Moerderische Idylle
war der Wagen wiedergefunden worden, also konnte er nicht am Montag gestohlen worden sein. Er war im Wald versteckt gewesen, auf einer kleineren Abzweigung von der Straße 25 zwischen Växjö und Kalmar, etwa zehn Kilometer westlich von Kalmar. Der Großgrundbesitzer hatte ihn gefunden, als er am frühen Morgen seine Gefilde inspiziert hatte. Die Nummernschilder waren abmontiert worden, außerdem hatte offenbar irgendwer einen halbherzigen Versuch unternommen, den Wagen anzustecken. Und im Hinblick auf den Zustand des Autos sah es vor allem so aus, als hätte der Besitzer versucht, sich der Schrottkarre auf möglichst bequeme Weise zu entledigen. Der Großgrundbesitzer sah sich jedenfalls nicht zum ersten Mal mit dieser Form von Privatinitiative konfrontiert. Kurz und zusammengefasst, fand er das alles überhaupt nicht komisch.
Am Nachmittag rief er die Polizei von Kalmar an, aber weil die nicht genug Leute hatte, dauerte es bis zum Mittwoch, dem 9. Juli, bis eine Streife aus Nybro sich die Sache vor Ort ansehen konnte. Nachdem sie den Wagen inspiziert und ein wenig in der Umgebung herumgewühlt hatte, fand sie zwei Nummernschilder, die etwa fünfzig Meter vom Fahrzeug entfernt in Richtung Straße 25 in einem Graben lagen. Über Polizeifunk wurde eine Frage gestellt, es kam eine Antwort, die mit dem Wagen übereinstimmte, und ungefähr jetzt fing das Ganze an, interessant zu werden.
Bei der verbrechensvorbeugenden Abteilung der Bezirkspolizei von Kalmar waren die Mahnungen des Justizministers zu verschärften Maßnahmen gegen die Alltagskriminalität auf fruchtbaren Boden gefallen, man beteiligte sich sogar an einem speziellen Pilotprojekt auf nationalem Niveau und versuchte also, mit Hilfe moderner kriminaltechnischer Methoden die Aufklärung von Autodiebstählen voranzutreiben.
Und in just diesem Fahrzeug fand sich allerlei, das für einen Diebstahl sprach. Zum Beispiel war der Wagen mit Hilfe eines Schraubenziehers, den jemand ins Zündschloss geschoben und umgedreht hatte, gestartet worden, und das Lenkrad hatte der Dieb auf die übliche Weise entsichert, indem er die Räder gesperrt und dann aus aller Kraft am Lenkrad gerissen hatte.
Im Aschenbecher zwischen den Vordersitzen fanden die Kollegen aus Västervik eine selbst gedrehte Zigarette mit dem verheißungsvollen Duft von Cannabis sativa, sie steckten die Kippe in eine Beweistüte und ließen den Wagen auf den Hinterhof der Wache von Kalmar bringen, um auf weitere technische Untersuchungen im Rahmen des nationalen Pilotprojekts zu warten.
Danach waren Auto und Kippe in der Welt der Polizeicomputer verloren gegangen. Die Polizei von Kalmar hatte keine Ahnung, dass der Wagen für eine kurze Minute im Zusammenhang mit der derzeit wichtigsten Mordermittlung im Lande diskutiert worden war. Sie hatte sich damit begnügt, dem Besitzer schriftlich mitzuteilen, dass sein Wagen aufgefunden worden sei, der Besitzer jedoch hatte sich nicht gemeldet, und sonst schien niemand die Karre auch nur eines Gedankens gewürdigt zu haben.
Im Labor war die Cannabiskippe ganz hinten in der immer länger werdenden Schlange von DANN-Analysen gelandet. Trotz der politischen Initiative des Justizministers, ganz abgesehen davon, wo das Herz der verbrechensvorbeugenden Abteilung der Bezirkspolizei von Kalmar schlug, und bei aller Liebe zum nationalen Pilotprojekt, die Kippe war also liegen geblieben und wartete darauf, an die Reihe zu kommen, und erst nach einem Monat konnte sich jemand ihrer erbarmen.
Am späten Freitagnachmittag des 8. August war die Analyse beendet, und als sie durch das Computerregister lief, fingen die Warnlämpchen an zu blinken. Leider hatten offenbar sämtliche Zuständige bei der Bezirkspolizei von Kalmar und Växjö bereits Feierabend gemacht, und aus Rücksicht auf Geheimhaltung und diverse andere persönliche Aspekte dauerte es noch bis Montagmorgen, bis Enoksson und seine Kollegen direkt vom Zuständigen im Labor die frohe Botschaft erfuhren.
»Ja, das wäre das«, endete Enoksson. »Die Kollegen sind schon nach Kalmar unterwegs, um die Karre zu holen. Wir hielten das für die sinnvollste Lösung. Sonst noch was? Ja, ich soll noch grüßen, von den Kollegen in Kalmar.«
»Was wollten die denn«, fragte Bäckström, obwohl er das schon wusste.
»Das Übliche«, sagte Enoksson. »Wenn wir weitere Hilfe brauchen, um den Mord an Linda aufzuklären, sollen wir uns einfach melden.«
»Wird wohl nicht nötig sein«, sagte Bäckström. »Okay,
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