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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Erbin zu heiraten. Die Geliebte bringt sich um vor Gram und erscheint dem ungetreuen Mann nachts als ein sein Gewissen bedrängendes Gespenst. Und treibt ihn - welch ausgleichende Gerechtigkeit! - in den Selbstmord.
    Das alte Lied wird auf keinem Jahrmarkt mehr vorgetragen. Aber es wiederholt sich immer wieder in allen möglichen Variationen.
    Es wiederholte sich auch bei Dr. William Amos Hadley, wenn auch in einer neuen Fassung. Er selbst brachte - um eine reiche Erbin zu heiraten - seine Frau um. Und er tötete sich nicht aus Reue, sondern starb auf dem Elektrischen Stuhl.
    Es war um die Jahrhundertwende. In Friendswood in Texas gab es den Kurzwarenladen des sittenstrengen Mr. Hadley. Wie die meisten Einwohner dieses Ortes gehörte auch Hadleys Familie einer religiösen Sekte an, der »Gesellschaft der Freunde«. Den Quäkern nahestehend, war diese Gemeinschaft stark sozial eingestellt. Sie versorgte Bedürftige mit Speisung, Lebensmitteln und Kleidung. Sie lehnte den Kriegsdienst ab und verurteilte Sklaverei und Rassismus. Hilfe für den Nächsten, stille Andacht, eine karge bescheidene Lebensweise - das war die Umwelt, in der einer der Söhne des Kurzwarenhändlers, William Amos, aufwuchs.
    Diese Umwelt prägte den Jungen auf doppelte und sehr widersprüchliche Weise.
    Wer als Heranwachsender den Alltag als religiöse Übung und religiöse Tätigkeit als Bewährung im Alltag erlebt, wer noch dazu in einer Gemeinschaft zu Hause ist, die sich durch ihre Glaubensdogmen fest zusammenschließt, wird sich zuerst einmal keine andere Zukunft vorstellen können, als in dieser Gemeinschaft und für sie wirksam zu werden. So war es für William selbstverständlich, dass er sich nach dem Ende seiner Schulzeit für den Priesterberuf in der »Gesellschaft der Freunde« entschloss.
    Die Sekte besaß eine eigene theologische Akademie in Kansas, wo der Priesternachwuchs ausgebildet wurde. Dem intelligenten 20jährigen William fiel das Studium anfangs leicht. Doch auf die Dauer fiel es ihm schwer, sich in die Disziplin des Studiums und das asketische Leben an der Akademie einzuordnen. So kam es, wie es so oft kommt, wenn ein junger Mensch, der in einer streng dogmatischen Umwelt - mag sie religiös oder politisch geprägt sein - aufwächst und schließlich selbständig zu denken und kritisch zu urteilen lernt. Er wird sich bewusst, wie lebensfremd alle Dogmen sind.
    Irgendwann während des Studiums kam auch für William Hadley der Augenblick, wo er mit seinem bisher geführten Leben brach und sich in eine extrem entgegengesetzte Existenz flüchtete. Er trieb sich in Kneipen herum, zog sich den streng verpönten Alkohol an die Brust, gab sich der missbilligten Fleischeslust mit jungen Mädchen hin und fühlte sich rundum behaglich in dieser neu entdeckten Freiheit.
    Bis er auch dieser überdrüssig wurde und wieder in die Lebensweise zurückfiel, die er bereits endgültig verlassen zu haben glaubte. Ihre Macht war wohl doch stärker, als es ihm bisher erschienen war. Er heiratete Bertha, ein schlichtes, ihm treu ergebenes Mädchen, kehrte mit ihr in seinen Heimatort Friendswood zurück und verkaufte im väterlichen Laden Nähgarn, Wollknäuel und Stecknadeln.
    Bertha bekam ein Kind. Nun waren sie eine Familie. Es sah aus, als hätte sich William zu einem Leben verurteilt, das dem seines Vaters glich, zu einem stillen, bescheidenen, wohltätigen Leben in der Gesellschaft der Gläubigen.
    Aber in William steckte zu viel Energie, seine Intelligenz war zu wach, sein Temperament zu unruhig, um auf die Dauer mit dieser eingeschränkten Existenz zufrieden zu sein. Er begann, von einem erneuten Studium zu träumen. Am meisten verlockte ihn das Medizinstudium. Aber der Vater war enttäuscht, weil William die Priesterausbildung abgebrochen hatte. Er versagte ihm jegliche finanzielle Unterstützung für ein weiteres Studium.
    Bertha dachte da anders. Als William ihr seine Pläne vortrug, beschloss sie, sich eine Arbeit zu suchen und dadurch das Studium ihres Mannes zu finanzieren. William dankte ihr beglückt.
    Er erhielt einen Studienplatz. Seine Abwesenheit von zu Hause nutzte er gründlich aus, einmal fürs Studium, das er höchst erfolgreich absolvierte, zum andern, um ebenso erfolgreich seine sexuellen Erfahrungen mit ständig wechselnden Freundinnen zu vervollkommnen.
    1911 verließ er die Universität als Doktor der Medizin, kehrte kurzfristig nach Friendswood zurück, um sich von Bertha scheiden zu lassen, und richtete sich dann in

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