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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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gewartet.
    »Tante Lilly, da bist du ja.«
    »Hallo, meine Lieben. Schön, dass ihr da seid.«
    Lilly umarmte Marie und Amadeus. Dann gingen sie ins Haus. Sie nahmen im Esszimmer Platz und Lilly fragte, ob sie einen Kaffee wollten. Amadeus antwortete etwas verschmitzt:
    »Für mich gern, Tante Lilly. Aber Marie trinkt ab sofort keinen Kaffee mehr.«
    »Warum? Bist du schwanger, Marie?«
    Ein Lächeln huschte über Maries Gesicht: »Ja.«
    Lilly konnte sich so schnell nicht mehr einkriegen. Sie herzte und umarmte erst Marie und dann Amadeus. Zum Schluss sagte sie: »Mein Gott, dann werde ich ja Urgroßtante. Was ist das nur für ein verrückter Tag. Letzte Nacht war ich auf Alligatorenjagd. Heute Morgen ruft Ferdinand mich an, dass etwas Unheimliches passiert wäre. Dann plage ich mich stundenlang mit seiner verrückten Verwandtschaft herum. Und nun kommt ihr und bringt mir diese gute Nachricht. Das Leben ist wirklich voller Überraschungen.«Al

Mexiko: Alfonso

     
    Alfonso Dunbiera war eine imposante Erscheinung. Das lag offenbar in der Familie. Von seinem deutschen Vater, der einst nach Mexiko gekommen war, hatte er seinen Namen und den hohen Körperbau geerbt. Von der Mutter den dunklen Teint und das schwarze Haar. In dieser Kombination sah er aus wie ein spanischer Eroberer. Der Vater hatte immer deutsch mit ihm gesprochen. Und als er starb, gab es in seinem Umfeld eine Reihe deutscher Freunde, sodass er vollkommen zweisprachig war. Seine älteren Geschwister Hans-Ulrich und Ella hatte er nie kennengelernt, weil diese schon vor seiner Geburt mit ihrer Mutter nach Deutschland gegangen waren. Für die erste Frau seines Vaters war Mexiko eine Qual gewesen. Zunächst hatte man ja genug Geld, um abgeschirmt von der mexikanischen Gesellschaft zu leben. Aber als ihr Mann dann durch Arbeit für seine Familie sorgen musste, wurde es schwierig. So wurde Frau Dünnbier mit den Niederungen einer Gesellschaft konfrontiert, die ihr Angst machte. Das Land war voller Machos, Gewalt war an der Tagesordnung. Die Starken bedienten sich bei den Schwachen, die Schwachen bei den noch Schwächeren. Frauen waren von Natur aus schon weniger wert als Männer. Dazu kamen die dubiosen Geschäfte ihres Mannes. Irgendwann war sie es so leid, dass sie ihre beiden Kinder nahm und nach Deutschland zurückging. Später wurde die Ehe geschieden und sein Vater heiratete wieder: Alfonsos Mutter.
    Sie war Mexikanerin spanischer Herkunft und starb, als er achtzehn war. Seine Eltern hatten ihm nicht viel hinterlassen. Eigentlich gar nichts. Der Vater war ein nicht besonders erfolgreicher Geschäftsmann gewesen, der im kleinen Maße Drogengelder gewaschen hat. Sozusagen ein Drogengeldwäschereibesitzer für Arme. Eines Tages wurde er erschossen. Da war Alfonso gerade acht Jahre alt. Nach dem Tod der Mutter hat er dann die Schule zu Ende gebracht und war ebenfalls ins Geschäft eingestiegen. Allerdings etwas erfolgreicher als der Vater. Seitdem hatte sich viel verändert. Aus dem eher beschaulichen Drogenhandel, der damals von den Behörden noch auf die leichte Schulter genommen wurde, war ein echter Krieg geworden. In den letzten paar Jahren starben bei den Kämpfen der Drogenkartelle und den Auseinandersetzungen mit Polizei und Militär weit über hunderttausend Menschen. Das war nichts für ein so lebensfrohes Gemüt wie Alfonso. Er erinnerte sich an das, was sein Vater ihm über Deutschland erzählt hatte. Manchmal war das so schwärmerisch gewesen, dass er sich immer gefragt hatte, warum er denn überhaupt nach Mexiko gegangen war. Unter anderem hatte der Vater ihm mal gesagt: Eines Tages wirst du eine Harzreise machen. Der Harz ist ein kleines Gebirge mitten in Deutschland. Da gibt es überall Wald und kleine Seen, in denen man baden kann. Es gibt wunderschöne kleine Städte. Die Menschen sind freundlich und bringen sich nicht gegenseitig um. Und du wirst deine Geschwister kennenlernen und deinen Onkel Ferdinand.
    An dem Tag, als einer seiner Freunde ermordet wurde, reichte es Alfonso endgültig, und so waren die Erinnerungen an die Berichte des Vaters stärker als je zuvor präsent. Natürlich war Deutschland für ihn eine völlig fremde Welt, die nur in Kindheitserzählungen auftauchte. Er war Mexikaner. Zwar hatte er zusätzlich einen deutschen Pass. Aber das war letztendlich nur ein Stück Papier. Er hatte etliche Jahre gut von seiner Arbeit gelebt. Er hatte ja auch nichts zu tun mit den harten Jobs, die es im Drogenmilieu gab. Seine

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