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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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in Amerika für die Jagd benutzt«, sagte Elena, die sich aus dem Schatten der Bunkerwand löste und auf uns zukam, »als Fangschusswaffe. Und für Actionfilme. Manche Leute sagen, sie sei extra für Hollywood erfunden worden.«
    Sie spuckte in den Sand und wischte sich den Mund mit einem Papiertaschentuch ab. »Ich möchte wissen, wer ihm für das Scheißding einen Schalldämpfer gebaut hat. So was hab ich noch nie gesehen.«
    Sie schien immer noch Mühe zu haben, gleichmäßig zu atmen, und die Angst und Anspannung der letzten Viertelstunde hatten ihr Gesicht gezeichnet, aber sie war wieder bei klarem Verstand. Ihr schien erst jetzt wirklich bewusst zu werden, was sie getan hatte. Sie schaute zu Grygoriew hinüber und sah dann mich an.
    »So bin ich sonst nicht«, sagte sie mit einem verzerrten Lächeln.
    Ich nickte.
    »Wir müssen hier weg und uns um Jette kümmern.«
    »Sie war bewusstlos, als ich in den Wagen hineingeschaut habe«, sagte Anna, »und ich habe Chloroform gerochen.«
    »Hast du sie atmen sehen?«
    Anna schüttelte den Kopf und blickte zu Grygoriew.
    »Sollen wir den mitnehmen?«
    »Nein«, sagte Elena kalt, »der ist absolut in der Lage, allein zu gehen. Bald wird ihm wieder einfallen, wie man das macht.«
    »Gut!«, sagte Anna. Sie hielt immer noch die Desert Eagle in der Hand. Ich sah die Faszination in ihren Augen und konnte ihre Gedanken lesen. Jeden einzelnen.
    »Eine Waffe für die Jagd«, sagte sie, »eine Fangschusswaffe. Das ist genau das, was wir brauchen!«

Zweiundvierzig
    N
    ein«, sagte Elena und nahm ihr die Pistole aus der Hand, »kein Mensch braucht so ein Ding. Zu groß, zu schwer, zu teuer und nur acht Schuss im Magazin. Ein Spielzeug für Supermachos. Mir werden von dem Rückstoß drei Tage Arme und Schultern weh tun, und wenn der Schalldämpfer nicht gewesen wäre, könnten wir jetzt alle wochenlang nichts mehr hören.«
    Sie entlud die Waffe, ließ das Magazin in ihre Jackentasche gleiten, überprüfte zur Sicherheit noch einmal den Lauf und steckte die Pistole schließlich in ihren Hosenbund.
    »Hauen wir ab!«, sagte sie.
    Ich schaute mich noch einmal nach Grygoriew um. Er hatte sich nicht gerührt, aber Todesangst und Demütigung hatten ihm offenbar mehr zugesetzt, als ich zunächst gedacht hatte. Sein Blick, stumpf und teilnahmslos, schien durch uns hindurchzugehen, und sein Verstand war definitiv an einem anderen Ort. Die Rotzblase an seinem Nasenloch war endlich geplatzt.
    Wenn ich später an Anatol Grygoriew dachte, hatte ich dieses Bild vor Augen. Ich habe ihn nie wiedergesehen.
    Ich hob seine Stablampe auf und verließ nach Elena und Anna den Bunker. Die Luft draußen war frisch, salzig und unendlich belebend. Wir liefen ein Stück am Strand entlang und fanden problemlos den Dünenweg, auf dem wir gekommen waren. Den Leuchtturm diesmal zu unserer Rechten, hasteten wir den schmalen Pfad zurück zum Parkplatz. Ich hoffte inständig, dass Jette Paulsen noch lebte. Wenn Anna wirklich den Geruch von Chloroform wahrgenommen hatte, bedeutete das vielleicht, dass Grygoriew Jette nur betäubt hatte. Wenn sie noch lebte, mussten wir sie vielleicht auf schnellstem Weg in ein Krankenhaus nach Esbjerg bringen. Wenn wir mit einer verletzten dänischen Staatsbürgerin an Bord in eine Polizeikontrolle gerieten, verbrachten wir die Nacht möglicherweise auf einem Polizeirevier in Esbjerg. Wenn, wenn, wenn …
    Als wir den Parkplatz erreichten, sahen wir sofort, was los war. Die Fahrertür des VW Phaeton stand weit offen, und Jette Paulsen war verschwunden.

Dreiundvierzig
    W
    ir entdeckten sie auf der Straße nach Blåvand. Jette Paulsen lief auf dem Seitenstreifen und schwankte wie eine Betrunkene, was womöglich der Grund dafür war, dass keiner der zahlreichen Autofahrer, die noch unterwegs waren, anhielt. Als wir neben ihr abbremsten, schrak sie heftig zusammen und brauchte eine Weile, bis sie uns erkannte. Sie zitterte und machte einen verstörten Eindruck, schien jedoch auf den ersten Blick nicht verletzt zu sein. Wir packten sie zu Elena auf die Rücksitzbank.
    »Ist er weg?«
    Jettes sonst so fröhliche und spöttische Stimme klang völlig verändert.
    »Definitiv«, sagte Elena, »sozusagen auf einem anderen Planeten.«
    »Bringt mich bitte nach Hause. Noch einen Kilometer geradeaus und die nächste Straße links. Mir ist furchtbar schlecht.«
    Jette Paulsens Haus war ein gemütliches Holzhaus im Blockhausstil, mitten in den Dünen. Wir brachten sie auf die Toilette, wo sie

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