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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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seinen normalen Gang. Bis er merkt, was eigentlich los ist, seid ihr schon längst in der Luft.«
    »Ich har ne all gedroht, dass ich ne Annonce in dar Zeitung bring, wo drinnesteht, dass er sich vor Angst in das Hos geschissen hat.«
    Dann kam schließlich auch Hannes auf die Terrasse und brüllte lautstark: »Ihr albern Weiber. Macht euch man lustig über mich. Ich steich schon ein in das Scheißding. Aber wenn ich n Herzinfarkt kriech, seid ihr Schuld.«
    Lilly nahm die beiden Kinder schließlich mit nach Braunlage. Unterwegs hatte sie sie in Sachen Krokodil interviewt. Und tatsächlich, sie hatten einen Babyalligator gekauft, den jemand im Internet bestellt hatte und dann nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Aus Angst vor den Eltern hatten sie das Tier dann bei Lilly ausgesetzt, weil sie einen kleinen Teich im Garten hatte. Dass das dumm war, weil das Tier ja den Winter nicht überleben konnte, wussten sie auch. Aber sie dachten sich halt, dass Lilly schon das Richtige tun würde. Und so war es dann ja auch gekommen. Jetzt war das Tier im Zoo und hatte es gut. Das hatte ihr jedenfalls der dicke, Pfefferminzpastillen lutschende Polizist namens Ungethüm heute Morgen am Telefon erzählt.

Braunlage: Legosuppe

     
    Als Lilly mit den beiden Kindern in Braunlage ankam, saß Ferdinand schmerzverzehrt im Sessel im Wohnzimmer. Er litt an einem Hexenschuss. Sein Neffe Hans-Ulrich leistete ihm Gesellschaft. Die beiden Damen hatten es sich auf der Terrasse hinter dem Haus gemütlich gemacht. Beate grüßte Lilly mit ihrem mürrischen Lächeln und rümpfte die Nase angesichts der Kinder. Aus Elvira schoss es heraus: »Ach du meine Güte! Jetzt haben wir hier auch noch einen Kindergarten.«
    Schließlich konnte Lilly Ferdinand überreden, sich von ihr zum Arzt fahren zu lassen.
    »Der wird dir eine Spritze geben, und dann bist du wieder wie neu. Auf die Kinder kann inzwischen Hans-Ulrich aufpassen. Und nicht nur aufpassen, sondern sinnvoll beschäftigen«, sagte sie mit einer gewissen Strenge und einem harschen Blick auf ihn gerichtet.
    »Natürlich. Ich werde mit den beiden Verstecken spielen. Und danach kann ich ja mit ihnen versuchen, küchentechnisch etwas auf die Beine zu kriegen. Ohne Frau Kuhfuß läuft ja hier nichts.«
    Lilly fuhr mit ihrem leidenden Freund los und Hans-Ulrich spielte ausgelassen mit den Kindern, während Mutter und Tochter sich darüber ausließen, was Hans-Ulrich doch für ein alberner Mensch sei. Als Lilly mit Ferdinand nach einer Stunde immer noch nicht zurück war und Hans-Ulrich vor Erschöpfung in einen Gartenstuhl sank, meinten die beiden Kinder, sie könnten auch allein kochen. Das würden sie zu Hause auch immer tun. Hans-Ulrich nahm dankend an, während die beiden Damen nur abschätzend auf die Kinder herabsahen, aber nicht auf die Idee kamen, selbst Hand anzulegen.
    In der Küche stellte Tim den größten Topf auf den Herd, den er zu einem Drittel mit Wasser gefüllt hatte. Dann sahen die beiden Kinder die Vorräte durch und füllten den Topf damit: eine unzerkleinerte Gemüsezwiebel, ein Paket Spaghetti, eine Dose Ravioli, ein paar Knoblauchzehen, ein Paket Zucker, ein angebrochenes Paket Zwieback, einen Becher Sahne, zwei ganze Zitronen und eine Tüte Paprikachips. Yvonne fügte noch ein paar Hände voll Legosteine dazu, weil es besser aussah. Dann ließen sie alles aufkochen. Inzwischen holten sie das Meißener Porzellan aus der Vitrine, das weder von Ferdinand noch von seiner längst verstorbenen Mutter jemals benutzt worden war, und deckten den Tisch. Als Hans-Ulrich, der sich inzwischen wieder vom Herumtollen erholt hatte, die Küche betrat, machte sich ein höhnisches Grinsen auf seinem Gesicht breit. Er trug den riesigen Topf ins Esszimmer und bat Frau und Schwiegermutter zum Essen herein. Er füllte die Teller und wünschte guten Appetit.
    Elvira hatte auf ihrem Teller neben dem Gemisch der Zutaten auch die große Gemüsezwiebel und schaute ihren Schwiegersohn an, als hätte er gerade versucht, sie zu vergewaltigen.
    Beate schaute zunächst etwas skeptisch, dann brüllte sie: »Auf meinem Teller ist ein Legostein!«
    »Das ist ja auch eine Legosuppe«, wurde sie von der kleinen Yvonne belehrt.
    Fluchend verließen die beiden Frauen das Esszimmer. Elvira holte sich eine große Tüte Chips und machte es sich wieder auf der Terrasse gemütlich. Ihre Tochter nahm sich einen Apfel.
    Als Lilly und Ferdinand zurückkamen, hatte Hans-Ulrich das wertvolle Porzellan wieder

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