Moerderische Fracht
passieren, und das alles ist entschieden zu wahr, um schön zu sein.
Der Roman spielt im Jahr 2009. Er schildert unter anderem den Versuch der Protagonisten, einen Terroranschlag in dem wohl gefährlichsten und ökologisch empfindlichsten Seegebiet der Ostsee zu verhindern, und zeigt, wenn auch unzureichend, die Folgen einer Ölpest in der Kadetrinne auf. Weitere Themen sind die Mohammed-Karikaturen, tschetschenische Selbstmordkommandos, der Umgang des modernen Russland mit kritischen Journalisten und einige äußerst fragwürdige Praktiken in der Frachtschifffahrt.
Aber natürlich bleibt die Zeit nicht stehen. Wie ein altes Sprichwort treffend bemerkt: »In die Zeitungen von heute wickeln wir morgen den Fisch.« Falls es dann noch welchen gibt, möchte man anfügen.
Während ich in einem gemütlichen dänischen Holzhaus nahe Esbjerg das Manuskript mit diesen Zeilen abschließe und mich dabei auf einen Strand ohne Öl freue, ist das Jahr 2010 in die zweite Halbzeit gegangen, und die politischen Ereignisse und Katastrophen der ersten sechs Monate haben den Roman bereits überholt. Wie sie sich entwickelt haben werden, wenn der Leser dieses Buch in den Händen hält, ist völlig offen.
Das Jahr 2010 wird vielen sicher als das Jahr des Öls in Erinnerung bleiben. Die vielleicht größte ökologische Katastrophe in der Geschichte der USA nahm ihren Lauf, als im Golf von Mexiko die Ölbohrplattform Deepwater Horizon explodierte und in 1500 Metern Tiefe versank. Das allein wäre schon unerfreulich genug gewesen, aber leider hörte das Bohrloch dabei keinen Augenblick auf, weiter Öl auszuspucken, vermutlich weil an der neuesten Sicherheitstechnologie gespart worden war.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Urheber des Desasters, der britische Ölmulti BP, seit knapp fünfzehn Jahren mit einer 200 Millionen Dollar teuren PR-Kampagne versucht hat, sich das Image eines ökologischen Saubermannes zuzulegen. Während Exxon noch damit beschäftigt war, Unsummen in pseudowissenschaftliche Studien zu investieren, welche die Erderwärmung als reinen Unfug abtaten, gelobte BP, den Kohlendioxidausstoß des Unternehmens zu senken, sprach sich für das Kyoto-Protokoll aus und legte sich ein neues Logo in freundlichem Gelb und Grün zu. BP sollte auf einmal für »Beyond Petroleum« – »mehr als nur Öl« – stehen, und der ganze Konzern präsentierte sich als enger Freund von Mutter Natur. Die »Spin Doctors« der internationalen PR-Agenturen »drehten« es so hin. Die Realität sah immer anders aus.
Aber ich will Sie nicht mit Dingen langweilen, die Sie auch in der Zeitung nachlesen können. Nur so viel vielleicht, und das gilt für Tanker, Bohrplattformen und Pipelines gleichermaßen: Wenn Ölkonzerne Kosten sparen, wird es für die Umwelt extrem teuer und für den Verbraucher keineswegs billiger. Lassen wir zum Schluss einen ausgewiesenen Kenner der Materie zu Wort kommen, der das Credo der Branche allgemein verständlich zusammenfasst:
»… wenn du einen alten Tanker hast, den du längst ausmustern müsstest, hältst du ihn weiter in Betrieb. Und das heißt, wenn du eine Bohrinsel hast, die außerhalb der Grenzen eines bestimmten Landes liegt, und du Chemikalien im Meer verklappen kannst, dann wirst du es tun. Das bedeutet, wenn du eine Anlage stilllegen musst, die die Umwelt verschmutzt, dann gibst du sie einfach auf, ohne aufzuräumen. Wenn du Angestellte hast, die in einer ungesunden Umgebung arbeiten müssen, in der Schwefeldioxid vorkommt, wirst du nicht zögern. In all diesen Fällen wirst du sagen: ›Das ist nicht mein Problem. Das sind nicht meine Lasten.‹«
Sadad al-Husseini, ehemaliger Leiter der Exploration und Förderung bei Saudi Aramco. heute einer der weltweit angesehensten Ölexperten (Zitiert nach: Peter Maass, Öl, Das blutige Geschäft)
Danksagung
Auch bei diesem Roman hatte ich Unterstützung von netten und klugen Leuten, die mir mit Ratschlägen, Hinweisen, Informationsmaterial, Kritik und vielerlei speziellen Kenntnissen auf diversen Fachgebieten geholfen haben. Ich bedanke mich bei den Mitgliedern meiner tapferen Erstleserrunde: T. Pfeiffer, H. Pfeiffer, O. Harlinghaus, U. Groß, R. Raab, W. Olenburg, M. Pittke, S. Lang und Dr. med. C. Rodenhausen, die den Text auch auf Fehler in medizinischen Sachfragen hin durchsah.
Mein Dank gilt auch Yvonne Denne vom Maritimen Sicherheitszentrum im Wasser- und Schifffahrtsamt der Stadt Cuxhaven und ganz besonders Georg Simader von
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