Moerderische Idylle
die Galerie in der Sankt Eriksgata, um etwas Fesches und Frisches zu erstehen. An flüssigen Mitteln fehlte es ihm ja nicht, und die schmutzige Wäsche zu Hause könnte er ja - wenn er sich die Sache genauer überlegte - mitnehmen und im Hotel in Växjö abgeben. Hervorragend, dachte Bäckström. Aber zu allererst einen kleinen Mundvoll, denn es wäre doch das reine Dienstvergehen, sich auf nüchternen Magen an eine Mordermittlung zu begeben.
Bäckström hatte in einem nahe gelegenen spanischen Restaurant ein ausgiebiges Mittagessen mit vielen Tapas und anderen sommerlichen Delikatessen zu sich genommen. Da er beschlossen hatte, dass sein Arbeitgeber auch diesen Spaß bezahlen sollte, hatte er eine nicht anwesende Gewährsperson auf die Rechnung gesetzt. Die GP hatte Geschmack genug besessen, zwei große Starkbiere zu trinken. Bäckström selbst, der im Dienst war, hatte sich mit einem einzigen Mineralwasser begnügt, und als er satt und zufrieden wieder auf die Straße kam, klappte das Denken besser als seit langer Zeit. Die Sonne scheint, und das Leben spielt, dachte Bäckström und steuerte seine Wohnung an. Er brauchte nicht einmal ein Taxi zu nehmen, da er seit einigen Jahren in einer gemütlichen kleinen Wohnung in der Inedalsgata hauste, nur zwei Minuten zu Fuß vom Polizeigebäude beim Kronobergspark entfernt.
Die Wohnung hatte er von einem alten Kollegen übernommen, der vor etlichen Jahren in Pension gegangen war und den er schon während seiner Zeit bei der Gewalt in Stockholm kennengelernt hatte. Der Kollege war in sein Sommerhaus im Schärengürtel gezogen, um sich in aller Ruhe zu Tode zu saufen und derweil ein wenig zu fischen. Deshalb hatte er seine Wohnung in der Stadt nicht mehr gebraucht und sie Bäckström überschrieben.
Bäckström wiederum hatte seine damalige Wohnung einem jüngeren Kollegen von der Bezirkskripo verkauft. Der war vor die Tür gesetzt worden, weil er etwas mit einer Kollegin von der Ordnung hatte, aber da diese Kollegin ihrerseits mit einem Kollegen von der Streife verheiratet war, einem richtigen Widerling im Zweifelsfall, konnte er nicht bei ihr einziehen.
Stattdessen hatte er Bäckströms Bude gekauft. In bar, schwarz und zu einem netten Preis, dafür, dass er Bäckström beim Umzug nach Kungsholmen geholfen hatte, in seine zwei Zimmer, Küche und Bad, zwei Treppen über dem Hof. Wohngeld akzeptabel, vor allem ältere Nachbarn, die nicht besonders störten und keine Ahnung davon hatten, dass er Polizist war, und insofern hätte er es nicht besser treffen können.
Das einzige Problem war, dass er sich ein Frauenzimmer besorgen musste, das für ihn wusch und putzte, um im Gegenzug in Bäckströms solidem Fichtenholzbett von Ikea richtig durchgefickt zu werden.
Denn jetzt sah es einfach zu scheußlich aus, überlegte Bäckström, während er seine schmutzige Wäsche in eine riesige Reisetasche packte, um sie zum Stadshotell in Växjö und von dort zur nächstgelegenen Wäscherei weiterzubefördern.
Das Beste wäre es, wenn er die ganze Wohnung mitnehmen und an der Rezeption abgeben könnte, dachte er. Aber scheiß drauf, das findet sich schon, entschied Bäckström und holte sich ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank. Dann packte er eine zweite Tasche mit allem anderen, was er brauchte, und dabei kam ihm ein entsetzlicher Gedanke. Es war, als hätte ihn jemand von hinten am Schlafittchen gepackt und zerrte an ihm, und das passierte in letzter Zeit leider ein wenig zu häufig. Was zum Teufel mache ich mit Egon, überlegte Bäckström.
Egon war nach dem in Rente gegangenen Kollegen getauft, der ihm die Wohnung überlassen hatte, aber besondere Ähnlichkeiten bestanden nicht, da es sich bei Bäckströms Egon um einen Goldfisch vom allerüblichsten Modell handelte, während sein Namenspatron ein ehemaliger Polizist von mindestens siebzig war.
Bäckström hatte Egon samt Aquarium von einem Frauenzimmer bekommen, das er ein halbes Jahr zuvor kennengelernt hatte. Er hatte eine Kontaktanzeige im Internet beantwortet. Was ihn dazu gebracht hatte, war teilweise die Beschreibung der Annoncierenden von sich selbst gewesen, vor allem aber ihr Kennwort »Uniform bevorzugt«. Bäckström hatte sich zwar an der Uniform vorbeigedrückt, seit er bei der Polizei weit genug aufgerückt war, um das vertreten zu können, aber wer kümmerte sich schon um solche Einzelheiten?
Anfangs war auch alles sehr gut gelaufen. Ihre Selbstbeschreibung als »emanzipierte und tolerante Frau« war
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