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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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aus dem Haus.
    Die Hängematte war auf Lager, und der junge Brookstonemann trug sie mir sogar zum Auto. Ich suchte für Fred noch eine Karte aus, was alles zusammen fünf Minuten dauerte, und schon war mein Großeinkauf vorbei. Ich bin nie gern stundenlang in Einkaufszentren herumspaziert wie Schwesterherz. Sie sagt, das zeige einen Mangel an Vorstellungskraft bei mir. Ich sage, mir schmerzen da nur die Füße. Wenn ich mich zu Fuß bewege, dann draußen, am liebsten zusammen mit Woofer, weshalb ich schnell wieder auf dem Weg nach Hause war zu einem Stapel Bügelwäsche, den ich seit Tagen vor mir herschob.
    Nun will es der Zufall, dass der schnellste Weg zu meinem Haus den Lakeshore Drive hinunterführt, der alles andere als an einem See liegt. Der Name ist aber hübsch für eine Straße, beschwört er doch Bilder herauf von herrschaftlichen Wohnhäusern mit zum Wasser hin abfallenden Rasenflächen. Tatsächlich gibt es ein paar hübsche Häuser
     
    entlang des Lakeshore Drive. In dieser Straße befindet sich auch die Saniford University mit ihrem hervorragenden Ah-nenforschungsprogramm samt dazugehöriger Bibliothek.
    Was, dachte ich, während ich den Lakeshore Drive entlangtrödelte, würde Fred eine noch größere Freude an seinem Geburtstag machen als die Hängematte? Er würde sich riesig freuen, etwas über seine Familiengeschichte in Erfahrung zu bringen, antwortete ich mir. Haley wäre auch daran interessiert. Sie hatte doch das Bedürfnis, diese Gene zu überprüfen.
    Was ist mit dem Bügeln?, fragte ich mich.
    Das kann warten, gab ich mir zur Antwort.
    Du tust alles, um ums Bügeln herumzukommen, sagte ich mir und setzte den linken Blinker.
    Der Campus der Saniford University ist einer der schönsten in den ganzen Vereinigten Staaten. Als ich an diesem Tag auf den Campus fuhr, standen die Birnbäume entlang der Zufahrt in voller Blüte. Überall gab es Beete mit Osterglocken und leuchtend roten Tulpen. Und zu meiner Überraschung war das Gelände nahezu verlassen. Frühlingsferien, fiel mir wieder ein. Ich hoffte, die Bibliothek war überhaupt offen.
    Die genealogische Abteilung befand sich im dritten Stock. Ich nahm den Aufzug und folgte einem Pfeil, der mich in einen Extraflügel der Bibliothek führte. Am Empfang studierte eine hübsche Blonde, Marke Cheerleader, ein Brautmagazin. Sie war so sehr darin vertieft, dass sie hochfuhr, als ich sie ansprach.
    „Ich würde mir gerne ein paar Unterlagen ansehen“, sagte ich.
    „Ja, Ma'am. Benötigen Sie dabei irgendwelche Hilfe?“ Gott, die Höflichkeit wohlerzogener Südstaatenkinder tat mir gut.
     
    Ich blickte mich im Raum um. Mehrere Personen arbeiteten an den Tischen und studierten Microfiches. Andere saßen in Arbeitskabinen an der Wand und lasen oder arbeiteten am Computer.
    „Ich möchte mich über meine Familiengeschichte informieren, befürchte aber, nicht viel Informationen zu haben.“
    „Nun, da helfe ich Ihnen doch gern“, strahlte das Mädchen.
    „Ich mach das, Emily.“ Eine große, elegante Frau Anfang dreißig kam von hinten zum Empfangstisch. Sie trug ein Kleid in der Farbe junger Frühlingsblätter, und ihr dunkles Haar war mit einer Haarspange zurückgesteckt. Einzelne lockige Strähnen, die sich gelöst hatten, hinderten die Frisur daran, streng zu wirken. Sie lächelte mich an. „Erkennen Sie mich nicht, Mrs. Hollowell? Ich bin Castine Murphy. Cassie. Sie haben mich an der Robert Alexander Highschool unterrichtet.“
    „Castine Murphy?“ Ich war über die Verwandlung erstaunt.
    „Genau die.“
    „Sie haben sich total verändert.“ Ich blickte sie bewundernd an.
    Sie gab ein hübsches, kehliges Lachen von sich. „Kontaktlinsen, Make-up und ein guter Haarstylist können Wunder vollbringen.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Es ist mehr als das.“
    Castine drehte sich zu der Bibliotheksassistentin hin, die noch immer zwischen uns stand. „Ich war die größte Streberin in der Schule“, erklärte sie. „Ich gebe es zu.“
    Das Mädchen sah schockiert aus. „Sie, Miss Murphy?“
    „Sie waren fleißig“, sagte ich, „keine Streberin.“
    „Mrs. Hollowell ist einfach nett.“
    In gewisser Hinsicht war ich das tatsächlich. Die kurz-
     
    sichtig über ihren Büchern hängende Castine Murphy hatte wahrscheinlich die Streberliste ihrer Mitschüler angeführt. Während die anderen Mädchen kurze Röcke von Gap trugen, reichten die von Cassie bis zu den Waden und stammten aus der Altkleiderkammer. Während die anderen in

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