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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Euthanasie sichtbar, die bis heute ungelöst sind, aber immer drängender öffentlich diskutiert werden und eine praktikable Antwort verlangen.
    Im Krankenhaus von Manchester (New Hampshire, USA) lag seit Wochen die todkranke 59jährige Mrs. Borroto. Sie hatte Dickdarmkrebs, war erfolglos operiert worden und zum Skelett abgemagert. Metastasen hatten Leber, Nieren, Nebennieren, die Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse befallen. Auch die Lymphdrüsen waren verkrebst. Zudem hatte sich auch noch eine Lungenentzündung eingestellt, die erfahrungsgemäß bei diesem hinfälligen Körper das nahe Ende einleitete. Die Patientin musste bereits künstlich ernährt werden. Sie konnte auch nicht mehr sprechen, nur noch ein heiseres Flüstern kam von ihren Lippen. Sie litt unter unsäglichen Schmerzen. Die Betäubungsmittel schlugen nicht mehr an.
    Am Morgen des 4. Dezember 1949 stellte die Tagesschwester Miss Rose fest, dass die Kranke das Bewusstsein verloren hatte. Ihr Körper war steif, Arme und Beine fühlten sich kalt an. Der Puls war kaum noch zu spüren. Wenig später hatte er ganz aufgehört. Miss Rose glaubte, die Patientin sei tot. Sie rief den Arzt Dr. Snay. Snay konnte auch mit dem Stethoskop keinen Herzschlag mehr vernehmen.
    Kurz darauf hörte Miss Rose Atemgeräusche und schnarchende Laute. Die Schwester war ebenso überrascht wie ratlos, was sie nun tun sollte. Die Patientin schien doch noch zu leben. Miss Rose benachrichtigte einen der leitenden Klinikärzte, den Internisten Dr. Sander.
    Dr. Sander untersuchte die Bewusstlose und ließ sich dann von der Schwester eine 10-Kubikzentimeter-Injektionsspritze bringen. Er zog den Kolben hoch und füllte so die Spritze mit Luft. Er suchte eine Armvene und injizierte in diese die Luft. Er wiederholte dreimal den Vorgang. Dann setzte er sich an das Bett der Patientin und wartete. Auch Miss Rose blieb im Zimmer.
    Es vergingen kaum zehn Minuten, bis anscheinend alle Lebensfunktionen erloschen waren.
    Dr. Sander benachrichtigte den Ehemann vom Tod seiner Frau. Mr. Borroto, ein kaufmännischer Angestellter, nahm die Todesnachricht gefasst auf, er hatte seit Tagen damit rechnen müssen. Als Mr. Borroto ins Krankenhaus kam, sagte ihm Dr. Sander, seine Frau sei friedlich eingeschlafen. Borroto war erleichtert: »Ihr Leben war zuletzt doch nur noch eine furchtbare Qual, für sie, aber auch für mich, der das alles mit ansehen musste und doch nicht helfen konnte.«
    Borroto erhielt den Totenschein, auf dem Dr. Sander als Todesursache Dickdarmkrebs genannt hatte.
    Am 12. Dezember schloss Dr. Sander das Krankenblatt ab. Er diktierte der Sekretärin Miss Connor den entsprechenden Text, u. a. den abschließenden Satz: »Der Patientin wurden intravenös etwa 40 Kubikzentimeter Luft gegeben. Verschied danach innerhalb von zehn Minuten.«
    Miss Connor war über diesen Vermerk sehr erstaunt. Dr. Sander sagte ihr, die Patientin sei an einer von ihm bewirkten Luftembolie gestorben. Und erklärte: Injiziere man Luft in eine Vene, so führe das bald darauf zum Leerschlagen des Herzens und zum Herzstillstand. Dadurch habe die Patientin einen leichten Tod gehabt.
    Kurz nach Weihnachten erwähnte Miss Connor gegenüber dem Chefarzt der Klinik den sie beunruhigenden Vermerk über die Luftinjektion. Der Chefarzt war entsetzt und beschloss sofort zu handeln, ohne vorher mit Dr. Sander zu sprechen.
    Er rief den Kreisarzt Dr. Biron an und teilte ihm den schockierenden Vorfall mit. Dr. Biron wiederum informierte umgehend die Staatsanwaltschaft über die Ermordung von Mrs. Borroto.
    Von diesem Augenblick an geriet Dr. Sander in das Räderwerk der Justiz.
    Noch am gleichen Tage forderte Dr. Biron den Internisten auf, ihm über den Vorfall zu berichten. Dr. Sander erklärte, er habe einer Todkranken 40 Kubikzentimeter Luft injiziert, um ihr das qualvolle Sterben zu erleichtern.
    »Aber das ist doch Mord!« rief Dr. Biron aus.
    »Ich sehe das anders«, erwiderte Sander gelassen. »Ich habe ein gutes Gewissen, denn ich habe nichts moralisch Unrechtes getan.«
    »Und Sie fürchten nicht, Mr. Borroto werde Sie anzeigen?«
    »Das wird er nicht tun. Er war eher dankbar, dass seine Frau endlich von ihren Leiden erlöst war.«
    Dr. Biron wusste nicht, was er darauf sagen sollte. »Sie scheinen den Ernst Ihrer Lage nicht zu begreifen«, hielt er schließlich Sander entgegen.
    »Ich glaube nicht, dass die Ärztliche Standesvertretung meine Maßnahme verurteilen würde. Sie spräche mir höchstens eine Rüge

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