteten geschehen sollte. Das Gericht in Southampton vernahm sie ebenfalls. Dem Untersuchungsrichter allerdings erklärte Sandner seine Flucht anders. Er sei nicht aus Angst vor der Untersuchung geflüchtet. Seit mehr als zwanzig Jahren habe er keinen Urlaub gehabt und mit seiner Braut eine Ferienreise nach Amerika unternehmen wollen. Er wurde befragt, warum er unter falschem Namen gereist war. Er erwiderte, auch Könige pflegten inkognito zu reisen. Dass er so viel Geld mit sich führte, begründete er mit seiner Sorge, daheim könnte es ihm gestohlen werden.
    Der Untersuchungsrichter nahm diese Lügen nicht ernst. Er besaß einen Brief, den Sandner am 9. November aus Southampton an Loichinger geschrieben hatte. Darin bat er den Bankier, er möchte ihm doch den Stand der Untersuchung, vor allem aber das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung mitteilen. Das Gericht entschied, Sandner und Anna Kurz in einem Londoner Gefängnis so lange festzuhalten, bis das gerichtsmedizinische Gutachten aus Deutschland eintreffe.
    Am 29. November erstattete der Münchner Universitätsprofessor Dr. Buchner sein Gutachten über die Obduktion der exhumierten Leiche. Er hatte chemisch kein Gift nachweisen können. Aufgrund dieses Gutachtens weigerten sich die englischen Behörden, die Verhafteten auszuliefern, und ließen Sandner und seine Geliebte frei.

Beide blieben in London. Sandner erkundigte sich brieflich bei seinen Töchtern nach dem Fortgang der Untersuchung.
    Im Januar 1876 erschien in der AUGSBURGER ABENDZEITUNG die Mitteilung: »Das Bezirksgericht in Deggendorf hat die Untersuchung gegen Johann Sandner eingestellt. Universitätsprofessor Dr. Buchner, der die Eingeweide der Frau Sandner untersucht hat, konnte keinen Verdacht auf einen Giftmord feststellen.«
    Amalie Sandner schickte diese Nachricht nach London. Sandner kehrte daraufhin mit Anna nach Osterhofen zurück. Noch in derselben Nacht verhaftete ihn Gendarmerie wachtmeister Weidner und brachte ihn ins Untersuchungsgefängnis Deggendorf.
    Das Deggendorfer Bezirksgericht schien Prof. Buchners Gutachten nicht weiter zur Kenntnis genommen zu haben. Es setzte die Untersuchung gegen Sandner verstärkt fort. So wurde festgestellt, dass Sandner vor und auch noch während seiner Beziehung zu Anna Kurz u. a. ein Verhältnis mit der Magd Katharina Dorfmeister gehabt hatte.
    Diese sagte als Zeugin darüber aus:
    »Sandner hat mir immer nachgestellt. Er suchte jede Gelegenheit, mich allein zu treffen. Mehrmals versprach er mir, mich zu heiraten. Wir haben öfter

Weitere Kostenlose Bücher