Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
Chef der Zentralen Kriminalpolizei ernannt worden war, noch andauerte und nicht einmal der bestinformierte Journalist auch nur die geringste Ahnung von dieser Beförderung hatte, die erst in zwei Stunden durch eine Pressemeldung des Justizministeriums an die Öffentlichkeit gelangen sollte.
     
    Am Freitagabend versammelte Bäckström seine Getreuen zu einem gemeinsamen Essen im Hotel. Sie fingen in Bäckströms Zimmer an, um in aller Ruhe über ihre Angelegenheiten sprechen zu können, und ausnahmsweise einmal hatten auch Lewin, Knutsson und Thoren Bäckströms großzügiges Angebot eines Bieres angenommen. Die kleine Svanströmsche trank kein Bier, war aber doch so weit zurechnungsfähig, dass sie auf ihr Zimmer ging und sich ein Glas Weißwein aus der Flasche holte, die sie offenbar dort in der Minibar abgestellt hatte.
    »Da kann ich euch wenigstens Gesellschaft leisten«, sagte sie.
     
    Bäckström war wütend. Er war keiner, der sich Scheiß und üble Sprüche von irgendwelchen Buschsheriffs bieten ließ, noch dazu, wenn sie zu feige waren, ihm das alles ins Gesicht zu sagen. Mehrmals an diesem Tag hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, zum Polizeichef zu gehen und dort auf den Tisch zu schlagen.
    »Bei allem Respekt, Bäckström, ich halte das nicht für sonderlich konstruktiv«, wandte Lewin ein.
    »Das meinst du also«, sagte Bäckström. Du Scheißverräter, dachte er.
    »Ich neige auch eher zu Lewins Ansicht«, sagte Rogersson, obwohl er doch gerade Bäckströms Bier pichelte. »Und wenn wir den Arsch erst im Knast haben, legt sich das Gerede gleich wieder.«
    Noch einer, dachte Bäckström.
    »Es war jemand, den sie gekannt hat«, sagte Lewin. »Jemand, den sie ganz freiwillig eingelassen hat, weil sie ihn gut leiden mochte, und ich bin sogar ziemlich sicher, dass sie anfangs freiwillig Sex mit ihm hatte. Aber dann ist die Sache aus dem Ruder gelaufen.«
    »Und wo finden wir ihn also«, fragte Bäckström. In einer von deinen verdammten Strukturen, dachte er.
    »Natürlich finden wir ihn«, sagte Lewin. »So groß kann die Auswahl doch wohl nicht sein. Früher oder später finden wir ihn.«
     
    Danach gingen sie ins Restaurant hinunter und aßen zu Abend, und da Bäckström nun auftaute, konnte er die anderen sogar von der Notwendigkeit eines Bissens Hering vor dem Essen überzeugen.
    »Den Schnaps geb ich aus«, sagte Bäckström, der schon entschieden hatte, wie er dieses kleine Problem lösen konnte, ohne auf sein Sauerverdientes verzichten zu müssen.
    Danach hatte eins das andere gegeben. Vor allem für ihn und Rogersson natürlich, aber auch Lewin und alle anderen hatten sich gefügt und ein Gläslein gezwitschert. Max und Moritz hatten ganz tüchtig gebechert, ehe sie dann irgendwann in der Stadt verschwunden waren, und diesmal war zweifellos nicht das filmische Angebot ihr Ziel gewesen.
    Bäckström selbst setzte sich mit Rogersson in die Bar, und als sie dann endlich zur wohlverdienten Nachtruhe auf ihre Zimmer zurückwankten, waren sie beide ziemlich erschöpft. Bäckström hatte Probleme mit seiner Schlüsselkarte, aber Rogersson half ihm und sorgte dafür, dass er ins Zimmer gelangte.
    »Möchtest du einen«, fragte Bäckström und fuchtelte in Richtung Minibar.
    »Ich hab genug«, sagte Rogersson. »Aber eins hatte ich noch vergessen.«
    »Ohr«, sagte Bäckström, streifte die Schuhe ab und legte sich auf die Seite, um vor dem Einschlafen Zeit zu sparen.
    »Da hat so ein Scheißjournalist angerufen und behauptet, wir hätten uns die ganze Nacht Pornos reingezogen«, sagte Rogersson. »Weißt du was darüber, Bäckström?«
    »Nicht die geringste Ahnung«, murmelte Bäckström. Was redet der denn da für einen Scheiß, dachte er. Pornos? Um diese Zeit?
    »Geht mir genauso«, sagte Rogersson.
    »Was hast du ihm denn gesagt«, murmelte Bäckström.
    »Ich hab gesagt, er soll sich zum Teufel scheren, natürlich. Was hättest du denn gemacht?«
    »Ihm gesagt, er soll sich zum Teufel scheren, natürlich«, sagte Bäckström. »Was hältst du übrigens davon, wenn wir jetzt schlafen?«
     
    Am Sonntag, dem 10. August, trug die Familie Linda Wallin zu Grabe. Anwesend waren ihre Eltern, ihre beiden Halbbrüder aus der ersten Ehe ihres Vaters sowie etwa zwei Dutzend weitere Verwandte und enge Freunde. Presse und Polizei fehlten jedoch. Kommissar Olsson war von Lindas Vater abgewiesen worden, als er angerufen hatte, um seine Dienste anzubieten. Er habe schon für alles gesorgt. Die Trauerfeier

Weitere Kostenlose Bücher