Moerderische Idylle
ganz hervorragende Gelegenheit, um sich für die Unverschämtheiten zu bedanken, die selbiger Bäckström bei ihrer letzten Begegnung von sich gegeben hatte, fand Jönsson.
»Ich verstehe das Problem nicht so ganz«, fiel Johansson dem Bezirkspolizeichef ins Wort, nachdem er dessen Tiraden hatte lauschen müssen. »Leiten denn nicht deine Leute die Voruntersuchung«, fragte er. »Ich dachte, Bäckström und die anderen Kollegen seien von uns geschickt worden, um euch zu helfen?« Was schon schlimm genug war, wenn man an Bäckström dachte, aber um dieses kleine Unglück kümmere ich mich später, dachte Johansson.
»Ja, an sich schon«, gab der Bezirkspolizeichef zu. »Der VU-Leiter ist einer meiner vertrautesten Mitarbeiter, ein überaus erfahrener Kollege, der hier bei der Bezirkskriminalpolizei arbeitet.«
»Schön zu hören«, sagte Johansson. »Dann kannst du meinen Jungs ausrichten, dass sie sich anständig benehmen sollen, sonst kriegen sie es mit Vätern zu tun, und wenn ich sie nach Hause holen soll, dann will ich das schriftlich.«
»Nein, wirklich nicht, wirklich nicht, die leisten ganz hervorragende Arbeit«, beteuerte der Bezirkspolizeichef, dessen Hände trotz der Hitze bereits in kalten Schweiß gebadet waren.
»Ja dann«, sagte Johansson.
Was für ein außerordentlich primitiver Mensch, dachte der Bezirkspolizeichef.
»Sag Bescheid, wenn ich mich irre, Pelle«, sagte Bäckström, der außerordentlich guter Laune zu sein schien. »Du rufst an, um zu fragen, ob du und deine Spielkameraden im Archiv mir und meinen Kollegen mit etwas aushelfen könnt, das wir uns noch nicht selbst zusammengereimt haben.«
»Das sind deine Worte, Bäckström«, antwortete Jönsson’kurz.
»Ich rufe an, um euch unsere analytische Expertise in Verbindung mit dem DANN-Fund in dem verlassenen Auto anzubieten.«
»Aber dann habe ich doch richtig verstanden«, sagte Bäckström. »Du rufst an, um zu fragen, ob du uns bei etwas helfen kannst, das wir uns noch nicht selbst zusammengereimt haben.«
»Ja, wenn du das lieber so ausdrückst«, sagte Jönsson.
»Die Antwort ist nein. Ich wiederhole, nein«, sagte Bäckström mit lauter und deutlicher Stimme, während er zugleich sein Telefon ausschaltete, da er das schon früh als die unschlagbar beste Methode erkannt hatte, einen Anruf zu beenden, vor allem wenn man mit solchen wie Kollege Jönsson redete. Da hat der kleine Pelle Schwanzlos doch richtig was zum Lutschen, dachte er.
56
Am nächsten Tag brachte die größere der beiden Abendzeitungen eine Reportage über Lindas Beerdigung - TRAUER UM LINDA -, und Text und Bilder ließen annehmen, dass das Material nicht von den Mitarbeitern der Zeitung stammte. Der Text war allgemein gehalten, natürlich voll tiefen Mitgefühls, aber er hätte sich wirklich auf jede beliebige Beisetzung beziehen können. Er war mit unscharfen Friedhofsbildern illustriert, die aus weiter Ferne aufgenommen worden waren, und konnte so gut wie jede Trauergemeinde zeigen. Weder Reporter noch Fotograf gehörten zum festen Mitarbeiterstab der Zeitung. Beide hatten nichtssagende Namen und waren nicht mit kleinen Fotos vertreten, was noch seltsamer war, da die Reportage eine ganze Seite vorn in der Zeitung einnahm.
Der Knaller dagegen befand sich auf der gegenüberliegenden Seite, und das war auch die Schlagzeile des Tages - PORNONACHT DER MORDERMITTLER -, und ohne dass es eigentlich in der Zeitung stand und ohne dass man sich wirklich durch den Text hindurchmühen musste, erhielt das normale Publikum doch einen klaren Eindruck vom Vorgefallenen. Während Lindas Familie und ihre engsten Freunde sie wie gelähmt vor Trauer zur letzten Ruhe gebettet hatten, waren die Polizisten von der Zentralen Kriminalpolizei, die doch eigentlich den Mörder fangen sollten, im Hotel geblieben und hatten sich die Zeit mit Pornofilmen vertrieben.
»Ich kapiere hier überhaupt nichts mehr«, brüllte Rogersson, als sie im Dienstwagen saßen, um den halben Kilometer zwischen Hotel und Wache hinter sich zu bringen. »Ich hab keinen Porno gesehen, verdammt noch mal.«
»Scheiß da jetzt drauf«, sagte Bäckström versöhnlich. »Was diese Zeitungsschmierer sich aus den Fingern saugen, interessiert doch bestimmt keinen.«
Bäckströms Erinnerung hatte sich seit Rogerssons letztem Besuch beträchtlich geklärt, und jetzt galt es, sich nichts anmerken zu lassen. Da das zu Bäckströms allerbesten Disziplinen gehörte, machte er sich auch keine
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