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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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großen Sorgen. So tun, als ob es regnet, den Kopf schütteln, wenn jemand fragt, sich bei Bedarf über den vielen gemeinen Klatsch aufregen, mit dem die Leute sich amüsieren, wenn der Frager kein Nein akzeptiert.
     
    Einer, der sich deutlich Sorgen machte, war Lars Martin Johansson. Schon beim Morgenkaffee im Büro hatte er die große Abendzeitung mit in sein Zimmer genommen, hatte zwischen den Zeilen gelesen und sich rasch zusammengereimt, wie die Sache wirklich aussah. Aus irgendeinem Grund dachte er an Bäckström, als er den Polizeirat zu sich rief, den Chef von Bäckström und Kollegen.
    »Sitzen«, sagte Johansson und nickte zum Rat und zum Besuchersessel hinüber, als Erstgenannter in sein Zimmer schlich.
    »Eine Frage«, sagte Johansson. »Wer hat Bäckström nach Växjö geschickt?«
    Das schien unklar zu sein, behauptete der Gefragte. In einem Punkt war er seiner Sache jedoch sicher. Er war es nicht gewesen. Er hatte nämlich Urlaub gehabt, und wenn er keinen Urlaub gehabt hätte, dann wäre Bäckström der Letzte gewesen, dem er die Leitung der Ermittlungen unten in Växjö anvertraut hätte. Im Gegenteil hatte er sogar versucht, solchen Möglichkeiten vorzubeugen, ehe er seinen Urlaub angetreten hatte.
    »Er sollte alte, liegen gebliebene Fälle durchsehen«, erklärte der Polizeirat. »Sehr alte sogar«, beteuerte er aus irgendeinem Grund.
    Johansson sagte nichts. Er schaute seinen Besucher nur an, und sein Blick hatte aus irgendeinem Grund sehr große Ähnlichkeit mit dem, was der Bezirkspolizeichef von Växjö sich früher an diesem Tag vorgestellt hatte.
    »Wenn es den Chef interessiert, so bin ich ziemlich sicher, dass Nylander selbst diesen Beschluss gefasst hat«, fügte der Polizeirat hinzu und räusperte sich nervös.
    »Papier und Feder«, sagte Johansson und nickte seinem Opfer zu. »Ich will Folgendes wissen…«
     
    57
     
    Schon am Montagnachmittag befand sich das gestohlene Auto in der Garage des Polizeigebäudes in sicherem Verwahr. Enoksson und seine Kollegen gingen sofort ans Werk, und nur einen Tag später konnten sie der Ermittlertruppe die ersten Funde vorlegen. Im Auto hatten sie etliche Fingerabdrücke gesichert. Zwei davon stimmten mit dem allerwahrscheinlichsten der fünf Abdrücke unbekannten Ursprungs vom Tatort überein. An der Rückenlehne des Fahrersessels hatten sie außerdem blaue Fasern gefunden. Die waren ins Labor geschickt worden, aber nach ihrer eigenen vorläufigen Einschätzung, denn auch die Polizei in Växjö verfügte über ein Mikroskop, sprach sehr viel dafür, dass es sich um die gleiche exklusive Kaschmirfaser handelte, wie sie am Tatort sichergestellt worden war.
    Danach hatten sie auch alles andere gefunden. Das, was man immer findet, wenn man ein unter verdächtigen Umständen entdecktes Fahrzeug sorgfältig genug durchsucht. Sand, Kies, Staub und Wollmäuse auf dem Boden, jede Menge Haare und Textilfasern auf Boden und Sitzen, alte Quittungen und andere Papiere im Handschuhfach und an allen erdenklichen anderen Stellen. Im Kofferraum gab es einen Wagenheber und das übliche Werkzeug, dazu einen roten Kinderoverall in Winterdicke und einen alten Kindersitz. Vor dem Wagen, einige Meter weiter in ein Gebüsch geworfen, hatten die Kollegen von der Polizei in Nybro einen leeren Zehnliter-Reservekanister gefunden. Blut, Sperma oder andere in diesem Zusammenhang interessante Körperflüssigkeiten hatten jedoch nicht sichergestellt werden können.
    Die Vorgehensweise des Täters sprach ebenfalls eine deutliche Sprache. Der ins Zündschloss gebohrte Schraubenzieher, das auf übliche Weise geknackte Lenkradschloss, die selbst gedrehte Marihuanakippe im Aschenbecher, der Versuch, das Fahrzeug abzufackeln, um auf diese Weise alle Spuren zu vernichten. Insgesamt sprach alles stark für den in diesem Zusammenhang klassischen Täter.
    Einen Drogensüchtigen mit langem Vorstrafenregister und allerlei früheren Kontakten zu Polizei und Gefängniswesen. Sogar die Tatsache, dass es ihm nicht gelungen war, das Auto anzustecken, weil er nicht genug Benzin gehabt hatte, zeigte in diese Richtung. Da diese Leute eben oft angedröhnt, verworren und außerdem chaotisch im Kopf waren.
     
    Zwei Umstände jedoch störten dieses Bild in der Welt, in der Enoksson lebte, und mit dem ersten hätte er sich immerhin noch abfinden können. Die blaue Faser aus dem teuren Pullover konnte damit erklärt werden, dass der Täter den Pullover gestohlen hatte. Aber es blieb noch eine andere

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