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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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seine Reputation zugrunde? Waren Gewinn und Preis einer solchen Lüge nicht gleich hoch?
    Wyman blieb nichts anderes übrig, als den einmal beschrittenen Weg weiterzugehen. »Wollten Sie Mrs. Borroto töten?«
    Dr. Sander suchte seiner Stimme Festigkeit zu geben. »Ich hatte nie die Absicht, sie zu töten.«
    Wyman fragte, ob Dr. Sander grundsätzlich der Meinung sei, ein Arzt dürfe einen unrettbar dem Tode geweihten Menschen töten, um ihm weiteres Leiden zu ersparen.
    »Ich denke«, antwortete Dr. Sander, »alle von uns haben die Empfindung, dass es schrecklich ist, wenn Menschen leiden müssen. Ich bin mir aber klar, dass die Gesetze eingehalten werden müssen. Ich halte mich an sie, habe es in der Vergangenheit stets getan und werde es auch in der Zukunft immer tun. Ich habe immer versucht, nach dem Eid des Hippokrates zu leben.«
    Nach dieser prinzipiellen Stellungnahme gegen die Euthanasie wurde es für den Angeklagten wie auch für seinen Verteidiger noch aussichtsloser, sich aus dem Widerspruch zwischen den früheren Aussagen und der gegenwärtigen herauszuwinden.
    »Doktor, Sie diktierten für den Krankenbericht, dass Mrs. Borroto 10 Minuten nach der Injektion von 40 Kubikzentimetern Luft verstorben sei. Heute aber erklären Sie, dass Ihre Patientin schon vor der Injektion verstorben war.«
    »An Dickdarmkrebs, wie ich es auf dem Totenschein angegeben hatte, Dickdarmkrebs mit Metastasen in der Leber.«
    »Todesursache Krebs - wenn das damals schon Ihre Meinung war, warum dann die Notiz im Krankenblatt über die tödlich verlaufene Luftinjektion?«
    Wie zu erwarten, konnte Dr. Sander diesen Widerspruch nicht lösen. Er verfing sich in sinnlosen Erklärungen, bis er schließlich stammelte, er wäre ein ehrenhafter Arzt und zu anständig, etwas zu verschweigen, was er getan habe, ganz gleich, ob es eine Wirkung gehabt habe oder nicht. Aber anscheinend zahlte sich solche Ehrlichkeit nicht aus.
    »Wie meinen Sie das, Doktor?«
    »Ich meine damit nur, diese ganze Aufregung wäre nicht entstanden, wenn ich diesen Vermerk nicht eingetragen hätte. Die Zeit ist noch nicht gekommen, da man sich offen zu diesen Fragen äußern darf.«
    Ein Aufblitzen der Wahrheit, wenn auch nur für Sekunden. Wyman stockte der Atem. Aber er konnte Sanders Worte nicht ungeschehen machen. Begreift denn Sander nicht, wie er sich damit schadet?
    Resigniert sagte er: »Erklären Sie uns das bitte genauer, Doktor.«
    »Nun, nachdem diese Angelegenheit in den Zeitungen berichtet worden ist und dass ich wegen Mordes angeklagt werden soll, haben mir viele Ärzte sinngemäß geschrieben, sie hätten dasselbe getan wie ich, es nur nicht zu Papier gebracht.«
    Nein, dachte Wyman, es ist nichts mehr zu retten, er reitet sich nur immer tiefer hinein.
    Und als der Generalstaatsanwalt Dr. Sander dann ins Kreuzverhör nahm, verlor Sander vollends sein Gesicht als Arzt.
    Schon mit der Antwort auf die erste Frage des Anklägers erschütterte Sander seinen Ruf beträchtlich. Der Staatsanwalt wollte wissen, welche Kenntnisse Sander über die Luftembolie hatte, bevor er die Injektionen vornahm.
    »Ich hatte absolut keine Kenntnis über Luft in den Adern. Natürlich ist das jetzt anders, nachdem die Sache aufgekommen ist. Wir haben eine Menge gehört und gelesen inzwischen. Und was ich jetzt denke, entspricht sicherlich nicht dem, was ich damals dachte.«
    So leicht wollte der Ankläger dem Angeklagten seine Schutzbehauptung nicht durchgehen lassen. Hartnäckig bohrte er mit seinen Fragen weiter: »Und doch gaben Sie eine detaillierte Beschreibung von den Umständen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie sehr ins einzelne ging.«
    »Sie sagen jetzt, dass die Eintragung über die Ereignisse am
    4. Dezember nicht stimmte?« »Es ist keine korrekte Eintragung.« »Die Eintragung wurde aber allein durch Sie bewirkt.« »Allerdings.« »Und nach dem Diktat fragte Miss Connor Sie, wie die Sache gewirkt hätte?«
    »Ja, gewiss.«
    »Sie antworteten ihr doch wohl, dass die Sache gut gewirkt hätte und die Patientin leicht gestorben wäre?«
    »Sie war ja offensichtlich leicht gestorben. Sie war ja schon einige Stunden bewusstlos gewesen.«

»Sie wissen, dass sie bewusstlos war?«
    »Ich wusste, sie war tot.«
    »Und doch hatten Sie die fixe Idee, Luft in diese arme tote Seele zu pumpen!«
    »Ich bin sicher, dass die Tatsache, dass sie tot war, mir Gewissheit gab, dass ich ihr keinen Schaden mehr zufügen konnte.«
    »Als Sie die ersten zehn Kubikzentimeter Luft

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